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Re: [ox] Die Steinchenfrage



HGG on Montag, 5. Dezember 2005 at 10:01 Uhr [PHONE NUMBER REMOVED] wrote:

Im Übrigen bist du damit an der hier oft und kontrovers diskutierten
Frage dran, ob (etwa) Boden als "Gemeineigentum" oder als "kollektiv
bewirtschaftete Ressource" zu betrachten ist. Denn im Gegensatz etwa zur
Software *muss* man sich bei dessen Nutzung einigen. Fork geht nicht.


Fork ist räumliche Dissoziation. Angesichts der Tatsache daß immer mehr
planetare Landmasse von Kulturlandschaft zu sekundärem Ödland wird (sehr
schön habe ich das unlängst in Litauen sehen können wo meiner Schäzung
nach in manchen Gegenden 80% der Agrarfläche verwildert sind wegen der
wahnwitzigen Entkollektivierungspolitik) ist auch diese Frage durchaus
nach dem Muster Freier Software andenkbar. Globale Dörfer sind unter
anderem auch Wertegemeinschaften, die ein bestimmtes Stück Boden nach
bestimmten Kulturellen Werten gestalten.

Ich habe für Christophs Vorschlag hier ein sehr offenes Ohr; die
"Steinchenfrage" erscheint mir nicht ganz unplausibel. Der alte Engels
hatte mal die Vorstellung daß sozialistische Betriebe aufgrund ihrer
überlegenen Produktivkraft die "ganze Bande auskaufen" könnten. Marcin
Jakubowski (www.sourceopen.org) hat mit einem Schema begonnen, Open Source
Dörfer zu organisieren und die Steinchenfrage praktisch anzugehen. 

Ein Bodenfonds für Globale Dörfer ist in derTat die einzige Möglichkeit
die Dinge mal ins Laufen zu bringen. Natürlich gehört auch der notwendige
"sanfte" politische Druck dazu, der die Besitzer von nicht genutzem Land
dazu bringt dieses auch zu akzeptablen Preisen zu verkaufen. 

So und jetzt kommt eben die Frage nach dem Gemeineigentum ins Spiel. Mir
würde die Idee gefallen daß Globale Dörfer nach genossenschaftlichem
Muster organisiert sind und sich auf Entwicklungspläne stützen müssen, um
vom Fonds Land zu pachten. Sollte sich ein Streit ergeben können Leute zum
Beispiel ihre Einlage in Form von Anteilsscheinen am Fonds zurückkriegen
und sich mit diesen Anteilsscheinen eine neue Community suchen oder etwas
auf eigene Faust versuchen. Daß "Producer" in prästablisierter Harmonie
leben während "Predators" immer divergierende Interessen haben halte ich
nämlich für eine Mythologie. Insoferne gefällt mir der Ansatz von C.Spehr,
der bei allen gemeinschaftlichen Unternehmungen Auflösungsbedingungen
mitdenkt. Man könnte auch sagen: Ein Kommunismus der diese Frage nicht
thematisiert ist überhaupt nicht mehr diskutabel. Auch Alfred Fresins
brandneues Buch "Die bedürfnisorientierte Versorgungswirtschaft - eine
Alternative zur Marktwirtschaft" (ISBN 3-631-54446-4) -im übrigen sehr
lesenswert weil seit hundert Jahren die erste durchgängig ausformulierte
Utopie einer wertfreien Vergesellschaftung - weicht dieser Frage leider
aus und begibt sich darin der zentralen Chance auf eine Reaktualisierung
des Gemeineigentums.

Franz

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