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Re: [ox] Re: Herangereifte Widersprueche in der buergerlichen Gesellschaft (w...



Hallo, Ralf!

On Die, 14 Nov 2000, RalfKrae aol.com wrote:
sloyment gmx.net:
Ich bin auch dafür, Informationsprodukte möglichst allgemein und für
die
NutzerInnen weitgehend kostenlos zur Verfügung zu stellen, aber auf
               ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
 Darum geht es gar nicht. Ein Programm ist Frei i.S.d. FSF, wenn es
folgende Kriterien erfüllt:

Schon ok., aber hier ging es eben nicht nur um Software, sondern v.a. um
Texte, Musik etc. 

...wobei diese Kriterien auch auf Texte und Musik problemlos anwendbar sind, 
und es sogar ein Copyleft auf Texte gibt (z.B. mittels GFDL)...

und die Frage, wie man zur gewerkschaftlchen
Interessenvertretung von UrheberInnen und zur GEMA etc. steht.

Nein, darum geht es nicht. Die Gewerkschaften sollen die Interessen aller 
Menschen vertreten und sich für geringere Arbeitszeit und höhere Löhne 
einsetzen, solange diese Menschen noch Zeit mit Lohnarbeit verbringen müssen, 
weil Löhne ihre Lebensgrundlage sind. Ferner sollten sie aber auch ein 
Überwinden dieses Zustandes anstreben.

 > absehbare Zeit wirft das notwendig die Frage auf, wie das Entgelt für
 > professionelle UrheberInnen organisiert werden soll.

 Programmieren als bezahlte Dienstleistung, als Handwerk. Die Idee stammt
noch
 aus der Gründungszeit der FSF, vom Heiligen Saint Ignucius persönlich.

Seh ich prinzipiell ähnlich, auch für og. UrheberInnen. Also angemessenes
Entgelt. Die Frage ist, wie das am sinnvollsten gesellschaftlich zu
organsieren ist[1], konkret: Wer zahlt wem wieviel[2] bzw. wer entscheidet 
das[3], und woher kommt das Geld[4]?

zu 1: Wie bei anderen Handwerksberufen gibt es da zuerst die Möglichkeiten 
      Selbständiger(a) oder Angestellter(b) und im letzteren Fall zusätzlich  
      Objekt- und Stundenlohn.

zu 2 a: Der Kunde zahlt dem Handwerker eine vereinbarte Summe.
     b: Der Arbeitgeber entlohnt den Arbeitnehmer nach dem gesetzlichen   
        Mindesttarif oder höher, entweder einmalig für die geleistete Arbeit
        oder während der Dauer der Arbeit für jede angefangene Stunde. 

zu 3: Der gesetzliche Mindesttarif wird zwischen Gewerkschaften und 
      Arbeitgebervertretungen ausgekaspert.

zu 4: Das Geld bezahlt entweder der Kunde (a) oder der Arbeitgeber (b).

Beispiel: Der 386-Emulator Bochs von Kevin Lawton war bis vor kurzem ein 
proprietäres Programm. Die Firma Mandrake hat nun sämtliche Rechte an dem 
Programm erworben und es unter die GPL gestellt. Die einmalige Zahlung an 
K.L. kann man als die Zahlung einer vereinbarten Summe(s.2a) an einen 
selbständigen Handwerker betrachten. Der Kunde (s.4a) ist hierbei die Firma 
Mandrake. Desweiteren hat Mandrake K.L. fest angestellt(s.1b), wobei seine 
Aufgaben darin bestehen, zum einen an dem noch unfertigen Programm Plex86 
herumzuwerken und zum anderen Linux Mandrake bei jeder Gelegenheit in den 
höchsten Tönen zu loben. In dem Fall ist Mandrake der Arbeitgeber(s.4b). Die 
Art der Bezahlung (Objekt- oder Stundenlohn) ist unklar, ebenso, ob es 
bereits eine Gewerkschaft für {Freie-Software}-Entwickler gibt.

Dieses Modell ist natürlich auch auf alle anderen geistigen Arbeiten 
übertragbar. Lehrbücher sind der unmittelbar nächste Schritt.

 Bei Journalisten etc. ist sogar eine Finanzierung durch den Verkauf von
 Exemplaren möglich -- wegen des Zeitvorteils. Die Zeitung, d.h. die
Texte, das Layout usw. wird erst dann Frei-gegeben und maschinenlesbar
veröffentlicht, wenn die Zeitungen schon in den Kiosken liegen. Bis dann
die Konkurrenz die Maschinen angefeuert hat, sind schon alle 
Exemplare verkauft..

Aber gerade wenn künftig hier Verbreitung übers Netz immer wichtiger wird
und dann zumindest in Teilbereichen erheblich zu Lasten der Papierauflagen
geht, wird es nicht mehr funktionieren, dass dies wie bisher von den
KäuferInnen der Printausgaben unfreiwillig mitfinanziert mit.

Die Zeitungen im Web (z.B. www.bild.de) sind großteils vom Aufbau her total 
vermurkst. Es ist kaum möglich, sich die ganze "Zeitung" von vorn bis hinten 
durchzulesen, weil eine Einteilung wie die Seiten bei echten Zeitungen fehlt 
oder gar keine Struktur erkennbar wird. Man kann sie auch nicht für private 
Zwecke archivieren, da gesetzlich nicht geregelt ist, wie und ob man sie 
kopieren darf -- einmal muß man das ja eh: vom Server in den Cache. 

Das Prinzip, sich durch den Verkauf greifbarer Exemplare zu finanzieren, 
funktioniert aber. Die Leute sind i.d.R. zu faul sich alles aus dem Web zu 
saugen oder sich stundenlang an den Brenner zu stellen. Das sieht man ja an 
den Linux-Distributionen. Warum gibt da wohl jemand Unsummen an Geld für aus? 
Wohl kaum wegen des Supports.

 > > Im
 > Wissenschaftsbereich sind immer noch viele durch
 > HoschullehrerInnenposten etc. abgesichert,

 Also fehlen nur noch Romanautoren, Musiker, Künstler usw.

Außerdem auch noch JournalistInnen und sonstige PublizistInnen,

die hatten wir doch weiter oben schon durch

FotografInnen, Filmleute usw. Insgesamt "nur" ein paar hunderttausend
Leute.

Wie im Steinkohlebergbau? Ich habe gehört, es wäre billiger, allen Arbeitern 
in diesem Bereich eine Sofortrente zu verpassen, als diesen Industriebereich 
künstlich am Leben zu erhalten.


Tschüß,
Thomas
 }:o{#

_________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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