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Re(2): [ox] Konferenz als OT-Projekt



Spannend find ich das Projekt auch, doch fehlt mir eben 
auch auf der website noch die Zielbestimmung.

Im Grunde genommen gibt es viele Konferenzen die sich
mit Open Source beschäftigen, und ich habe selbst eine
solche angeregt (im Gespräch mit Peter Weibel). DAnn
ist aber sehr schnell rausgekommen, daß es etwas völlig
verschiedenes ist, über free software zu sprechen oder
über die Entwicklung der Linux-Welt, als über die 
Transformierbarkeit von Erfahrungen VON der Linux-Welt
oder GNU-Welt in andere Sphären der immateriellen und 
materiellen Produktion.

Ich spiele selbst mit dem Gedanken und habe erste
Verbindungen geknüpft, eventuell eine Konferenz
über die Transformation der Kulturinstitutionen
durch Digitalisierung des sogenannten kulturellen 
Erbes zu machen. 

Das wäre eine Welt für sich.

Eine andere wäre die Frage nach der Verbindung 
der nichtproprietären Entwicklung von technischen
und wissenschaftlichen Innovationen, Produktstandards
und Qualitätsmerkmalen, also die Abschaffung des
Patentwesens, mit dem Aufblühen von Netzwerken
lokaler Produktionsbetriebe. Die Genom-Geschichte
zeigt, daß wir schon längst mittendrin in dieser
Auseinandersetzung sind. Bevor es noch irgendwie 
legalisiert oder kodifiziert wurde, haben die europäischen
Forschungsinstitute den praktischen Schritt gegen das
Patentwesen begonnen - ohne daß wir über die Konsequenzen
etwas wüßten.

Auch eine Welt für sich, Biotech und die Folgen.

Als ich die OSCAR-geschichte gelesen habe, hielt ich
es zuerst für einen Aprilscherz. Dann sah ich, daß 
da tatsächlich ernsthafte Leute dabei sind. Gleichzeitig
fehlen aber so gut wie alle Überlegungen zu einer
Produktionsstruktur. Will man, daß die Autoindustrie
selbst wie die Hardwarehersteller zu OS-Standards 
übergehen? Oder blühen hier die "small assembly shops",
Weil Autoindustrie letztlich nichts weiter als Assemblierung
und Zusammenschweißen ist?

Das wäre wieder eine Welt für sich. - Ich habe übrigens
inspiriert durch OSCAR ein ähnliches Projekt angeregt,
nämlich den Kaffeehaustisch des 21. Jahrhunderts
in Open Source Methode zu entwickeln. Wen das
interessiert, dem kann ich per pm weitere auskünfte
geben.

Wahrscheinlich wären wir gut beraten, uns ein
Phänomen nach dem anderen herzunehmen, und wirklich
durchzuspielen. Oder eine Arbeitsteilung mit mehreren
Konferenzen und Open-Source-Willigen in verschiedensten
gesellschaftlichen Teilbereichen anzugehen.

Denn nichts wäre schlimmer, als die Sache oberflächlich
und nicht ernsthaft abzuhandeln. Es gibt sofort tausend
Fragen, und viele davon sind bereichsspezifisch.
Überall herumzudilletieren ist gar nicht mehr gefragt -
dazu ist die Sache zu ernst geworden.

Ein "Open Source Observatory" könnte man übrigens jederzeit
bei der Europäischen Kommission einreichen - ich denke
wenn irgendjemand die bürokratischen Skills hätte, könnten
hier einige Leute für sinnvolle Arbeit freigestellt werden.
Und ein solches Observatory wäre wahrscheinlich ein "Tipping point",
das heißt ein kleiner Aufwand mit Riesenresultat.

Es gibt mehrere Punkte im 5. und höchstwahrscheinlich noch
mehr im 6. Rahmenprogramm für Forschung und Entwicklung,
an denen sich diese Aktivität sicher unterbringen ließe.

Vielleicht könnte das ganze im Stil einer von den Akteuren
gewarteten und ständig aktualisierten 
Datenbank à la www.municipia.at geschehen ?

PS: Manchmal wenn so ein Tipping point erreicht wird
erschließt sich plötzlich eine ganze Welt. Was würden
wir nicht alles brauchen, ich meine WIRKLICH brauchen:
z.B. als 2. Schritt die "Open Source Börse" - also eine Art Wunschfenster,
an dem sich maintainer einer idee melden und nach Ressourcen
Ausschau halten können.
3. Schritt wäre die "Open Source Werkstatt" - also eine Software, mit der
komplexe Probleme wie z.B. Konstruktion und Design abgehandelt 
werden können.
Ich glaube Opentheory ist damit schon überlastet, weil es nicht
mehr nur um Theory geht sondern um Praxis - und dafür bedarf
es vielleicht mehr als Annotation und Diskussion, mehr als Text.
Es wäre eine Fülle von Werkzeugen nötig, die aber natürlich wie ein
Baum gemeinsame Wurzeln haben könnten.



Franz Nahrada
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email: f.nahrada magnet.at
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