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Re: [ox] Re: Herangereifte Widersprueche in der buergerlichen Gesellschaft (w...



Hallo Thomas und allerseits

In einer eMail vom 14.11.00 02:05:05 (MEZ) Mitteleuropäische Zeit schreibt 
sloyment gmx.net:

Ich bin auch dafür, Informationsprodukte möglichst allgemein und für die
 > NutzerInnen weitgehend kostenlos zur Verfügung zu stellen, aber auf
               ^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
 Darum geht es gar nicht. Ein Programm ist Frei i.S.d. FSF, wenn es 
folgende 
 Kriterien erfüllt:

Schon ok., aber hier ging es eben nicht nur um Software, sondern v.a. um 
Texte, Musik etc. und die Frage, wie man zur gewerkschaftlchen 
Interessenvertretung von UrheberInnen und zur GEMA etc. steht.

 > absehbare Zeit wirft das notwendig die Frage auf, wie das Entgelt für
 > professionelle UrheberInnen organisiert werden soll.
 
 Programmieren als bezahlte Dienstleistung, als Handwerk. Die Idee stammt 
noch 
 aus der Gründungszeit der FSF, vom Heiligen Saint Ignucius persönlich. 

Seh ich prinzipiell ähnlich, auch für og. UrheberInnen. Also angemessenes 
Entgelt. Die Frage ist, wie das am sinnvollsten gesellschaftlich zu 
organsieren ist, konkret: Wer zahlt wem wieviel bzw. wer entscheidet das, und 
woher kommt das Geld?
 
 Bei Journalisten etc. ist sogar eine Finanzierung durch den Verkauf von 
 Exemplaren möglich -- wegen des Zeitvorteils. Die Zeitung, d.h. die Texte, 
 das Layout usw. wird erst dann Frei-gegeben und maschinenlesbar 
 veröffentlicht, wenn die Zeitungen schon in den Kiosken liegen. Bis dann 
die 
 Konkurrenz die Maschinen angefeuert hat, sind schon alle Exemplare 
verkauft..

Aber gerade wenn künftig hier Verbreitung übers Netz immer wichtiger wird und 
dann zumindest in Teilbereichen erheblich zu Lasten der Papierauflagen geht, 
wird es nicht mehr funktionieren, dass dies wie bisher von den KäuferInnen 
der Printausgaben unfreiwillig mitfinanziert mit.

  > Im
 > Wissenschaftsbereich sind immer noch viele durch HoschullehrerInnenposten
 > etc. abgesichert,
 
 Also fehlen nur noch Romanautoren, Musiker, Künstler usw. 

Außerdem auch noch JournalistInnen und sonstige PublizistInnen, 
FotografInnen, Filmleute usw. Insgesamt "nur" ein paar hunderttausend Leute.
 
 Ich denke aber, daß auch noch weiter ausuferndere Wissenshorterei nichts 
an 
 der heutigen Brotlosigkeit ihrer Kunst ändern würde. Mein Favorit wäre in 
 diesem Zusammenhang eine allgemeine Grundversorgung für alle.

Bin ich skeptisch, ob das als gesellschaftspolitische Orientierung sinnvll 
ist, das wäre aber ein anderes Thema. Jedenfalls stellt sich hier wieder die 
Frage nach der Höhe und damit den Kosten und nach der Finanzierung.
  
 > Außerdem halte ich, aber das ist ein anderes Thema, für illusionär, von  
der
 > Spezifik von Infomationsprodukten so schlicht zu abstrahieren, wie es 
hier
 > in einigen mails geschieht, und darauf Sozialutopien aufzubauen.  
Materielle
 > Produkte kann man leider nicht so einfach und fast umsonst vervelfältigen
 > wie Informationen, 
 
 Da tut sich einiges. Gedruckte und integrierte Schaltungen ähneln schon 
stark 
 der industriell gepreßten CD (oder eher einer Schallplatte, denn das 
 Werkstück taugt nicht selbst als Kopiervorlage). Bei mechanischen  
Apparaturen 
 (z.B. Autos) ist das noch etwas anderes, die sind vom Fertigungsaufwand 
noch 
 mit Röhrenradios vergleichbar. Zum einen könnte man durch moderne 
Elektronik 
 noch viel Mechanik einsparen, zum anderen wird es sicher in der Mechanik  
noch 
 Basiserfindungen (so wie gedruckte Schaltungen, Oberflächenmontage, ICs 
usw.  
 in der Elektronik) geben, die die Herstellung vereinheitlichen und damit 
CAD, 
 CAM, CIM vorantreiben.
 
 > und das ist auch in absehbarer Zeit und z.T. prinzipiell
 > nicht möglich, und Software (auch Freie) und Geld haben eines geminsam: 
man
 > kann sie nicht essen.
 
 Darum darf es nicht bei den kaum nahrhaften Bildschirm- und 
Druckerausgaben 
 bleiben.
 
Da scheint mir in der Debatte schlicht verbreitete Ignoranz über den 
Energie-, Ressourcen- und Arbeitsaufwand zu herrschen, der mit der 
menschlichen Lebensweise verbunden ist, auch wenn man viel mehr oder weniger 
Überflüssiges streichen würde. Übrigens ist gerade auch die Produktion von 
Computer- und Kommunikationstechnik ökologisch eine ziemliche Sauerei. Ich 
halte es für unmöglich, eine Produktions- und Lebensweise zu entwickeln, die 
nicht einerseits erheblichen (aber erheblich reduzierbaren, aber nicht als 
quasi automatisches Resultat von IT und Automatisierung) Stoff- und 
Energiedurchsatz hat und andererseits menschliche Arbeit in erheblichen 
Volumina und eine differenzierte gesellschaftliche Organsiation erfordert

Freundliche Grüße

Ralf Krämer
Fresienstr. 26
44289 Dortmund
Tel. 0231-3953843
Fax 0231-3953844

_________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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