Message 01272 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT01153 Message: 6/18 L4 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

[ox] Re: freie Kooperation



Hi Benni!

6 days ago Benni Baermann wrote:
On Sun, Nov 05, 2000 at 11:19:59PM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Merten wrote:
- alle Beteiligten frei sind, die Kooperation zu verlassen, ihre
Kooperationsleistung einzuschränken oder unter Bedingungen zu stellen,
und dadurch Einfluss auf die Regeln der Kooperation zu nehmen;

Iihh ba! Das ist ja der pure Tausch! De facto: Ich habe
Mitwirkungsrechte nur dann, wenn ich auch was einzubringen habe. Nur
wenn ich drohe zu gehen, kann ich Einfluß nehmen.

Nee, nee, nee so kann's nicht gehen. Da steckt ja das ganze "Wer nicht
arbeitet soll auch nicht essen" des Kapitalismus in verbrämter Form
drin. Das ist das, was auch in der Selbstverwaltungsszene bekannt ist
und was ich wohl im Senfeimer schon mal angegangen bin.

In FS gibt es das aber ganz genauso als "contribute nothing - expect
nothing".

Ja klar, aber das ist nicht zentral - zumindest nicht für dich und
mich. Was hast du zu der Linux-Distribution beigetragen, die du
benutzt? Nicht zu der konkreten Installation auf deiner Platte,
sondern zu dem, *was* du da auf deine Platte gespült hast. Und
vielleicht wichtiger noch: Wenn interessiert dein nicht vorhandener
Beitrag?

Dieses "contribute nothing - expect everything" und das auch noch ohne
moralische Bedenken: Das ist einer der entscheidend neuen Aspekte an
der Freien Software.

Das muß offener laufen. Wer kommt, kommt, wer geht, geht. Ohne Druck
auszuüben. Diese Sorte Psychodruck ist doch voll kotzig und macht
bestimmt kein gutes Klima. Wenn ein Mensch sich entscheidet zu
Kommen/Gehen, dann weil sie das aus freien Stücken macht und nicht
weil sie ihre Leistung als Druckmittel einsetzen will.

Druck ausüben ist für mich keine Selbstentfaltung sondern ein Zeichen
mißlungener Kommunikation oder unvereinbarer Gegensätze. Im ersten
Fall sollte an der Kommunikation ausgeübt werden, im letzten Fall
                                    ^^^^^^^^ hupps, das sollte gefeilt heißen
sollten sich die Beteiligten trennen.

Es ist vielleicht kein paradiesischer Idealzustand, aber Spehr
plaziert das als Gegenbild gegen eine Herrschaft, die Kooperation
aufzwingt und somit den Individuen ihre unmittelbaren Machtmittel
nimmt.

Ja, aber er formuliert halt nur die Antithese. Das ist mir da genauso
zu wenig wie bei Tauschringen oder Subsistenzwirtschaft.

Die Antithese bringt uns nicht weiter. Wer das nicht glaubt, der
sollte sich 150 Jahre Widerstand gegen den Kapitalismus und dessen
Ergebnis mal vor Augen halten.

Das Buch "Die Aliens sind unter uns" aus dem der Abschnitt zitiert
ist, ist übrigens sehr lesenswert. Witzig geschrieben und sehr
lehrreich.

Ja, ich werde es mir wohl mal zu Gemüte führen müssen. Hast du einen
Link?


						Mit Freien Grüßen

						Stefan


_________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



[English translation]
Thread: oxdeT01153 Message: 6/18 L4 [In index]
Message 01272 [Homepage] [Navigation]