Die hier archivierte Mail kann, muss sich aber nicht auf den Themenkomplex von Oekonux beziehen.
Insbesondere kann nicht geschlossen werden, dass die hier geäußerten Inhalte etwas mit dem Projekt Oekonux oder irgendeiner TeilnehmerIn zu tun haben.
Message 00107 | [Homepage] | [Navigation] | |
---|---|---|---|
Thread: choxT00107 Message: 1/1 L0 | [In date index] | [In thread index] | |
[First in Thread] | [Last in Thread] | [Date Next] | [Date Prev] |
[Next in Thread] | [Prev in Thread] | [Next Thread] | [Prev Thread] |
Heyho, hier noch ein ganz cooler 1.Mai-Aufruf - diesmal ernstgemeint ... --------------------------------------------------------------------- We can work it out! Aufruf zur Demonstration antifaschistischer Gruppen aus NRW zum „Tag der Arbeit“ 2003 „Die Revolutionen des Proletariats werden Feste sein – oder sie sind von vornherein gescheitert. Das Leben nämlich, das sie einleiten werden, wird selbst im Zeichen des Festes stehen: Genuss ohne Schranken und Leben ohne tote Zeit seine einzig anerkannten Regeln.“ – Situationistische Internationale, 1966 Auf dem deutschen Weg „Deutschland ist wieder wer!“ - so lässt sich die Gegenwart bzw. die Zeit seit der „Wiedervereinigung“ beschreiben. Das postfaschistische Deutschland hat es geschafft, sich als einflussreichster Staat in Mitteleuropa und als neue und alte militärische Großmacht zu (re-)etablieren. Nach außen vertritt Deutschland aggressiv seine Interessen, so wie es gerade nötig erscheint, mal mit Bomben auf Belgrad, mal als Friedensengel an der Seite des irakischen Baath- Regimes. Wichtig ist, was hinten rauskommt. Bündnisse schließt man wie es gerade notwendig ist, im Falle des Angriffes auf die Bundesrepublik Jugoslawien mal zusammen mit der NATO, im Falle des Iraks gegen den Krieg der Alliierten. Auch mit den Begründungen weiß das „neue Deutschland“ variabel umzugehen. Im Falle Jugoslawiens phantasierte man einen „serbischen Hufeisenplan“, ein „Massaker von Racak“ und andere Verstöße gegen die „Menschlichkeit“ herbei, wodurch sich die Deutschen versichern konnten, endlich mal auf der „richtigen Seite“ zu stehen, schließlich führte man diesen Krieg gegen den „Serben-Hitler“ (Bild-Zeitung) nicht trotz, sondern wegen Auschwitz, wie es Josef Fischer seinen VolksgenossInnen mitzuteilen wusste. In jüngster Vergangenheit wähnte sich Deutschland auch wieder auf der „richtige Seite“, denn es galt, einen Krieg zu verhindern und das Völkerrecht zu verteidigen. Die Mobilisierung des reichhaltig vorhandenen antiamerikanischen Ressentiments seitens der rot-grünen Friedensengel trug in nicht unbeträchtlichem Maße zum Gewinn der Bundestagswahl bei. Während Rot-Grün Wahlen gerne mit „Friedensrhetorik“ bzw. Antiamerikanismus gewinnt, bleibt die Opposition aus Union und FDP lieber ihrer Tradition treu, und mobilisiert in Wahlkämpfen rassistische, nationalistische und antisemitische Ressentiments. Damit kann schließlich nicht viel schief gehen. Schon in der sog. „Asyldebatte“ 1991-1993, wurde der rassistische und neonazistische Pöbel Stichwortgeber der etablierten Parteien, die den z.B. in Rostock-Lichtenhagen, Mölln und Solingen artikulierten Volkswillen präzise und schnell umsetzten, indem sie das Grundrecht auf Asyl faktisch abschafften und die „Festung Europa“ fleißig bis zum heutigen Tag in treibender Funktion ausbauten bzw. ausbauen. In der sog. „Doppelpass-Debatte“ 1999, versuchte die Union zu verhindern, dass das völkische Staatsbürgerschaftsrecht, welches die biologistische Blut- und Bodenideologie, nach der nur derjenige deutscher Staatsbürger sein kann, dessen Eltern auch schon „Deutsche“ waren, faktisch in die Gegenwart verlängert, durch ein weniger völkisch-rassistisches Staatsbürgerschaftsrecht ersetzt wird. Die Proteste des rassistischen Mobs stießen aber natürlich auch bei Rot-Grün auf viel Verständnis, was zu einem schnellen Stopp des zaghaften Modernisierungsversuches führte. Nicht weniger großer Beliebtheit erfreute sich Jürgen W. Möllemann mit seinen klassisch antisemitischen und antiisraelischen Ausfällen. Endlich sagt jemand mal die Wahrheit über „die Juden“, schallte es von den Stammtischen und aus den Meinungsumfragen. In Letzteren wird alle Jahre wieder festgestellt, dass ca. 20% der Deutschen ein geschlossen antisemitisches Weltbild pflegen, und 15% sich vorstellen können, rechtsextreme Parteien zu wählen. Dies sind aber nur die radikalsten Ausformungen des reaktionären, deutschen Alltagsbetriebs. Die Konstanz dessen, was deutsch ist, wird nicht nur im volks- bzw. standortgemeinschaftlichen Korporatismus deutlich. Alle Jahre wieder werden staatlicherseits die sich eigentlich gegenüberstehenden Interessen von Kapitalverwertung und Arbeiterschaft unter der Ägide des nationalen Standortinteresses an einen Tisch gebracht. Während die Industrie- und Unternehmerverbände dem historischen Klassenkompromiss kaum eine Träne nachweinen, klammern sich gerade diejenigen, die vom System am wenigsten zu erwarten haben, besonders fest an die vermeintliche Schlichterrolle staatlicher Krisenregulation. Letztere praktizieren den bereitwilligen Verzicht im Sinne des Allgemeinwohls vermittelst des ideologischen Kitts von Volk, Rasse und Nation – und eines spezifisch deutschen Arbeitsbegriffs. Arbeit made in Germany Galt im Mittelalter Arbeit noch als Qual und Pein, wandelte sich mit dem Aufkommen des Protestantismus dieses Verständnis grundlegend: Arbeit wurde positiv besetzt. Für die Einen galt das ökonomische Resultat körperlicher Verausgabung als Zeichen göttlicher Auserwähltheit, für die Anderen alleine, dass diese anstrengend, schweißtreibend und aufopfernd verlief. Martin Luther war einer der ersten, der einen Arbeitsbegriff formulierte, welcher jenseits des Inhalts der Bedürfnisbefriedigung angesiedelt war und einer ehrlichen, schaffenden, deutschen Arbeit eine „jüdische Nicht-Arbeit“ und ein „jüdisches Schmarotzertum“ entgegensetze. Dabei waren Unterordnung unter die Gemeinschaft und autoritätsgläubige Hörigkeit prägend. Mit der Entwicklung frühbürgerlicher Wirtschaftsformen bekam die lutherische Setzung eine qualitativ neue Dynamik. Das Unverständnis gegenüber der Macht des Geldes, des Kreditwesens, der Börse und der Spekulation mündete in einem Mißtrauen gegen diese notwendigen abstrakten Ausdrucksformen kapitalistischer Ökonomie. An die Stelle des konkreten Feudalherrschers trat im gesellschaftlichen Bewusstsein der konkrete jüdische Geldverleiher, dessen Kapital der Anschein anhaftete, sich ohne Arbeit selbst zu vermehren. Zum einen wurde nicht verstanden, dass der Kapitalismus gerade die Auflösung aller unmittelbaren Herrschaftsformen bedeutete, sondern sich gerade als ein abstraktes Verhältnis über den Subjekten konstituierte, das sich aber nur im konkreten subjektiven Handeln auszudrücken vermochte. Zum anderen wurde nicht begriffen, dass Finanzmarkt und Produktionsstätte zwei aufeinander bezogene Ausdrucksweisen eines selben Verhältnisses sind: Des Kapitalismus. In den Krisen des Spätkapitalismus artikulierte sich ein Antisemitismus, der den Juden eine unmittelbare Verantwortung für den wirtschaftlichen Zusammenbruch zuschrieb. Sie seien raffgierig und würden als Parasiten den „Volkskörper“, das nationale Kollektiv der ehrlich Schaffenden, aussaugen. Insofern erschien die nationalsozialistische „Endlösung der Judenfrage“ unter dem Motto „Arbeit macht Frei“ als durchaus konsequent. „Der Schlüssel zur Gesellschaft liegt im Tausch“! T.W. Adorno Alles, was der Kapitalismus an Gütern hervorbringt, sind Waren – und somit käuflich. Selbst die Arbeitskraft ist eine Ware. Wesentlich ist hier, dass alle Besonderheiten von Waren und Arbeiten unter einem allgemeinen Wert eingeebnet werden. Geld ist dabei die Form, in welcher der Wert unterschiedlicher Waren ausgedrückt wird. Dies ist ein allgemeines Tauschäquivalent, welches zunächst nur die simplen Beziehungen von Arbeit und Ware in ihrer gemeinsamen Wertförmigkeit ausdrückt, allerdings in seiner abstraktesten Form zunächst als Geld, und später als Kapital erscheint. Diese Art der Wirtschaftsform – Kapitalismus - vermag es somit, alles einem allgemeinen Äquivalent des Tauschprinzips zu unterwerfen und die Wertförmigkeit zum einzig gültigen Prinzip der Gesellschaft zu erheben. Daraus ergibt sich die Allumfasstheit dieses Verhältnisses, denn es ist nichts mehr denkbar, was außerhalb dieses Prinzips stehen könnte. Dieses System ist vom Menschen selbst gemacht, doch es spiegelt ihm seine eigene geschaffene Welt als angebliche Naturgesetzlichkeit wider. So ist es nicht verwunderlich, dass eine solche Gesellschaft in ihrer Philosophie behauptet, dass der Mensch dem Menschen ein Wolf sei. Die faktisch vorherrschenden, aber doch duch den Menschen produzierten Grundsätze wirken regel- und prinzipiensetzend: In allen Bereichen des eigenen Lebens wie auch in allen Bereichen der Gesellschaft. Menschen zählen somit nur als Ware Arbeitskraft, die das gesamte System sich zu seiner Erhaltung und Ausweitung aneignen muß. Dieser Zwang, sich im Verwertungsprozess eingliedern und unterordnen zu müssen, erzeugt notwendigerweise den Glauben, dass dies zum eigenen Wohl geschehe. Was ja zuächst auch stimmt: Schließlich weiß ein Jeder, dass, wer nicht arbeitet, auch nichts zu essen bekommt. Der Zwang der Arbeit ist somit keine aus der Luft gegriffene Phantasie. Er offenbart sich allgegenwärtig, in der Gesellschaft, in der wir leben. Diese ist weder von einem Gott gegeben noch natürlich noch für ewig. Sie ist Produkt von Menschen und den Verhältnissen, in denen sie sich aufeinander als Eigentümer verschiedener Waren beziehen. Ein wesentliches Resultat aus diesem Zustand ist ein Verhältnis zum notwendigen Übel der Arbeit, wie es verdrehter, verkehrter kaum sein könnte. Arbeit gilt Allerwelt als notwendig und gut zugleich. Dieser Arbeitswahn entfaltet sich dort, wo nicht nur ohne Arbeit angeblich nichts mehr funktioniert, sondern wo sie mystifizierend, als notwendig und gut zugleich, verklärt wird. Den Arbeitsfetisch gilt es zu bekämpfen und als das zu denunzieren, was er ist: Ideologie, falsches Bewusstsein. Mit dem rapiden Fortschreiten der technischen Möglichkeiten, menschliche Bedürfnisse mit stets weniger Verzicht von Müßiggang quantitativ und qualitativ immer besser befriedigen zu können, kündigt sich eine Vorstellung davon an, wie ein Leben vollständig ohne Versagung durch Arbeit denn sein könnte - und es gereift zumindest die Einsicht, dass Arbeit keine Sache ist, der auch nur irgendetwas abzugewinnen sein kann, sondern dass sie, um es einmal im Klartext zu sagen, an und für sich Scheiße ist. Konkret zeigt uns gerade die Konfrontation von gesellschaftlicher Wirklichkeit mit ihrer zu verwirklichenden Möglichkeit die Fähigkeit der Menschheit auf, die Wirklichkeit selbst vernünftig gestalten sowie eine Welt ohne Arbeitszwang und Herrschaft schaffen zu können. Diese eröffnet uns den Blick auf dasjenige, was bei der Abschaffung von Staat, Nation und Kapital dem Menschen zu seiner individuellen Entfaltung an die Hand gegeben werden könnte. Auf dasjenige, was dem alltäglichen Zwang, sich einem System zu fügen, welches den eigenen Vorstellungen des Lebens diametral widerspricht, zu sprengen vermöchte. Auf dasjenige, was die Abschaffung des Übels der Arbeit mit seinen gesellschaftlichen Verklärungen zustande bringen dürfte, und endlich auf die Möglichkeit der Hervorbringung einer Realität, deren einzig anerkannte Regeln der Genuss ohne Schranken und Leben ohne tote Zeit sein werden. JEDE REVOLUTION HAT IHREN VORABEND! WE CAN WORK IT OUT! ARBEIT // DEUTSCHLAND // KAPITALISMUS ABSCHAFFEN! FÜR DEN KOMMUNISMUS! 30. April 2003 // 18:00 Uhr // Düsseldorf // Oberbilker Markt 1. Mai 2003 // 18:00 Uhr // Berlin // Rosa-Luxemburg-Platz Unterstützende Gruppen: Offene Antifa Münster (OAM), Autonome Antifa Moers, Antifa [X] Recklinghausen, Antifajugend Dorsten, RAI Duisburg, Antifa Essen Z, Antifaforum Rheinberg, Kritik & Praxis Berlin, Gruppe Sinistra Frankfurt/Main -- +++ GMX - Mail, Messaging & more http://www.gmx.net +++ Bitte lächeln! Fotogalerie online mit GMX ohne eigene Homepage! _______________________ http://www.oekonux.de/
[English translation] | |||
Thread: choxT00107 Message: 1/1 L0 | [In date index] | [In thread index] | |
---|---|---|---|
Message 00107 | [Homepage] | [Navigation] |