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Re: [ox] das Wesen des Menschen



PLEASE, Hans-Gert, don't mix it!!

graebe informatik.uni-leipzig.de schrieb:

Stefan Mz zitierte Annette Schlemm

Das war nicht ich (Stefan Mz. alias Stefan Meretz), sondern Stefan
Mn. (alias Stefan Merten). Kam auch in deinen anderen Mails. Ist
kein Drama, aber der kleine feine Unterschied soll doch bleben ;-)

Da ich gerade dabei bin:

Hier kommt nämlich noch mal der Unterschied zum Tier rein: Tiere können
maximal "Sozialstrukturen" haben (Menschen ja auch). Bei Menschen kommt
aber immer dazu, daß sie ihr Leben IN DER GESELLSCHAFT reproduzieren.
Das ist was andres als die soziale Kooperation bei Tieren, denn
Gesellschaft bildet sich durch die arbeitsteilige Reproduktion, bei der
NICHT MEHR JEDE/r EINZELNE ZU JEDEM ZEITPUNKT AN DER REPRODUKTIONSARBEIT
BETEILIGT SEIN MUSS (Bei Tieren muß jedes Tier seinen Leistungsanteil im
Rudel oder sonstwo bringen).

Was meint ihr damit? Die Möglichkeit für einzelne, Wissenschaft zu
treiben (oder eben OpenSource Code zu schreiben) ? Dann wäre für mich
der Begriff der Reproduktionsarbeit aber ziemlich eng ausgelegt, denn
damit wird ja auch etwas (erweitert) reproduziert, nämlich die
Gesellschaftlichkeit selbst.

Zustimmung. Deswegen wäre die Schreibe von "Produktion und
Reproduktion" genauer, ist nur so lang.

Dies erzeugt für Menschen einerseits eine neue Systemebene (eben
"Gesellschaft" statt nur soziale "Gemeinschaft") - die für den Einzelnen
aber mehr Freiraum (sich nicht - zumindest nicht immer und unmittelbar -
an der Reproduktion zu beteiligen) mit sich bringt. D.h.:
gesellschaftlich durchschnittlich muß zwar die notwendige
Arbeitsleistung erbracht werden - aber das Verhalten des Einzelnen wird
dadurch nicht mehr unmittelbar bestimmt, determiniert (wie noch bei den
Tieren).

Zustimmung, obwohl das mE nichts mit Ausstieg aus der Reproduktion zu
tun hat.

Davon schreibt Annette auch nicht. Sie schreibt von Überwindung der
Unmittelbarkeit. Nicht unmittelbar in (Re-)Produktion eingebunden zu
sein, impliziert allerdings auch die grundsätzliche _Möglichkeit_
des "Ausstiegs".

Wie weit die Determiniertheit bei Tieren geht, entzieht sich
meiner Kenntnis. Dass die Determiniertheit in der menschlichen
Gemeinschaft oder Gesellschaft (ich will mich da mal nicht festlegen)
immer mittelbarer geworden ist, ist aber keine neue Sache.

Das war historisch ein Qualitätssprung (und nicht eine quantitative
Verschiebung wie das bei dir klingt), der überhaupt erstmals das
Denken und die Möglichkeitsbeziehung zur Realität auf die Welt
gebracht hat. Tiere haben das nicht.

Unmittelbare physische Gewalt (Sklaven), mittelbare physische Gewalt
(Fron), Kopplung von Arbeit an Mittel zur physischen Existenz
(kap. Markt).

Da war dann schon alles gelaufen, hier geht's um die
Gesellschaftsgeschichte, als sie dann mal schon da war. Die
Beispiele haben nichts mit der Herausbildung der gesellschaftlichen
Natur des Menschen in der Phylogenese zu tun.

Damit entstehen Freiräume, in denen externe durch
intrinsische Motivationen abgelöst werden, was für mich den
entscheidenden Unterschied ausmacht.

Die Freiräume (Möglichkeitsbeziehung zur Realität) gibt es genuin,
sie kamen _zusammen_ mit der Gesellschaftsgeschichte auf die Welt.

Den Unterschied gibt es bei
Tieren allerdings wohl auch.

Nein, eben nicht. Tierische Aktivitäten sind vollständig
determiniert (was Lernen, Emotionen und Motivationen nicht
ausschliesst, das Denken aber schon).

Ciao,
Stefan

-- 
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  HA II, Abteilung Datenverarbeitung
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