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Re: [ox] Re: Wissens- und/oder Informationsgesellschaft?



Hi Hans-Gert!

2 weeks (14 days) ago Hans-Gert Gräbe wrote:
Stephan Eissler wrote:
SE: In beiden Fällen (in einem Fall mehr, im anderen weniger) hätte der Diskurs
(also die Kommunikation) dann dazu geführt, dass sich das Wissen der
Listenteilnehmer in bestimmten Bereichen einander angleicht.

HGG: Nein, aus der Tatsache, dass "alle auf der Liste weitgehend dieselben
Denkinhalte mit dem Wort 'INFORMATION' verbinden", folgt einzig, dass
der Kontext der weiteren Diskussion geschärft wurde. Wie weit eine
Annäherung oder gar Angleichung von individuellem Wissen erfolgt, steht
auf einem ganz anderen Blatt.

Hier kommen wir des Pudels Kern vielleicht ein wenig näher. Könntest du mir
etwas genauer erklären, warum das für dich auf einem ganz anderen Blatt steht?
Aus meiner Perspektive stellt sich das jedenfalls so dar:

Mal etwas flapsig gesagt ist für mich das "denken von DenkINHALTEN" im Grunde
schon Wissen. Und wenn die Listenteilnehmer zu einem früheren Zeitpunkt
UNTERSCHIEDLICHE Denkinhalte bei dem Wort 'INFORMATION' gedacht haben, nun
aber weitgehend die GLEICHEN Denkinhalte bei diesem Wort denken, dann bedeutet
dies für mich, dass sich das individuelle Wissen der Listenteilnehmer in einem
bestimmten Bereich jetzt einander ähnlicher ist, als es dies früher war.

Die scheinbare Kohärenz auch der Inhalte hier hat schlicht den Grund,
dass wir uns überhaupt erst einmal des "state of the art" versichern.

Das tun wir nicht. Vielmehr setzen wir einen neuen "state of the art".

Das ginge natürlich auch einfacher, wenn meinem Rat gefolgt und ein-zwei
einschlägige Paper (gelesen und) als Grundlage der Diskussion anerkannt
worden wären.

Nein. Dann würden wir bestenfalls einen fremden Diskurs reproduzieren.

Aus irgendwelchen psychologischen Gründen (das ans Licht
der "Bewusstheit" zu zerren hätte auch mit dem Informationsthema zu tun)
wurde dieser naheliegende Weg aber auf der Liste abgewählt.

Ich hatte die Gründe angegeben. Sie waren nicht psychologischer,
sondern diskurstheoretischer Natur. Da du aber schon mehrfach deutlich
gemacht hast, dass du nicht mal verschiedene Kommunikationsräume
wahrnehmen kannst, muss dir die Idee unterschiedlicher Diskurse wohl
völlig verschlossen bleiben. Schade - aber das ist wohl so.

Das bedeutet aber Streit, denn dann
müssen wir uns einigen, ob wir den Bezeichner "Wissen" in meinem oder im
Sinne von SMn und SE gebrauchen wollen. Du wirst verstehen, dass einer
"demokratischen" Entscheidung dieser Frage nicht nur mein Ego im Wege
steht.

Ein m.E. völlig falscher Ansatz: Es kann nur eine Wahrheit geben.
Nein, wenn ich eins aus der Diskussion gelernt habe, dass es keinen
kohärenten Begriff Wissen geben kann. Er muss näher erläutert werden,
damit er überhaupt Sinn macht.

Es wäre nur eine Frage der Zeit (vermutlich höchstens 3
Generationen), bis sich das verfügbare Wissen auf einen Bruchteil des
heute verfügbaren Wissens verringert hätte. Und zwar auch dann, wenn
es all die tollen Bibliotheken, Antiquariate, CDs usw. mit all ihren
wunderbaren Ansammlungen von Texten noch immer gäbe. Einfach deshalb,
weil sie nichts anderes sind als Text.

Ja, deshalb heißt diese Form des Wissens bei mit "totes W." im Gegensatz
zum "lebendigen W." (bei dir: "verfügbares W."). Aber trotzdem sind
*beides* Wissensformen. Es ist ja nicht der Verlust des Wissens
eingetreten, sondern der des _Kontexts_. Und der lässt sich - mit
einiger Mühe durchaus auch nach 30 Generationen rekonstruieren.

Damit läufst du natürlich in die Falle, dass im Prinzip jedes Atom
eine ungeheuere Ansammlung toten Wissens ist - du kennst nur gerade
den Kontext dazu nicht. Oder vergesse ich nur mal wieder, dass der
weiße Mann selbstredend alle möglichen Kontexte unumstößlich kennt?


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

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