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Re: [ox] das Wesen des Menschen



Hallo Menschen,


Den "allgemeinen Menschen" oder "Menschen-an-sich" gibt's als
Realphänomen nicht. Aber - und das halte ich für eminent wichtig -
es gibt den "allgemeinen Menschen" als Begriff, als Kategorie, als
analytisches Denkmittel, und je mehr Klarheit wir darüber haben,
desto weniger unterläuft uns die o.g. Vermischung.

Das Allerallgemeinste, was alle Menschen gemeinsam haben, ist ihr
"kleiner Unterschied" gegenüber allen Tieren. Und das ist genau ihr
immer vorhandener Bezug zur Gesellschaftlichkeit (auch in einer
eventuellen Abwendung). Dazu muß man vielleicht auch sagen: Daß sich
Menschen GEGEN DIESE Gesellschaft definieren, hat was mit der
Unmenschlichkeit dieser Gesellschaft zu tun...
 
Analytisch (nicht empirisch) kann ich also schon so eine Aussage
machen: Die Natur des Menschen ist seine Gesellschaftlichkeit.

Ja, der Mensch ist "natürlich kultürlich"... 

allgemein sein. Es enthält aber immer eine Aussage darüber, was der
Mensch nicht ist (genuines Arschloch) - und das ist wichtig.

Ach Stefan, formuliers doch mal aus, ich eiere immer  nur rum:
Hier kommt nämlich noch mal der Unterschied zum Tier rein: Tiere können
maximal "Sozialstrukturen" haben (Menschen ja auch). Bei Menschen kommt
aber immer dazu, daß sie ihr Leben IN DER GESELLSCHAFT reproduzieren.
Das ist was andres als die soziale Kooperation bei Tieren, denn
Gesellschaft bildet sich durch die arbeitsteilige Reproduktion, bei der
NICHT MEHR JEDE/r EINZELNE ZU JEDEM ZEITPUNKT AN DER REPRODUKTIONSARBEIT
BETEILIGT SEIN MUSS (Bei Tieren muß jedes Tier seinen Leistungsanteil im
Rudel oder sonstwo bringen).
Dies erzeugt für Menschen einerseits eine neue Systemebene (eben
"Gesellschaft" statt nur soziale "Gemeinschaft") - die für den Einzelnen
aber mehr Freiraum (sich nicht - zumindest nicht immer und unmittelbar -
an der Reproduktion zu beteiligen) mit sich bringt. D.h.:
gesellschaftlich durchschnittlich muß zwar die notwendige
Arbeitsleistung erbracht werden - aber das Verhalten des Einzelnen wird
dadurch nicht mehr unmittelbar bestimmt, determiniert (wie noch bei den
Tieren). 
Und diese Besonderheit gegenüber tierischen Sozialbeziehungen haben
prinzipiell alle Menschen - auch wenn die Sache konkret in allen
Gesellschaftsformen unterschiedlich gehandhabt wird... 
(Quelle: Das Menschenbild der Kritischen Psychologie)

Ich hoffe inständig, - sorry, muss ich so deutlich sagen - Hartmut,
von Deinen Anthropologisierungen verschont zu bleiben. Wenn Du
frustriert bist über so manchen real existieren Menschen, kann ich
das nachvollziehen. Aber nicht mehr, in verallgemeinerter Form hier
wiedergekäut immer wieder dargestellt zu bekommen, wie schlecht die
Menschen seien. Das bringt auch nix....

Naja, das wird uns immer wieder begegnen. Aber ich denke mal: Alle, die
das so reflektieren, nehmen sich selber ja doch meist heraus und nehmen
für sich in Anspruch, ein Einzelner Anderer zu sein... (Oder, Hartmut?)
Wenn man sich mal "von außen" beobachten könnte, würde man auch merken,
daß das aber gar nicht alle Leute merken. Vielleicht steckt in anderen,
denen ich das gar nicht zutraue, auch mehr drin? Ich selbst habe diese
Erfahrung mit positivem Ergebnis schon relativ oft gemacht. Ich freue
mich dann lieber über jedes positive Erlebnis in diesem Sinne, als mich
über die Enttäuschungen zu ärgern. 

Wenn Du so willst, liegt dem auch eine "Sein-Annahme" über den
Menschen zugrunde, nämlich: Jeder Mensch möchte einfach ein gutes
Leben haben. Die Revolutionäre sind die, die das in
radikalst-möglicher Weise umsetzen (jetzt gibt's Dresche...,
Christoph?)

"Gutes Leben". Naja, für manche Menschen ist es auch "gut" in
Selbstmitleid zu zerfließen...
Ansonsten stimmt es aber auffällig und auffällig viele Leute können nur
gut leben, wenn sie sich dabei entfalten können. Und wenns "nur" in
Deckchenstickerei bei der Spießertante ausartet... Ist halt ihre Art,
sich selbst zu entfalten.  Das muß ich dann halt auch akzeptieren.

Ahoi Annette

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*   Annette Schlemm			*
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