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Re: [ox] Übergangsformen



Hallo Franz & Liste!

ich stimme mit Dir prinzipiell was das Vertrauen in Freie Modi und ihre
Kraft betrifft überein (" da ich der Meinung bin, dass das Freie System
einfach das stärkere ist und wir somit nur die Keimformentwicklung
beschleunigen.) , aber an diesem speziellen Punkt stimm ich nicht ganz
überein, gerade weil ich Deinen Ansatz nicht für verfehlt halte....:

Eine meiner (vielen) Schnapsideen wäre beispielsweise eine "offene
Softwarefirma", bei der jeder
sich als Programmierer anmelden darf. Jedes Unternehmen könnte dann
Programmieraufträge
einreichen und sagen, was es dafür bereit wäre zu bezahlen. Die
Programmierer arbeiten dann, woran sie
Lust haben, soviel sie wollen. Sobald ein Projekt abgeschlossen ist, wird
das Geld dann gemäß den "Arbeitsanteilen"
(ja, wie genau man die definieren und messen kann weiß ich leider auch
noch nicht...) aufgeteilt,

Ich denke auch Softwareentwicklung beruht auf Koordination und
Verläßlichkeit. Es muß mindestens jemand den Überblick haben und die
"Workpackages" verteilen. 

Daran gibt es keinen Zweifel. Ich weiß aber nicht, ob Koordination und Verlässlichkeit
etwas sind, was man von vornherein planen und festlegen muss, oder ob sie (und die
damit verbundenen Rollen) sich nicht vielleicht dynamisch von selbst entwickeln, ohne
dass davon etwas in der Regeln steht.
Vielleicht also eine ähnliche Fragestellung wie die nach dem Wiki-Gartenplan (wenn auch in einem
"ernsteren" Kontext)...
Ich frage mich gerade, wie das eigentlich in der Frühphase der Wikipedia geregelt war - hat der
"wohlwollende Diktator" Jimbo Wales sehr viel koordiniert/geplant, oder die Sache mehr sich selbst überlassen?
Kann man die Sache überhaupt beliebig zwischen Graswurzel-Projekten übertragen, oder muss das für
jedes Gebiet (oder gar jedes Projekt) einzeln entschieden werden? Wenn ja, dann nach welchen Kriterien?

Wer das gerade versucht was Du da entwirfst, ist
Andrius Kulikauskas im Minciu Sodas Netzwerk und es wäre spannend wenn Du
Dich da mal einklinkst:

http://www.openleader.com/index.php/MinciuSodas/Services

Hört sich sehr interessant an!

und die Software
bekommt eine Tripellizenz - kommerziell für den Auftragsgeber, GPL oder
noch restriktiver (z.B. "die Software darf in keinem
Unternehmen eingesetzt werden") für die Community und etwas dazwischen
für die "offene Firma" selbst. 

Das funktioniert so nicht. Was funktioniert, ist daß der Auftraggeber den
Code ein wenig früher bekommt. Die Community will letztlich alles, und das
ist gut so!!

Die Tripellizenz war ein Spontaneinfall, bei dem ich die Interessen aller Beteiligten irgendwie
unter einen Hut bekommen wollte:
-der Auftraggeber will, dass von "seinen" Programmen nicht die Konkurrenz profitiert.
-die Programmierer wollen ihre Sachen wiederverwenden
-die Gesellschaft will möglichst viele freie Anwendungen und Bibliotheken

Kannst du nochmal genauer erläutern, warum das so nicht funktioniert nach deiner Meinung?
Eine zeitliche Verzögerung ist natürlich auch eine super Idee (die leider eine viel zu geringe Rolle
in der öffnetlichen Urheberrechtsdiskussion spielt...)

Über die Zeit
könnte so eine gewaltige Bibliothek anwachsen, die aber im Vergleich zu
SF und co. deutlich besser integriert wäre, also
keine 100.00 Einzelprojekte, die immer wieder das Rad neu erfinden,
sondern ein sich ständig verbessernder gemeinsamer Kern, der auf Dauer
ein Höchstmaß an Effizenz bewirkt.

Da bin ich einerseits wieder ganz bei Dir. Ich hab gerade die letzte Woche
wieder Gehversuche mit Linux gemacht und bin einfach wütend auf die
inneren und äußeren Inkompatibilitäten.  Wenn hier jemand zu behaupten
wagt, "doppelt freie Software" hätte per se eine höhere Qualität, dann
findet er bei mir einen entschiedenen Widerspruch.

Das stimmt. Allerdings sehe ich bei meinen Linux-Problemen eine deutliche Tendenz
dahin, dass die inneren Inkompatibilitäten deutlich abnehmen und fast alle meine
derzeitigen Probleme mit der Windows-Hörigkeit der Soft- und Hardwarehersteller
zusammenhängen - z.B. mein Drucker, dessen Hersteller die Entwicklung von Linux-Treibern
blockiert...
 
Aber das Problem läßt sich nicht durch simple Bezahlung lösen, das wäre
der entgegengesetzte Kurzschluß, sondern es ist ein kulturelles Problem.
Gerade die Arbeit des Ordnens und Integrierens bezahlt ja kein
Auftraggeber, das ist doch das Riesenproblem in dem unsere ganze
Entwicklung steckt!

Einen Pluspunkt des Kapitalismus sehe ich darin, dass Unternehmen nach innen
gut integriert sind (bei einer offenbaren Über-Reglementierung und -Hierarchisierung
[das Wort lass ich mir patentieren ;-) ]). Die Integration nach außen ist bei anderen
Unternehmen trotz Outsourcing-Ideologie sehr bescheiden, Integration in die Gesellschaft
ist praktisch nicht vorhanden.

Andersherum besteht bei Graswurzel-Projekten die optimale Veranlagung zu innerer und äußerer
Integration, die aber leider immer wieder der mangelnden Kommunikationsfähigkeit der Menschen
sowie technischen Hindernissen zum Opfer fällt. Die fehlende statische Ordnung ist in meinen Augen
sehr gut, solange man es schafft, diese durch eine dynamische Ordnung zu ersetzen.

Liebe Grüße,
Benjamin
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