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Re: [ox] Geistiges Eigentum. aus Streifzuege 31



* Rudolf Sponsel <Rudolf-Sponsel sgipt.org> [2004-12-14 16:12]:
Franz Nahrada wrote:
Dagegen halte nicht nur ich: Die Abwesenheit des Leistungszwangs ist die
beste Motivation! Niemand *muß* mehr leisten in der GPL-gesellschaft. Da
wirds erst spaßig, was zu leisten!!!

Dass es kein Problem mit Arbeitsmotivation gibt, wenn der Zwang zur
Leistung wegfaellt, scheint mir erstmal eine gewagte Behauptung und
nein, auch nicht durch die Existenz von Freier Software belegt zu sein.
Umgekehrt ist aber aehnlich gewagt, einfach das Gegenteil zu behaupten:

Ich halte das weitgehend für eine Traumwelt.

Es liegt halt in der Natur der Sache, dass sich innerhalb einer
gegebenen Gesellschaftsform nicht "belegen" laesst, wie eine andere
Gesellschaft aussehen wuerde. Insofern ist es nicht weniger vertraeumt,
die gegebenen Verhaeltnisse ahistorisch als natuerliche und damit
unumstoessliche zu verklaeren.

Allerdings ist ein fairer Tausch von Leistungen meiner Ansicht nach
notwendig. Wir haben ja gesehen, wo die Schuldenpolitik der irren
"Geschenke" hingeführt hat. Es war vor einem Jahrzehnt noch gang und
gäbe, daß beliebig blau und Urlaub gemacht wurde - auf Kosten der
anständigen Werktätigen und der Gesellschaft. So wird das nicht
funktionieren. Der Mensch muß Moral verinnerlichen und leben lernen und
dafür belohnt werden: nur dann wird es funktionieren. Wer nur gut ist
und dafür bestraft wird oder wer sich ändert und dafür nicht belohnt
wird, wird sein gutes Verhalten bzw. seine Verhaltensänderung kaum
aufrecht erhalten können, das ist eine alte therapeutische und
Lebenserfahrung.

Ich wuerde Dir zustimmen, wenn Du viel abstrakter sagen wuerdest, dass
es vermutlich _irgendeinen_ Anreiz braucht, damit ich irgendetwas tue;
nur waere das wohl tautologisch. Du wendest das aber auf eine ganz
_bestimmte_ Gesellschaftsform an und rechtfertigst damit die konkreten
Zwaenge, die _hier_ existieren, um dann obendrein wie alle Moralisten
einzufordern, dass ich die mir auferlegten Zwaenge auch noch toll finde.
Ich gehe lohnarbeiten, weil ich nur so an hinreichend Speis, Trank und
Rechner komme; umgekehrt stellt mein Arbeitgeber mich ein, weil ich ihm
seinen Gewinn produziere. Wenn ich dann aber blau und zu viel Urlaub
mache, ist das erstmal nur ein Problem fuer ihn: Ihm geht ein Bruchteil
seines Gewinns verloren. Wenn Du nun behauptest, dass das nicht einfach
sein Problem, sondern ein Problem der "anstaendigen Werktaetigen" oder
gar "der Gesellschaft" (wer auch immer das ist) sei, dann versuchst Du
mir unterzujubeln, mein Interesse sei identisch mit dem Interesse meines
Vertragspartners, dem Arbeitgeber; es ist also in _meinem_ Interesse,
_seinen_ Gewinn zu maximieren. Um mich davon zu ueberzeugen, braeuchte
es dann doch etwas mehr als Deine "therapeutische und Lebenserfahrung".

Holger

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