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Re: [ox] Gibt es ein Macht-Vakuum?



HGG schrieb heute:
Christoph Reuss wrote:
Damit wird endlich eine terminologische Differenz etwas deutlicher: Dein
Wort "Pred-Macht" und (vielleicht nicht nur) mein Wort "Macht" scheinen
so ziemlich dasselbe zu bezeichnen.

Demnach kann es in einer "macht-freien" Gesellschaft doch Prod-Macht geben?

Du hast offensichtlich die zweite Zeile meiner Kurzantwort überlesen.
Hier zur Erinnerung noch mal:

Keine Macht für niemand, auch nicht für Prods.

Das hatte ich schon gelesen -- aber oben sagstest du ja, dass du unter
Macht Pred-Macht verstehst.  Prod-Macht wäre demnach keine Macht, und
somit mit deiner "macht-freien" Gesellschaft vereinbar.

Wenn du unter Macht nur Pred-Macht verstehst, dann ist der Satz
Keine Macht für niemand, auch nicht für Prods.
durchaus kompatibel mit dem Ziel von P/P, denn die Prods sollen ja
keine Pred-Macht erhalten, sondern Prod-Macht.


Also vielleicht kannst du mir mal direkt erklären, worin sich nach
deinem Verständnis "Pred-Macht" und "Prod-Macht" unterscheiden. Wie -
nach deiner Meinung - Prod-Macht anders FUNKTIONIERT als Pred-Macht.

Der Unterschied ergibt sich aus den jeweiligen Wertesystemen: ...

Du weichst einer Antwort auf meine Frage aus: Wie anders FUNKTIONIERT -
nach deinem Verständnis - Prod-Macht?  Die kannst du schlecht mit "Sie
folgt anderen Normen" beantworten.

Die Normen prägen die Machtstrukturen, -mittel, -motive, -ziele, etc.


Pred-Macht basiert auf "might is right" -- "richtig" ist was der Mächtigere
befiehlt, egal ob es sinnvoll oder richtig ist.

Was ist "richtig"? "Richtig" kann ich nur als subjektive Kategorie denken.

Mit "richtig" ist hier gemeint: das was dann umgesetzt wird.  Der Inhalt
der Entscheidung.

Dies vorausgesetzt ist die Aussage, dass sich das durchsetzt, was der
Mächtigere für richtig hält, eine Tautologie und erklärt überhaupt nix.
Dafür ist er ja "der Mächtigere".

Macht ist Selbstzweck bei Preds, aber nicht bei Prods.  Bei Preds entscheidet
"der Mächtigere", bei Prods hingegen "der Kompetentere"!  Das ist der
Unterschied.


Darum sind die Resultate
ja so hirnverbrannt und schädlich (müssen von Prods ausgelöffelt werden),
und darum kann Pred-Macht durch erbliche Privilegien, rohe Gewalt und
Schwindelei erlangt werden (Prod-Macht hingegen nur durch Fähigkeit).

"Macht erlangt" - gibt es in deiner Denkwelt auch so was wie
strukturelle Macht? Ist Macht etwas Dingliches (das ich "erlangen" kann)
oder ein Verhältnis, etwas Relationales? Erbliche Privilegien
funktionieren ja nur deshalb, weil sich "alle dran halten". Und du
willst doch sicher nicht Regeln als solches abschaffen. Oder?

Hier sind wir wieder beim Märchen von der "Unsichtbaren Hand".
"Strukturelle" Gewalt geht von Personen (den Mächtigen) aus!
Klassisches Beispiel ist die Mafia -- ohne Mafiabosse (und
-Killer) gäbe es schlichtweg auch keine "strukturelle" Gewalt!
Erbliche Privilegien funktionieren deshalb, weil sie gewaltsam
durchgesetzt werden (Staatsgewalt).  Dies kann nur durch
globale Prod-Solidarität überwunden werden.

So, nun habe ich deine Fragen beantwortet, und hätte noch gerne
eine Antwort auf die vor über 9 Monaten gepostete Lessig-Kritik.....

Gruss,
Christoph



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