Freie Software für eine Freie Gesellschaft


Bringen GNU/Linux und Co uns einer neuen Gesellschaft näher?

Stefan Merten <smerten@oekonux.de>

"Freie Software" - was ist das eigentlich?

Spätestens seitdem Linux-bezogene Firmen an den Börsen für diverse Hypes gesorgt haben, ist der Begriff Freie Software in aller Munde. Was aber hat es mit diesem Phänomen, das von manchen auch als Open-Source-Software bezeichnet wird, eigentlich auf sich?

Um eine gemeinsame Diskussionsgrundlage zu schaffen, wird der Vortrag zunächst herausarbeiten, was Freie Software charakterisiert und wie und in welchem Umfeld Freie Software hergestellt wird.

Er schätzt die steigenden kommerziellen Einflüsse auf Freie Software ein und zeigt Perspektiven Freier Software auf.

Das Besondere an Freier Software

Freie Software wird immer bekannter dafür, daß mit ihrer Hilfe der sichere und streßfreie Betrieb von Computern zum Nulltarif möglich ist. In den Prinzipien der Entwicklung Freier Software steckt aber noch viel mehr Potential.

Nach der Erläuterung der Oberflächenphänomene geht der Vortrag daher auf einige tieferliegende Prinzipien Freier Software und ihrer Herstellungsweise ein.

Freie Software läßt sich gegen Waren und einfache Hobbies abgrenzen. Daß sie einen so durchschlagenden Erfolg hat, liegt einerseits an der individuellen Selbstentfaltung der EntwicklerInnen, die den zentralen Motor für die stürmische Entwicklung bildet. Andererseits macht die massenhafte Verfügbarkeit digitaler Kopien und in der Folge des Internets Freie Software erst möglich.

Der Weg in die "GPL-Gesellschaft"

Diese Selbstentfaltung verweist auf einen neuen Typ der Produktivkraftentwicklung im ausgehenden Kapitalismus, der das Potential hat, die gesamte Gesellschaft zu revolutionieren und in eine neue Formation zu transformieren - die GPL-Gesellschaft. Dazu steht eine Ausweitung der Prinzipien der Entwicklung Freier Software auf andere Güter an.

Naheliegend ist zunächst die Ausdehnung der Idee auf andere, digitalisierbare Informationsprodukte.

Ein Beispiel dafür ist die MP3-kodierte Musik, die z.B. über Napster zur Verfügung gestellt wird.

Aber auch Versuche der Übertragung der Prinzipien der Entwicklung Freier Software auf materielle Güter sind schon auf dem Weg.

So versucht das OSCar-Projekt ein Freies Auto zu entwickeln.

Diese Anfänge, die in der kapitalistischen Produktion selbst bereits angelegt sind, zeigen wie die gesamte produktive Basis der Gesellschaft in eine neue, beFreite Form überführt werden können. Freie Software ist letztlich die herangereifte Keimform, die eine emanzipative Überwindung des Kapitalismus auf dem erreichten Stand der Technik seit langem erstmals wieder als Möglichkeit aufscheinen läßt.

Perspektiven

Zwar können im heutigen Stadium der Entwicklung noch keine Prognosen abgegeben werden, über utopische Elemente einer solchen GPL-Gesellschaft zu spekulieren, ist aber erlaubt.

Ausgangspunkt jeder Spekulation muß dabei die perspektivische Überwindung des Profitprinzips und damit der Verwertungslogik und letztlich der Arbeitsgesellschaft schlechthin sein.

Ein kurze, utopische Geschichte wird eine Illustration dessen geben, was vorstellbar ist.

Was kann nun jedeR von uns tun, um diese Entwicklung zu begünstigen und weiter voranzutreiben?

Neben Möglichkeiten die Freie-Software-Bewegung zu unterstützen, kann Bewußtsein geschaffen und gemeinsam weiter nachgedacht werden. Nicht zuletzt können Freie Projekte auf den Weg gebracht werden, die den Leitgedanken der Freien Software verpflichtet sind.

Vita

Stefan Merten (Kaiserslautern) arbeitet als Diplom-Informatiker und engagiert sich seit vielen Jahren auf vielfältige Weise in der politischen Szene. Im Sommer 1999 gründete er das Projekt OekonuxRemote link, in dem er sich als Maintainer betätigt. Das Projekt Oekonux diskutiert u.a. die Fragen, die in diesem Vortrag behandelt werden. Die präsentierten Gedanken sind zum Großteil dort entwickelt worden.