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Re: [ox] P/P und T. Veblen



Hallo Stefan,

Am Montag, 29. Mai 2006 16:24 schrieb Stefan Seefeld:
Produktivkräfte - als Abstraktion der tatsächlich handelnden Menschen
und Tiere - setzen der historischen Bewegung der Bürokratie entstam-
mende Strukturen der Arbeitsteilung, rationalen Auffassung und Glie-
derung von Arbeit sowie der rechtlichen Grundlagen in Beziehung zu
den Produktionsmitteln, um produktiv tätig sein zu können oder - wie im
Falle des PCs - Arbeit in Maschinen zu vergegenständlichen.

Ich weiss nicht recht was die 'historische Begegung der B"urokratie'
ist, und inwiefern sie relevant ist f"ur die Kl"arung, ob software
Produktionsmittel ist oder nicht. Klar, Arbeitsteilung spielt ganz
sicher eine Rolle, aber der B"urokratie 'entstammt' meiner Beobachtung
nach ziemlich wenig. Umgekehrt, scheint mir B"urokratie eine Struktur,
die hilft Arbeitsteilung zu verwalten.

Hier wird deutlich, warum M. Weber eine Ergänzung von Marx ist, eben
weil Weber ein ähnlich breit gefächertes Wissen historischer Abläufe
in die Ökonomie einführt wie Marx.

Hier fehlt Dir also historisches Wissen, welches einzuführen den
Rahmen dieses Diskurses sprengen würde.

Auch weiss ich nicht welcher rechtlicher Grundlagen es bedarf, um
produktiv t"atig sein zu k"onnen.

Das Geldmonopol des Staates ist ein rechtliches Verhältnis. Ebenso sind
Tarifverträge - oder heutige Flächentarifverträge - rechtliche Verhältnisse.
Und auch ohne ein BGB des Vertrags- und Haftungsrechtes - allesamt
rechtliche Verhältnisse - ist eine Produktion heute nicht vorstellbar. 

Ferner wäre noch das Eigentumsrecht, das Strafrecht, das Patentrecht, das 
Versammlungsrecht, Din-Normen und das Kartellrecht zu nennen, ohne die 
eine  Produktion kaum möglich ist. 

Nur zur Erinnerung: der urspr"ungliche Punkt um den es mir in meinem reply
vom 25.5. ging, war meine Kritik an Deiner Behauptung Klassengrenzen
w"urden immer mehr verschwimmen, da Produzenten immer mehr zu 'absentee
owners' w"urden. Ich hatte bemerkt dass dieser Behauptung ein
soziologischer Klassenbegriff zugrunde liegt, der von einem "okonomischen
stark abweicht, das heisst, das hier von v"ollig verschiedenen Dingen
gesprochen wird.

Der Begriff der 'absentee owners' umfaßt bei Veblen die Bourgeoisie von
Marx, die jedoch nicht mehr als persönliche Unternehmer im Betrieb, sondern
als abwesende Eigentümer im Betrieb in Erscheinung treten, nur noch das
Kapital über Aktienbesitz halten, die Betriebsführung jedoch einem bezahlten
Managment überlassen. Dieses Managment setzt sich aus besoldeten Büro-
kraten a la 'leitende Angestellte' zusammen, ist daher im marxschen Sinne
Proletariat, d.h., nicht im Besitz der Produktionsmittel. 

Später läßt sich der Begriff 'absentee owners' nicht mehr auf die Klasse der
Bourgeoisie eingrenzen, eben weil Proletarier via Firmenanteile und Aktien zu
abwesenden Miteigentümern der Betriebe werden. Allerdings sind sie als Eigen-
tümer von Fondanteilen sogar in doppelter Hinsicht 'absentee owners', da
ein Managment den Fond verwaltet, über welchen sie 'absentee owners' an
den Betrieben sind.

Selbst Du müsstest erkennen können, daß dieses eine ökonomische Erwei-
terung und Erneuerung des Klassenbegriffes ist, das also nicht über völlig
verschiedene Dinge gesprochen wird. Damit wird nur das ökonomische
Modell von Marx über Veblen dem Fortgang der Geschichte angepaßt.

Gruss,
Jacob
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