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Die hier archivierte Mail kann, muss sich aber nicht auf den Themenkomplex von Oekonux beziehen.

Insbesondere kann nicht geschlossen werden, dass die hier geäußerten Inhalte etwas mit dem Projekt Oekonux oder irgendeiner TeilnehmerIn zu tun haben.

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Message 00297 [Homepage] [Navigation]
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[chox] Oekonux-Soziolekt(e)



Diesmal ist es off-topic genug für [chox]. :o)
(was: Re: [ox] in Kürze)

Hi, Tobias!

On Mittwoch 10 September 2003 20:40, Tobias C. Rittweiler wrote:
[1] Anscheinend habt ihr einen eigenen,
geschlechtsunspezifischen Slang drauf. Wie kam es dazu? Gibt
es irgendwo Tips oder eine Art Liste mit den gängistens
Substitutionen von geschlechtsspezifischen Wörtern?

Dies entspricht nicht meinen Beobachtungen. Mir scheint eher, daß 
hier jeder so schreibt, wie er gern möchte. Ein Bedürfnis, sich 
durch einen speziellen Soziolekt zu kennzeichnen, ist unter den 
Oekonuxis, bzw. Oekonuxlern (nicht mal die Selbstbezeichnung ist 
einheitlich) anscheinend momentan nicht vorhanden.

Aber ich kann ja mal zum Spaß meine eigenen Coding-Styles 
offenlegen:

Also... Ich versuche, so gut es geht, nach der alten 
Rechtschreibung zu schreiben. Da aber heute die meisten entweder 
nach der neuen Rechtschreibung oder nach gar keiner schreiben, 
kann es aber durchaus sein, daß ich meine eigene 
Schrift-Muttersprache bereits verlerne und an manchen Stellen 
doch nicht nach der alten Rechtschreibung schreibe...

(Übrigens: Ich kann das neue Wort "selbstständig" nur mit Mühe 
und "Albtraum" gar nicht aussprechen!!! "Almtraum" geht, 
"Albetraum" auch... Gibt es hier jemanden, der schon nach der 
neuen Rechtschreibung *spricht*?)

Um deutlicher zu machen, worauf sich die einzelnen Pronomen 
beziehen, verwende ich folgende Zusatzregeln:

* "dieser", "diese", "welcher", "welche" usw. bezieht sich auf
  das zuletzt genannte Nomen mit passendem grammatischen
  Geschlecht.

* "jener", "jene" usw. bezieht sich auf das an vorletzter Stelle
  genannte Nomen mit passendem grammatischen Geschlecht.

* "er", "sie", "es" usw. bezieht sich auf das zuletzt genannte
  Nomen mit passendem grammatischen Geschlecht, das im Nominativ
  stand.

Beispiel:

  "Der Sachbearbeiter kann den gemeinnützigen Zweck des Vereins
  nicht erkennen, und solange er jenen nicht erkennen kann, kann
  dieser nicht als solcher anerkannt werden." -- Kann man das gut
  parsen? ;o)

Was die Sache mit dem Geschlecht angeht, finde ich es wichtig, 
das grammatische Geschlecht sauber vom biologischen und 
gesellschaftlichen zu trennen. Beispiel:

  "Das Mädchen arbeitet als Müllmann."
  Geschlecht des Ausdrucks "das Mädchen":
  * grammatisch: sächlich
  * biologisch: weiblich
  * gesellschaftlich: männlich (=hat typischen Männerberuf)

Anderes Beispiel: Im Russischen ist "papa" vom grammatischen 
Geschlecht her weiblich! Warum das überhaupt "Geschlecht" heißt, 
ist mir nicht so ganz klar; man könnte genausogut 
"Deklinationstypus" sagen.

(Interessant finde ich, daß die grammatischen Geschlechter so 
eine Art Namespaces zu sein scheinen, z.B. "der Teil" (logisch) 
vs. "das Teil" (materiell) oder "der Chip" (Bauteil) vs. "die 
Chip" (Zeitung).)

Da die Pronomen (z.B. "er", "sie", "es") sich normalerweise auf 
das grammatische Geschlecht beziehen und nicht auf das 
biologische (außer bei Namen), halte ich es für nicht verkehrt, 
die Er-Form zu verwenden, wenn ich Menschen beiderlei 
natürlichen Geschlechts meine.

Bei Berufs- und anderen Bezeichnungen lasse ich das in 
Westdeutschland gebräuchliche Suffix "-in", welches das 
biologische Geschlecht "weiblich" kennzeichnet, weg und verwende 
die suffixfreie, grammatisch "männliche" als biologisch 
geschlechtslose Form. (In den meisten Fällen trägt die 
Kennzeichnung des biologischen Geschlechts nichts zum Inhalt bei 
und ist somit überflüssig. Wenn ich dieses aber ausdrücklich 
betonen will, verwende ich die Suffixe "-(r)ich" und "-in" (z.B. 
"Helferich" und "Helferin").)

Beispiel 1:

  "Wenn sich ein neuer User auf der Hauptliste anmeldet, bekommt
  er eine Bestätigungsmail." (Über das biologische Geschlecht ist
  hier nichts ausgesagt, sonst würde da ja "Userich" oder
  "Userin" stehen. Das grammatische Geschlecht von "User" ist
  "männlich", also wird mit "er" darauf verwiesen).

Beispiel 2:

  "Petra ist ein Rechtsanwalt. Sie hat die Vereinssatzung mit
  ausgearbeitet." (Hier wird auf einen Namen verwiesen. Das
  Pronomen ("sie") bezieht sich daher auf das biologische
  Geschlecht, welches der Name impliziert.

 - - - - - 
Stefan Mn. hat aber z.B. einen ganz anderen Ansatz:

 * Er verwendet (scheinbar) die neue Rechtschreibung.

 * Die Wörter "man" und "jemand" sind ersetzt durch "mensch" und
   "jemensch".

 * Das Adjektiv "frei" schreibt er mit großem Anfangsbuchstaben,
   wenn es in oekonuxtypischer Weise gebraucht wird.

 * Standardmässig verwendet er "weibliche" Pronomen 

 * Berufs- und andere Bezeichnungen verlängert er um die Silbe
   "-In" (großes "I"), mit "weiblichem" Artikel.

(Dies sind nur meine Beobachtungen aus dem Gedächtnis heraus. 
Obige Liste hat weder Anspruch auf Vollständigkeit noch auf 
Richtigkeit). Der Überlegungen hinter diesen Schreibweisen sind 
mir bisher noch nicht ganz klargeworden.

cu,
Thomas }:o{#
-- - http://www.bildungsbande.de/~sloyment/ - --
"Look! They have different music on the dance floor..."


_______________________
http://www.oekonux.de/



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