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[ox] Wurzel von Entfremdung (war Was ist Kompetenz?, Empirie vs. Dogmen)



>> je nach Definition des Begriffes Erziehung. Und ein ge-
>> sellschaftliches Paradigma, welches den Respekt des
>> Menschen durch Menschen beinhaltet - und zwar nicht
>> erst ab Volljährigkeit, sondern vom ersten Atemzug nach
>> der Geburt an. Denn die Wurzel aller Ausbeutung erkenne
>> ich im mangelnden Respekt von Menschen anderen Men-
>> schen gegenüber aufgrund der  Fixierung auf das Macht-
>> modell als Muster sozialer Beziehungen.
>
> Na ob das die Wurzel aller Wurzeln ist?
> Ist der mangelnde Respekt vor dem Menschen eine Erbsünde oder
> woher kommt der nun wieder?  Wenn Du das alles nur mit
> ``Schicksal'' erklärst, erscheint mir das mehr wie eine
> Verschleierung als eine Erklärung:

Mich hat das Buch "Das Alter" von Simone de Beauvoir dahingehend
überzeugt, dass dies eine rein zufällige Entwicklung in der
Kulturgeschichte ist. D.h. das Patriarchat bzw. machtförmig
hierarchisch strukturierte Kulturen bilden sich durch kleine
(zufällige und unbewußte) Entscheidungen bzw. Traditionen,
die in der Summe nachher zu einer entwickelten Machtkultur führen.

Humberto R. Maturana versucht in dem Essay "Matristische und
Patriarchale  Konversationen" im Buch "Liebe und Spiel" eine
Rekonstruktion einer Wurzel, d.h. massgeblicher Entwicklung.
Ähnliches unternimmt Daniel Quinn in "Ismael".
Letztlich denke ich aber, dass das Erkennen einer Haupt-Ursache
nicht wirklich dienlich ist und vor allem der Respekt vor dem
Alter der Wurzeln unserer Misere wichtig ist.

Abgesehen von diesen "historischen Wurzeln" kann man jedoch
über die Anlage von Entfremdung bzw. Machhörigkeit in je uns
selbst nachdenken. Der Mensch ist ohne Sozialisation keiner,
alle wesentlichen Strukturen werden während der Interaktion
Fötus/Säugling Mutter/Vater angelegt. Wenn man den Circus der
Weitergabe von nicht empathischen Verhalten, nicht-Autonomie
und Entfremdung entrinnen will, wird man bei diesem Ansetzen
müssen.  Wer einmal erlebt hat, wie stark eine bewußte Erziehung
in diesem Kontext (Stichwort Emmi Pikler, Lószy http://coforum.net/?1280)
Autonomie und kooperatives Verhalten zur Entfaltung bringt, wird an dieser
Kraft nicht zweifeln.  Ich empfehle dem Forschenden dieser Richtung,
sich den Film "Lóczy - Wo kleine Menschen groß werden",
http://coforum.net/index.php?1301 , anzuschauen.

Ein Grundlegender Paradigmenwechsel, der Kern der Debatte hier
sein sollte, ist eh nicht in kürzerer Zeit als einem
Generationenwechsel zu erwarten. Dies zeigen Paradigmenwechsel
in der Physik: Grundlegend andere Denkweisen werden von Pionieren
entdeckt und von der nachwachsenden Generation selbstverständlich
übernommen.

--tk

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