Re: [ox] Re: Der eigentliche Dissenz
- From: Stefan Meretz <stefan.meretz hbv.org>
- Date: Mon, 17 Jul 2006 10:32:23 +0200
Hi Jac,
Am Monday 17 July 2006 06:30 schrieb Jac:
Das hast du missverstanden. Ich habe geschrieben: "...Bedürfnisse
und Emotionen (sind) die je individuelle Spiegelung der
gesellschaftlichen Verhältnisse. Die Begründung dafür ist die
gesellschaftlichen Natur des Menschen. Die individuelle Existenz
ist gesamtgesellschaftlich vermittelt."
Die gelöschten erläuternden Sätze sagen das mir wichtige: Es gibt einen
Unterschied zwischen unvermittelter und vermittelter Widerspiegelung.
Anyway.
Auch eine individuelle Spiegelung setzt etwas voraus, in dem
sich die Spiegelung spiegelt, d.h. einen Spiegel, der nicht ge-
sellschaftlich durch die individuelle Spiegelung vermittelt
sein kann. Du behauptest, daß die Natur - ergo auch die
körperliche Existenz des Menschen - individuell die Spiegelung
gesellschaftlicher Verhältnisse wäre.
Nein, ich sage dass die gesellschaftliche Natur des Menschen angeboren
ist, was der Begriff "Natur" auch ausdrücken soll. Sonst, so mein
Argument, wäre es dem Menschen nicht möglich, sich in Gesellschaft
hinzuentwickeln, wenn er nicht biologischerweise zur Vergesellschaftung
fähig wäre.
Zugespitzt und für den Oekonux-Kontext relevanter kann ich sagen:
Der Mensch ist aufgrund seiner biologischen Potenz, seiner
gesellschaftlichen Natur, zur Selbstentfaltung fähig, Zeit Lebens.
Ich dagegen sage im
Kontext aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse, daß die
biologische Existenz des Menschen und die aus dieser
Existenz ableitbare Fähigkeit zu Emotionen, zur Entwicklung
von Wünschen und Bedürfnissen in den ersten Tagen und
Wochen nach der Geburt
(btw: IHMO auch schon vor der Geburt)
jeder jeweils individuellen
gesellschaftlichen oder sonstigen Spiegelung vorausgeht,
Gut, dann können wir diese Differenz festhalten. Ich meine, dass es
keine vorausgehende ungesellschaftliche Phase gibt. Aus meiner Sicht
sind Emotionen etc. Ausdrucksformen der gesellschaftlichen Natur des
Menschen. Sie spiegeln das Mensch-Welt-Verhältnis wider, von Anbeginn
an.
d.h., den Spiegel darstellt, in dem sich die gesellschaftlichen
Verhältnisse autoritärer Kulturen im Prozess der Entwicklung
einer Persönlichkeit abzubilden beginnen.
Damit stelle ich weder die gesellschaftliche Natur des
Menschen in Frage
Gut, das war mir nicht klar. Gibt es für dich eine vorausgehende
ungesellschaftliche Phase? Oder wie würdest du die vorausgehende Phase
nennen, wo es noch keine gesellschaftliche Vermittlung gibt?
noch deine Behauptung, daß Wünsche,
Emotionen und Bedürfnisse im späteren Leben gesell-
schaftlich vermittelt wären.
Ich habe nicht von "später" geschrieben, sondern ich sage, dass das für
alle Menschen jeden Alters generell so ist. Keine zwei Phasen.
Der eigentliche Dissenz ist
lediglich der Zeitpunkt, ab wann die individuelle Spiegelung
gesellschaftlicher Verhältnisse einsetzt und ob dieser eine
biologische körperliche Existenz des Menschen mit
bestimmten quasi angeborenen Fähigkeiten vorausgeht
- oder, wie Du zu meinen scheinst - eben nicht.
Die von dir betonte biologische körperliche Existenz (mit Emotionen
etc.) ist für mich keine Frage, da habe ich keinen Widerspruch. Ich
sage nur, dass eben jene Körperlichkeit die gesellschaftliche Natur des
Menschen ist.
Ciao,
Stefan
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