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Re: [ox] Geistiges Eigentum. aus Streifzuege 31



Franz Nahrada wrote:
Rudolf Sponsel on Sonntag, 12. Dezember 2004 at 12:35 Uhr +0100 wrote:

Das sehe ich anders. Es gibt geistige Arbeit. Auch die materiellen Früchte dieser geistigen Arbeit steht in erster Linie dem zu, der sie geleistet hat und nicht denen, die abkupfern und von fremder Leistung profitieren wollen, was teilweise als unsoziales Schmarotzertum angesehen werden kann. Natürlich kann und soll man darüber reden, wie viel einem zusteht. Leute wie z.B. Bill Gates, die alleine mehr besitzen als die 120 Millionen Geringstbesitzenden in den USA zusammen genommen, zeigen eine extrem plutokratische Desorientierung und Fäulnis der Gesellschaft an. So gesehen sind Ökonomie und Staatsform letztlich eine Frage der Ethik und Moral.


Nein. Der Reichtum von Leuten wie Bill Gates spiegelt auf verrückte Weise
das Potential der Informationsgesellschaft wider, Reichtum in
Lichtgeschwindigkeit zu potenzieren und multiplizieren. Das ist nicht das
Produkt einer falschen Ethik und Moral, sondern auf eine sehr irre Weise
(Informationsmonopol) das Produkt neuer Produktivkräfte, die sich mit der
alten GEsellschafts- und Staatsform eben nicht mehr vertragen.

Den Fehler haben die Marxisten, Sozialisten und Kommunisten zur Genüge gemacht. Er sollte wirklich nicht dauernd wiederholt werden. Der Mensch ist nicht nur ein Produkt der gesellschaftlichen Verhältnisse: er errichtet sie auch und erhält sie aufrecht. Es ist eine interaktionelle-wechselseitige, wenn man will auch dialektische Beziehung.

Aber: Es kann ja wohl nicht angehen, daß jemand z.B. in 5 Jahren ein Programm entwickelt, das dann beliebig von anderen kopiert und genutzt wird, ohne daß der Entwickler etwas davon hat - außer Schaden.


Wieso nur Schaden? Das wurde hier ja schon von BarbaraG. richtig
kommentiert, daß Kopieren und Benutzen und Weiterentwickleln durch andere
auch Nutzen stiftet. Es ist freilich so, daß derzeit viele originäre Dinge
noch proprietär entwickelt werden und tatsächlich mit viel Aufwand und
Einsatz. Da ist meine gefühlsmäßige Reaktion aber eher, daß solche Dinge
"freigekauft" werden sollten. Was häältst Du denn davon??? Würde die
Menschheit nämlich wirklich weiterbringen im Gegensatz zu der Vorstellung,
daß jeder der über für andere wertvolle Information verfügt automatisch
eine Informationsrente verlangen können soll. Alleine der Aufwand
sogenanntes intellektuelles Eigentum zu überwachen und zu beschützen ist
doch im übrigen irrational hoch!!!!!!

Der Schaden besteht im Aneignen des Nutzens, so daß er seine Arbeit nicht mehr verkaufen kann.
>
Ich weiß wovon ich rede, und ich bin da kein Optimist wie andere auf
dieser Liste. Im proprietären bereich wird immer noch viel wertvolles
geleistet....Es ist z.B. so, daß es für komplexe Opensource Projekte im
Hardwarebereich nicht die richtigen Werkzeuge gibt. Wer sich wirklich
dafür interessiert, muß sie zum Teil proprietär herstellen lassen. kein
Witz!

>
Dennoch: einmal etabliert ist diese Produktionsweise unschlagbar. Uns
Sätze wie die folgenden werden obsolet.


Nichts leisten muß, wer nicht kann; für den soll die Sozialgemeinschaft angemessen aufkommen.


Dagegen halte nicht nur ich: Die Abwesenheit des Leistungszwangs ist die
beste Motivation! Niemand *muß* mehr leisten in der GPL-gesellschaft. Da
wirds erst spaßig, was zu leisten!!!

> Franz
>
Ich halte das weitgehend für eine Traumwelt. Man darf auch nicht neue-Gesellschaftsregeln in alte oder in den Übergang hineinpacken. Allerdings ist ein fairer Tausch von Leistungen meiner Ansicht nach notwendig. Wir haben ja gesehen, wo die Schuldenpolitik der irren "Geschenke" hingeführt hat. Es war vor einem Jahrzehnt noch gang und gäbe, daß beliebig blau und Urlaub gemacht wurde - auf Kosten der anständigen Werktätigen und der Gesellschaft. So wird das nicht funktionieren. Der Mensch muß Moral verinnerlichen und leben lernen und dafür belohnt werden: nur dann wird es funktionieren. Wer nur gut ist und dafür bestraft wird oder wer sich ändert und dafür nicht belohnt wird, wird sein gutes Verhalten bzw. seine Verhaltensänderung kaum aufrecht erhalten können, das ist eine alte therapeutische und Lebenserfahrung.

--
Bessere Zeiten
Rudolf Sponsel, Erlangen
http://www.sgipt.org/org/aktuell.htm



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