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[ox-de] keimform.de: Eine Welt ohne Geld?



URL: http://www.keimform.de/2011/eine-welt-ohne-geld/

**Wie gleichberechtigt und freiwillig produziert werden kann**

[Der folgende Artikel wurde in der Oya <http://oya-online.de/> 8
<http://oya-online.de/article/issue/08-2011.html> verÃffentlicht, deren
Thema das "Geldbeben" ist.]

*Das Geld spielt in unserer Gesellschaft eine so groÃe Rolle, dass es
schwierig ist, sich eine Welt ohne Geld vorzustellen. Arbeiten die Menschen
nicht nur, um Geld zu verdienen?*

WÃrden Firmen ohne die Erwartung von Profiten etwas produzieren?
Wahrscheinlich eher nicht. Doch fÃr das Tun der Menschen spielt das Geld
keine so groÃe Rolle, wie man gewÃhnlich denkt. Weniger als 40 Prozent der
in Deutschland geleisteten Arbeiten werden bezahlt, der grÃÃere Teil wird
nicht entlohnt: TÃtigkeiten im Haushalt, private Pflege- und
Betreuungsleistungen sowie ehrenamtliche TÃtigkeiten. Gerade weil sie
unbezahlt sind, werden diese TÃtigkeiten in unserer Gesellschaft meist
nicht sehr ernst genommen, doch ohne sie wÃrde alles zusammenbrechen. Und
sie demonstrieren eindrucksvoll, dass Menschen fÃr andere nÃtzliche Dinge
tun, auch wenn sie nicht mit Geld "bestochen" werden.

Auch im Internet spielen weitgehend geldfreie Formen der Produktion eine
wichtige Rolle. FÃr Freie Software, wie das Betriebssystem Linux oder den
Browser Firefox, und Freie Inhalte, wie die Internet-EnzyklopÃdie Wikipedia
oder das OpenStreetMap-Projekt, muss ich nichts bezahlen. Ich darf sie
nutzen, an andere weitergeben, und sogar -- wenn ich die entsprechenden
Kenntnisse habe -- erweitern und verbessern; und das alles kostet mich
keinen Cent.

BedÃrfnisorientierte Produktion
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Bisweilen wird Freie Software von Firmen produziert, die damit auf
indirektem Weg Geld verdienen, z.B. Ãber den Verkauf von SupportvertrÃgen,
Dokumentation oder passender Hardware. Doch in vielen FÃllen steht hinter
solchen Projekten eine Community von Menschen, die sich freiwillig und
unentgeltlich engagieren, weil ihnen das dort entstehende Produkt wichtig
ist oder weil sie die TÃtigkeit genieÃen. Anderen geht es darum, etwas zu
lernen, ihre Kenntnisse zu demonstrieren oder der Community etwas
zurÃckzugeben. Es gibt viele GrÃnde, warum Menschen sich engagieren -- auch
ohne Geld.

Entsprechend den Vorstellungen der modernen, neoklassischen
Wirtschaftstheorie entstehen Firmen zur Reduzierung von sogenannten
Transaktionskosten (Ronald Coase). Das heiÃt, als Unternehmer meine
Angestellten zu beauftragen, ist fÃr mich gÃnstiger, als jede einzelne
Leistung einzukaufen. Die Angestellten haben den Vorteil, im Voraus zu
wissen, welche Einnahmen sie erwarten kÃnnen, statt sich tÃglich auf dem
Markt bewÃhren zu mÃssen, aber sie sind Teil eines hierarchischen Systems
und mÃssen den Anweisungen der GeschÃftsfÃhrung folgen. Beziehungen auf dem
Markt spielen sich dagegen zwischen formell Gleichberechtigten ab, sind
jedoch rein funktionell: Die anderen interessieren mich nur als
Tauschpartner, die mir etwas verkaufen oder abkaufen kÃnnen.

Die Neoklassik kennt keine anderen Formen auÃer dem Markt und der Firma,
doch die Communities von Menschen, die gemeinsam produzieren, zeigen, dass
es auch anders geht. Anders als in Firmen sind alle freiwillig dabei,
niemand erteilt den anderen Befehle. Deshalb wird diese Produktionsweise
als Peer-Produktion bezeichnet: Die Beteiligten arbeiten auf
gleichberechtigter Basis (als "Peers") zusammen.

Und anders als auf dem Markt sind die anderen keine potenziellen
Tauschpartner, sondern Menschen, die mit mir zusammen zu einem Ziel
beitragen, das uns wichtig ist. Bei solchen Projekten geht es also ums
Beitragen statt ums Tauschen. Beitragen ist im Gegensatz zum Tauschen kein
Nullsummenspiel: Wenn ich beim Tauschen bzw. (Ver-)Kaufen ein "gutes
GeschÃft" gemacht habe, bedeutet dies allzu oft, dass jemand Ãbers Ohr
gehauen wurde. Wenn dagegen jemand gute BeitrÃge liefert, gewinnen alle
Beteiligten.

Solange die Produzenten VerkÃufer sind und die Nutzer KÃufer, arbeiten alle
tendenziell gegeneinander: Die Einnahmen des einen sind die Kosten des
anderen. Und ein hÃherer Marktanteil fÃr einen Produzenten schmÃlert die
Einnahmen desjenigen, der dasselbe produziert, weshalb die Produzenten
zwangslÃufig in einem KonkurrenzverhÃltnis zueinander stehen. Derselbe
Interessengegensatz wie zwischen VerkÃufern und KÃufern besteht zwischen
Angestellten und Inhabern bzw. GeschÃftsfÃhrung einer Firma: Erstere wollen
zu mÃglichst gÃnstigen Konditionen ihre Arbeitskraft verkaufen; letztere
wollen ein Maximum an Arbeitskraft fÃr mÃglichst wenig Geld erhalten. Diese
GegensÃtze fallen bei der bedÃrfnisorientierten Peer-Produktion weg, da
meine BedÃrfnisse nicht auf Kosten der BedÃrfnisse anderer gehen mÃssen. Im
Gegenteil: Alle Beteiligten unterstÃtzen sich gegenseitig bei der
Befriedigung ihrer BedÃrfnisse, was fÃr alle von Vorteil ist.

Die verschiedenen Geldfunktionen und wer sie Ãbernimmt
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Produktion findet also nicht nur des Geldes willen statt. Doch ist eine
Welt ganz ohne Geld mÃglich? DafÃr mÃssen wir die drei Funktionen von Geld
betrachten und uns fragen, was gegebenenfalls an ihre Stelle treten kÃnnte:
Geld ist die Triebkraft der Produktion in den Firmen, Geld ist der
Motivator, um arbeiten zu gehen, und Geld regelt die Verteilung: Wer Geld
hat, kann sich Ressourcen und GÃter kaufen, wer keines hat, geht leer aus.

Wir haben schon gesehen, dass die erste Geldfunktion bei einer
bedÃrfnisorientierten Produktion entfÃllt. BedÃrfnisse spielen im
Kapitalismus ebenfalls eine Rolle, denn niemand kann ein Produkt verkaufen,
nach dem kein BedÃrfnis besteht. Doch hier sind die BedÃrfnisse nur Mittel
zum Zweck der Geldvermehrung, so dass sich Firmen bemÃhen, das BedÃrfnis
nach ihren Produkten bei potenziellen Kundinnen und Kunden Ãberhaupt erst
zu wecken.

BedÃrfnisorientierte Produktion darf nicht dahingehend missverstanden
werden, dass jede und jeder nur fÃr sich produziert. Peer-Produktion
beginnt zwar oft dort, "wo's ihre Entwicklerinnen und Entwickler juckt",
wie Eric Raymond, einer der Pioniere der Freien Software, sagte, aber
gleichzeitig entstehen dabei immer auch fÃr andere nÃtzliche GÃter. Und
hÃufig beteiligen sich Menschen nicht aufgrund konsumtiver, sondern
aufgrund produktiver BedÃrfnisse: Sie machen etwas, weil sie es gerne
machen, weil sie etwas lernen oder weil ihnen die Menschen wichtig sind,
fÃr die sie es machen.

Ungezwungene Produktion fÃr andere
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Dass Peer-Produktion immer auch Produktion fÃr andere ist, widerspricht
gÃngigen Ãkonomischen Vorstellungen, wonach die Alternative zum Markt eine
Art Robinson-Modell ist: Alle wÃrden nur noch fÃr sich oder ihre Familie
produzieren; Kooperation grÃÃeren Stils fÃnde nicht mehr statt. Dass man
mit so einem isolierten Modell nicht weit kommt, ist klar. Als weitere
Alternative wird die zentralisierte Planwirtschaft -- der verflossene
"Realsozialismus" -- genannt: Die ganze Gesellschaft funktioniert nach dem
Modell einer Firma. Das Management, die Planerinnen und Planer geben vor,
was alles zu tun ist, verteilen die zu erledigenden Aufgaben und
Ãberwachen, dass sie ordnungsgemÃÃ erledigt werden. Diese Alternative hat
historisch nicht sonderlich gut funktioniert und klingt wenig attraktiv:
Man ist weiterhin abhÃngiger Angestellter, jetzt allerdings des Staats, und
muss tun, was die Vorgesetzten sagen.

Peer-Produktion ist dagegen Produktion fÃr andere, die nicht erzwungen wird
und nicht des Geldes willen stattfindet. Peers produzieren fÃr andere, weil
sie es kÃnnen und weil es eine MÃglichkeit ist, weitere Mitstreiterinnen
und Mitstreiter zu finden. Denn je mehr Menschen die Ergebnisse eines
Projekts nutzen, desto mehr potenzielle Beitragende gibt es, da die
Beitragenden meist nach und nach aus dem Kreis der Nutzerinnen und Nutzer
dazustoÃen. Wenn ein Projekt nicht mit anderen teilt und fÃr andere
mitproduziert, nimmt es sich die Chance, "Nachwuchs" zu gewinnen.

Die Aufgabenverteilung bei Peer-Projekten erfolgt in einem offenen Prozess,
fÃr den sich der Begriff "Stigmergie" etabliert hat. Die Beteiligten
hinterlassen Hinweise (griechisch *stigmata*) auf begonnene oder gewÃnschte
Arbeiten, die andere dazu anregen, sich darum zu kÃmmern. Diese Zeichen,
etwa To-Do-Listen und Bug-Reports in Softwareprojekten oder "rote Links"
auf noch nicht existierende Artikel in der Wikipedia, bilden einen
wichtigen Teil der Kommunikation.

Alle Beteiligten folgen den Zeichenspuren, die sie am meisten
interessieren, und sorgen auf diese Weise sowohl fÃr eine automatische
Priorisierung der offenen Aufgaben -- was mehr Menschen am Herzen liegt,
wird im allgemeinen schneller erledigt -- als auch dafÃr, dass die
unterschiedlichen Kenntnisse und FÃhigkeiten der Beitragenden nahezu
optimal eingesetzt werden. Man arbeitet zumeist an dem, was man sich am
ehesten zutraut. Und da man sich aussucht, ob und wo und wie viel man
mitarbeitet, sind die Beteiligten motivierter als Menschen, denen eine
Aufgabe zugeteilt wird oder die als Angestellte oder SelbstÃndige auf dem
"freien Markt" nur wenig Alternativen haben. Somit wird auch die zweite
Geldfunktion entbehrlich. Peer-Produktion zeigt, dass Geld keineswegs der
einzige Motivator ist.

Die unangenehmen Aufgaben
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Aber reicht das? Was passiert, wenn man das Modell der Peer-Produktion auf
alle Bereiche der Gesellschaft projiziert? Was wÃre, wenn sich fÃr
bestimmte Aufgaben keine Freiwilligen finden, weil sie von allen als
unangenehm, gefÃhrlich oder aus anderen GrÃnden unattraktiv empfunden
werden? Ein geldbasiertes System zwingt die schwÃchsten Glieder der
Gesellschaft zur Ãbernahme solcher Aufgaben -- diejenigen, die keine
anderen MÃglichkeiten zum Geldverdienen haben. Dass das eine gute LÃsung
ist, wÃrden nur Zyniker behaupten -- aber wie geht es anders?

Manche dieser Aufgaben wÃrden sich wahrscheinlich als verzichtbar erweisen;
wo das nicht der Fall ist, bleiben Automatisierung, Umorganisation und
faire Aufteilung als LÃsungen. Die Automatisierung hat seit Beginn der
"industriellen Revolution" schon enorme Wirkungen entfaltet; immer grÃÃere
Teile der Produktion werden ganz oder teilweise automatisiert.

Allerdings stellt im Kapitalismus der Lohn eine Grenze der Automatisierung
dar. Je schlechter bezahlt ein Job ist, desto schwieriger wird es, ihn ohne
Mehrkosten zu automatisieren. Deshalb lohnt sich dies bei vielen
undankbaren TÃtigkeiten, wie etwa Putzen, gemÃÃ der kapitalistischen
Kalkulation nicht. Anders bei der Peer-Produktion: Wenn es hier Aufgaben
gibt, an deren Erledigung alle oder viele interessiert sind, die aber
niemand selbst tun will, dann ist der Anreiz, sie ganz oder teilweise zu
automatisieren, sehr hoch. Und da die Automatisierung von TÃtigkeiten
selbst eine spannende und herausfordernde BeschÃftigung ist, sind die
Chancen, dafÃr Freiwillige zu finden, sehr viel besser.

Wo dies unmÃglich ist, dÃrften sich TÃtigkeiten hÃufig so umgestalten
lassen, dass sie angenehmer werden. Im Kapitalismus finden manche Arbeiten
unter sehr schlechten Bedingungen statt. Man denke an eine Angestellte, die
um vier Uhr morgens BÃros putzen soll. Das wÃrden gleichberechtigte,
freiwillig kooperierende Menschen von sich aus nicht so organisieren.
Automatisierung und Umorganisation lassen sich auch kombinieren.
Beispielsweise werden in einigen spanischen StÃdten heute MÃllautos mit
Greifarmen eingesetzt, mittels derer die MÃlltonnen vom Fahrerhaus aus
ferngesteuert aufgenommen und geleert werden. So kommt niemand mehr mit dem
MÃll direkt in BerÃhrung, und die MÃllabfuhr wird zu einer einem Videospiel
Ãhnlichen Geschicklichkeitsaufgabe, fÃr die sich leicht Freiwillige finden.

Falls weder Automatisierung noch Umorganisation greifen, ist ein Pool von
unangenehmen Aufgaben denkbar, von denen jede und jeder anteilig einige
Ãbernimmt. Wenn sich so alle oder die meisten an der Erledigung dieser
Aufgaben beteiligen, hat niemand sehr viel damit zu tun, und was alle
machen mÃssen, ist erfahrungsgemÃÃ auch weniger schlimm.

GemeingÃter und Besitz produzieren
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In jeder Gesellschaft verhalten sich die Menschen zur Natur und zu den
Produkten ihres Tuns in einer Weise, die dieser Gesellschaft entspricht. Im
Kapitalismus werden Ideen, Produkte und natÃrliche Ressourcen vorwiegend
als Eigentum betrachtet, das nur mit Zustimmung der EigentÃmerin oder des
EigentÃmers -- und in aller Regel gegen Geld oder eine andere Gegenleistung
-- den Besitzer wechseln kann. Bei allgemeiner Peer-Produktion werden sie
dagegen zu GemeingÃtern und Besitz, denn wo das Geld ÃberflÃssig wird,
verliert auch das Eigentum, also die Berechtigung, Dinge "zu Geld zu
machen", seine Bedeutung. Etwas zu besitzen, bedeutet dagegen, es zu
benutzen: Die Wohnung, die ich gemietet habe, ist mein Besitz, aber das
Eigentum meines Vermieters.

GemeingÃter (englisch *commons*) sind GÃter, die von einer Gemeinschaft
produziert oder gepflegt werden und die fÃr die Nutzerinnen und Nutzer nach
gemeinsam festgelegten Regeln verfÃgbar sind. Freie Software und Freie
Inhalte sind GemeingÃter, die alle nicht nur nutzen, sondern auch verÃndern
und weiterentwickeln dÃrfen. Wasser, Luft, WÃlder und Land galten oder
gelten in vielen Gesellschaften als GemeingÃter, die von grÃÃeren oder
kleineren Gruppen genutzt und gepflegt wurden und werden.

Peer-Produktion basiert auf GemeingÃtern und bringt ihrerseits neue
GemeingÃter hervor. Deswegen spricht der US-amerikanische Jurist Yochai
Benkler, der den Begriff geprÃgt hat, auch von *commons-based peer
production.* Das von Peers produzierte Wissen -- ob Software, Inhalte oder
Freies Design, freie Bauanleitungen und KonstruktionsplÃne, die die
Herstellung, Nutzung und Wartung materieller GÃter dokumentieren -- wird
zum Gemeingut, das andere anwenden und weiterentwickeln kÃnnen. Aber
Peer-Produktion kann nicht nur Informationen, sondern auch Infrastrukturen
und materielle GÃter hervorbringen. So sind in vielen StÃdten Freie
Funknetze entstanden, die allen in der Umgebung kostenlosen drahtlosen
Internetzugang ermÃglichen. HÃufig sind diese Projekte als "Mesh-Netzwerke"
organisiert, die ohne privilegierte Server auskommen -- alle beteiligten
Computer sind gleichberechtigt. Mittels solcher dezentraler,
selbstorganisierter Netzwerke kÃnnen sich die Menschen nicht nur mit
KommunikationsmÃglichkeiten versorgen, sondern auch mit Energie und Wasser.
Selbstorganisierte commonsbasierte Projekte zur Wasserversorgung existieren
beispielsweise in SÃdamerika.

Gleichzeitig sind auch erste offene Einrichtungen fÃr die Produktion
materieller GÃter entstanden. Hackerspaces und Fab Labs werden von
Freiwilligen betrieben und verfÃgen oft Ãber computergesteuerte Maschinen
-- z.B. FrÃsmaschinen und sogenannte 3D-Drucker oder Fabber --, die eine
weitgehend automatisierte Produktion kleiner StÃckzahlen ermÃglichen. Die
BauplÃne der verwendeten Maschinen werden nach MÃglichkeit selbst als
Freies Design offengelegt, und man arbeitet daran, dass sich mit ihnen
wiederum mindestens gleichwertige Maschinen herstellen lassen. So schafft
sich die commonsbasierte Peer-Produktion selbst die Basis fÃr ihre weitere
Ausbreitung und gleichzeitig fÃr die Versorgung der Menschen mit dem, was
sie zum Leben brauchen.

Wo die Dinge als GemeingÃter und Besitz produziert werden, wird die Frage
der Verteilung, die letzte noch offene Geldfunktion, viel entspannter. Ich
kann beliebig viele Lebensmittel verkaufen, aber nur eine sehr begrenzte
Anzahl essen. Dasselbe gilt fÃr alle anderen GÃter: Jedes BedÃrfnis, sie zu
nutzen, ist tendenziell begrenzt. Grenzenlos ist nur die MÃglichkeit und
gegebenenfalls das Interesse, sie zu Geld zu machen. Aber diese MÃglichkeit
verschwindet in einer Welt, wo die Produktion bedÃrfnisorientiert erfolgt
und niemand kaufen und verkaufen muss.

Gemeinsam gute Entscheidungen fÃllen
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Peers produzieren fÃr sich und andere. Ich tue etwas fÃr die anderen und
vertraue darauf, dass die anderen etwas fÃr mich tun. Alle suchen sich die
Bereiche aus, die ihnen wichtig sind oder gut gefallen. Auch wenn einige
gar nichts machen, ist das kein Problem, solange nur genÃgend andere aktiv
werden. Dabei funktioniert Peer-Produktion immer nur dann, wenn man die
anderen tatsÃchlich als Peers, als ebenbÃrtig begreift. Einzelne kÃnnen
sich nicht auf Kosten der anderen verwirklichen, weil die anderen nicht
dumm sind und sie dabei nicht unterstÃtzen werden -- und ohne UnterstÃtzung
kommt man nicht weit.

Auch eine peer-produzierende Gesellschaft wird entscheiden mÃssen, wie die
vorhandenen Ressourcen eingesetzt werden -- produziert man lieber
Lebensmittel fÃr alle oder Biosprit, damit einige nach ErschÃpfung der
ÃlvorrÃte weiter Auto fahren kÃnnen? Setzt man fÃr die Energieversorgung
lieber auf dezentrale erneuerbare Energiequellen oder auf Atomkraftwerke,
die die Menschen in ihrer Umgebung einem unkalkulierbaren Risiko aussetzen
und die kommenden Generationen jahrtausendelang mit Verpflichtungen
belasten? Baut man am schÃnsten Punkt der KÃste lieber ein Kulturzentrum,
das alle nutzen kÃnnen, oder ein Schloss fÃr jemanden, der sich fÃr etwas
Besseres hÃlt? Wer verstanden hat, wie und warum Peer-Produktion
funktioniert, wird wohl wenig Zweifel haben, wie die Antworten auf diese
Fragen ausfallen dÃrften. Aber das Wichtigste ist, dass sie gestellt und
beantwortet werden kÃnnen von denen, die sie angehen -- uns allen.â


Herzliche GrÃÃe
	Christian

-- 
|------- Dr. Christian Siefkes ------- christian siefkes.net -------
| Homepage: http://www.siefkes.net/ | Blog: http://www.keimform.de/
|    Peer Production Everywhere:       http://peerconomy.org/wiki/
|---------------------------------- OpenPGP Key ID: 0x346452D8 --
If we do not have the strength to grasp our hands with everyone's hands,
if we do not have the tenderness to hold in our arms the children of the
world, if we do not have to will to clean the Earth of all its armies;
this small planet will be a dry and black body in a black space.
        -- Oswaldo GuayasamÃn



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