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Re: [ox] Konferenz als OT-Projekt



Hi Franz,

"Franz J. Nahrada" schrieb:
Spannend find ich das Projekt auch, doch fehlt mir eben
auch auf der website noch die Zielbestimmung.

Die zu entwickeln, wird eine zentrale Aufgabe sein, denn die
Problematik hast Du schon sehr richtig beschrieben:

Im Grunde genommen gibt es viele Konferenzen die sich
mit Open Source beschäftigen, und ich habe selbst eine
solche angeregt (im Gespräch mit Peter Weibel). DAnn
ist aber sehr schnell rausgekommen, daß es etwas völlig
verschiedenes ist, über free software zu sprechen oder
über die Entwicklung der Linux-Welt, als über die
Transformierbarkeit von Erfahrungen VON der Linux-Welt
oder GNU-Welt in andere Sphären der immateriellen und
materiellen Produktion.

Die Oekonux-Konferenz hat dann eine Berechtigung neben den
"irgendwie" Open-Konferenzen, wenn sie sich in Abhebung vom
neoliberalen Projekt definiert, in dem das "open" nur eine
Modernisierungsvariante des Alten darstellt. Nach dem Motto: Wie
kriege ich die Leute dazu, begeistert freiwillig das zu tun, was sie
sowieso tun sollen.

Stefan Mn. hat im Entwurf zum Call-for-Paper (CfP) geschrieben, das
es darum geht, "ob und inwieweit die Prinzipien Freier
Software-Entwicklung als Grundlage für eine neue Gesellschaft dienen
können (...) bis hin zu möglichen Organisationsformen einer solchen,
GPL-Gesellschaft genannten Formation .., in der perspektivisch die
Arbeit abgeschafft ist und die Notwendigkeiten als Nebenprodukt der
Selbstentfaltung aller erledigt werden."

Das ist schon eine gute Abhebung, die aber nach meinem Geschmack
schärfer ausfallen könnte. Aber es soll ja auch keine/r verschreckt
werden ;-)

Deine Vorschläge sind leider nicht auf der Konferenz-Seite
festgehalten. Ich möchte vorschlagen, dass die Beiträge zum CfP auf
http://www.opentheory.org/proj/oxkonferenz-cfp auch hier an die
Liste gehen (Liste eintragen, Stefan?) und das wir die Debatte dann
dort führen und so alle Vorschläge festhalten.

Eine andere wäre die Frage nach der Verbindung
der nichtproprietären Entwicklung von technischen
und wissenschaftlichen Innovationen, Produktstandards
und Qualitätsmerkmalen, also die Abschaffung des
Patentwesens, mit dem Aufblühen von Netzwerken
lokaler Produktionsbetriebe. Die Genom-Geschichte
zeigt, daß wir schon längst mittendrin in dieser
Auseinandersetzung sind. Bevor es noch irgendwie
legalisiert oder kodifiziert wurde, haben die europäischen
Forschungsinstitute den praktischen Schritt gegen das
Patentwesen begonnen - ohne daß wir über die Konsequenzen
etwas wüßten.

Wie meinst Du das - praktischer Schritt gegen das Patentwesen? Ganz
im Sinne von Beni, der noch mal eindringlich darauf hingewiesen hat,
spielt sich der Kampf im informationellen Raum ab. Es geht immer
weniger um die Verfügung um materieller Ressourcen und immer mehr um
die Verfügung über die informationellen Ressourcen.

(OSCar und Kaffeehaustisch lasse ich aus...)

Wahrscheinlich wären wir gut beraten, uns ein
Phänomen nach dem anderen herzunehmen, und wirklich
durchzuspielen. Oder eine Arbeitsteilung mit mehreren
Konferenzen und Open-Source-Willigen in verschiedensten
gesellschaftlichen Teilbereichen anzugehen.

Denn nichts wäre schlimmer, als die Sache oberflächlich
und nicht ernsthaft abzuhandeln. Es gibt sofort tausend
Fragen, und viele davon sind bereichsspezifisch.
Überall herumzudilletieren ist gar nicht mehr gefragt -
dazu ist die Sache zu ernst geworden.

Richtig, aber genauso mistig ist, wenn jede/r von sich hin bastelt.
Ich weiss zum Beispiel viel zu wenig von der Genom-Patentfrage oder
meinetwegen Gnutella (habe ich erst jetzt kapiert, dass es anders
als Napster eine Peer-to-peer-Logik hat. Wenn Gnutella funktioniert,
ist es damit unangreifbar - aber ich dilletiere rum, weil ich keine
wirkliche Ahnung habe). Aber das sind alles Bausteine einer freien
Gesellschaft, über die sollten wir uns gegenseitig - kompetent -
informieren.

Ein "Open Source Observatory" könnte man übrigens jederzeit
bei der Europäischen Kommission einreichen - ich denke
wenn irgendjemand die bürokratischen Skills hätte, könnten
hier einige Leute für sinnvolle Arbeit freigestellt werden.
Und ein solches Observatory wäre wahrscheinlich ein "Tipping point",
das heißt ein kleiner Aufwand mit Riesenresultat.

Oh Graus, dieser bürokratische Skill ist nahezu komplementär zu dem,
was freie Softwarebewegung ausmacht. Aber wer weiss, vielleicht
entfalten sich Menschen ja genau darin ;-)

z.B. als 2. Schritt die "Open Source Börse" - also eine Art Wunschfenster,
an dem sich maintainer einer idee melden und nach Ressourcen
Ausschau halten können.

Eine Art Gnutella für Ideen? Ja, das ist eine coole Idee!
Peer-to-peer-Vernetzung ohne zentrale Instanzen ist überhaupt eine
Schlüsselgeschichte...

3. Schritt wäre die "Open Source Werkstatt" - also eine Software, mit der
komplexe Probleme wie z.B. Konstruktion und Design abgehandelt
werden können.

Das gibt's m.E. schon, etwa freshmeat.org or sourceforge.net, da
musst allerdings Rosinenpicken betreiben.

Ich glaube Opentheory ist damit schon überlastet, weil es nicht
mehr nur um Theory geht sondern um Praxis - und dafür bedarf
es vielleicht mehr als Annotation und Diskussion, mehr als Text.

That's right, aber ich will erstmal ein paar kleine Pflänzchen
giessen bevor ich die EU-Bürokratie besetze (um sie abzuschaffen)
;-)

Ciao,
Stefan

-- 
  Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen
  HA II, Abteilung Datenverarbeitung
  Kanzlerstr. 8, 40472 Duesseldorf
--
  stefan.meretz hbv.org
  maintaining: http://www.hbv.org
  private stuff: http://www.meretz.de
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----------------------
http://www.oekonux.de/



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