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Re: [ox] kreative vs. instrumentelle Macht



Hans-Gert Graebe schrieb:
erklären und aufzeigen, dass sie einem Predator-Maulwurf sehr kritisch
gegenüberstehen sollten.  Das sollte dazu führen, dass Lessig letztlich
für seinen Versuch, mittels Predator-Massnahmen den Befreier zu spielen
(__Juristen müssen Informatiker bevormunden, um sie zu "befreien"__), aus
dem Saal gelacht würde.  Kritisches Denken des Publikums vorausgesetzt...

Und wenn es das "kritisch denkende Publikum" nicht macht, insbesondere -
und den Bezug auf die eigene Praxis dieser Liste habe ich nicht von
ungefähr gewählt; da wird es nämlich konkret - *nicht* mit dir zusammen
aus dem Saal lacht? Oder Lessig sich nicht so einfach aus dem Saal
lachen lässt? Würdest du der psychischen Gewalt ("aus dem Saal lachen"
ist für mich psychische Gewalt) andere Formen von Gewalt folgen lassen?

Mich erstaunt die Hartnäckigkeit (oder schon "psychische Gewalt"?), mit der
du mich in diesem Thread in die repressive und gewalttätige Ecke schieben
willst -- ausgerechnet um einen Predator-Maulwurf zu verteidigen.  (Kann
der Jurist Lessig seine Gesetze etwa völlig gewaltfrei durchsetzen?)

Mit "aus dem Saal lachen" war gemeint, dass das Publikum die Absurdität
erkennt, dass Lessig den Informatikern einreden will, sie müssten sich
weiterhin von Juristen bevormunden lassen, um "befreit" zu werden.
Denn darauf läuft die CC hinaus.  Nachdem dann mal erkannt wurde,
dass "der Kaiser keine Kleider anhat", ist es um die Macht des Kaisers
geschehen -- in einem akademischen Rahmen läuft das ja hoffentlich ohne
Gewalt ab.

Es kann schon sein, dass viele Leute das nur langsam verstehen werden,
da wir ja alle das Predator-System "mit der Muttermilch eingesogen haben"
;-)  und wir täglich der Nebelwerferei drumherum exponiert sind.

Marxisten haben besonders Mühe, die Predator/Producer-Dichotomie zu
verstehen, denn der Predator Marx hat ihnen eine _schräge_ Dichotomie
eingebläut (Ruling/Working class), wonach ein Rechtsanwalt in derselben
Klasse wie ein Programmierer ist (working class), und ein Sektenguru in
derselben Klasse wie ein Ingenieur-Chef einer KMU (ruling class).
Nach der richtigen Dichotomie ist es aber gerade __anders herum__:
Rechtsanwalt und Sektenguru sind in derselben Klasse (Predator class), und
Programmierer und Ingenieur-Chef einer KMU ihrerseits (Producer class).

An dem Beispiel wird auch deutlich, dass Producers untereinander
konstruktiv klarkommen, wogegen ihnen die Predators bloss ins Handwerk
pfuschen mit unsinnigen Vorschriften und doofen Ideologien/Systemen der
Unterdrückung und Ausbeutung.  Weshalb diese Einteilung sinnvoll ist,
die Marx'sche Verdrehung aber nicht.


Ich würde Lessig weder "mit Nichtachtung strafen"

Ist "Lessigs Blablog" kein Ausdruck von Nichtachtung?

Habe da etwas zu schnell gelesen -- Nichtachtung = nicht auf ihn achten.
Du meintest wohl VERachtung.  Aber eigentlich war "Blablog" eher eine
Feststellung als ein Ausdruck von Verachtung...  denn was hat z.B. die
im Blog besprochene Katrina-Katastrophe überhaupt mit der CC zu tun?
...ausser dass an beidem letztlich Juristen schuld sind
    [via falsche Gesetze über Dammbau-Vorsorge, CO2-Emissions-
     reduktionen und Kriegsfinanzierung; ausserdem war es ein
     Predator, der vor 300 Jahren die Schnapsidee hatte, UNTER
     dem Meeresspiegel eine Stadt zwischen Meer, Fluss und See zu
     gründen, entgegen den Warnungen seiner Ingenieure=Producers],
worauf aber gerade Lessig nie hinweisen würde => Nebelwerfer-Blablog!

Gruss,
Christoph



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