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Re: [ox] Reichtum



Hi Frithjof

Die Umverteilungsmachinerie wird zwar gehemmt, aber der Grundgedanke des
_Profitmachens_ bleibt erhalten. 

leider (äh nein, zum Glück) falsch. Aber definieren wir erstmal
"Profit". Das ist nämlich leistungsloses Einkommen ohne den Anteil der
echten Risiko-Prämie. Und genau das kann es dauerhaft in der
Freiwirtschaft nicht geben (nur immer mal wieder temporär durch
Störungen im System, die zu temporären Monopolen oder Oligopolen führen).

Profit darf nicht mit dem Unternehmerlohn verwechselt werden, denn das
ist der Managerlohn plus der wahren Riskoprämie. Die wahre Risikoprämie
geht aber im statistischen Schnitt verloren, sonst wäre es keine
Risikoprämie sondern Profit.

Woher sollte in der Freiwirtschaft echter Profit kommen? Der entsteht
nämlich nur aus künstlicher Knappheit. Boden? Vergiss es, da der Boden
nach der Bodenreform dem Staat gehört (aber anders als im Kommunismus
privat genutzt wird). Bodenschätze? Ditto. Kapital? Die Umlaufgebühr
wird dem Kapital seine Sonderstellung nehmen. Patente? Eine Reform des
Patentwesens ist in der Freiwirtschaft unumgänglich wie die Bodenreform.
Woher also sollte Profit kommen, der nicht Unternehmerlohn ist?

Unternehmer und Angestellte wird es allerdings in der Freiwirtschaft noch
geben. Muss es aber nicht, weil die Freiwirtschaft dieser Frage
gegenüber neutral ist! Aber dass es sie geben kann, ist auch sinnvoll,
solange nicht jeder Mensch selbständig arbeiten will.

Dieser führt ja dazu, dass nicht nur "sinnvolle Sachen" produziert werden, sondern vor allen Dingen immer wieder Märkte geschaffen werden müssen.

Der Schluss ist falsch, weil die Annahme falsch ist. Womit ich nicht
sagen will, dass es in der Freiwirtschaft möglich ist, neue Märkte zu
schaffen, weil sie die Entwicklung neuer Produkte nicht unterdrückt, nur
die Monopole daran. Die Patenbefürworter würden daraus allerdings
schließen, dass NICHT mehr investiert würde, was ich aber auch nicht
glaube. Investition hier auch in Investition von Arbeitszeit gesehen.

Man denke an die gesamte Werbe oder Marketingbranche, die vom Standpunkt des erschaffens von gesellschaftlichen Reichtum, keinen Sinn macht.

Sie ist notwendig, um den Profit zu erwirtschaften, der mindestens den
Zins erwirtschaftet. Aber das ist im Kapitalismus so und nicht in der
Freiwirtschaft.

Die Effizienzsteigerung der letzten Jahrzehnte führt zu immer weniger nöten Arbeitskräften für die eigentliche Produktion an Waren, die man zum Leben wirklich braucht.

Wenn man sich Industrie-Nahrung vorsetzen lässt, stimmt das vollkommen.
Wenn man von bilogoisch dynamischem Anbau ausgeht, nur bedingt. Zwar
gibt es auch dort Effizienz-Steigerungen (im Bezug auf Arbeitskräfte),
aber die sind viel geringer als bei der "normalen" Agrarproduktion.

Im Kapitalismus geht die Effiziensteigerung auf vor allem zugunsten der
Zinsgewinner. Die Zinsverlierer (85% der Bevölkerung in den
Industriestaaten) erhalten gerade soviel, dass ein Aufstand vermieden
wird. In der Freiwirtschaft werden die Errungenschaften gleichmäßiger
verteilt.

Mir scheint, du verdammst die Freiwirtschaft vor allem, weil du teilweise
falsche Informationen hast und teilweise weil die Freiwirtschaft nicht
alle Probleme löst. Dabei schüttest du das Kind mit dem Bade aus, den
die Freiwirtschaft wäre eine hervorragende Ausgangs Plattform für die
Weiterentwicklung der Menschheit. Ich sehe die Freiwirtschaft also also
vor allem als Weg, nicht als Ziel. Wir können vom Ziel träumen, bis wir
alle die hier diskutieren tot sind, oder wir können beginnen, schonmal
loszugehen.

Innerhalb der Freiwirtschaft wären Inseln möglich, die im Warenaustausch
mit der Umwelt stehen. Diese Inseln, seien sie kommunistisch oder
anarchistisch, GPL-gesellschaftlich oder sonstwas, könnten der Beginn
einer neuen Weltordnung sein, Märkte im herkömmlichen Sinne tatsächlich
verdrägen, auch wenn es (freiwirtschaftlich) Märkte zwischen diesen
anfangs noch gäbe. Im Kapitalismus ist das nicht möglich, du läufst
sofort gegen Steuergesetze an und in die Zinsfalle rein.

Alles Gute wünscht
      Michael

--
öffentliche Generalversammlung der Hostsharing eG:
http://www.hostsharing.net/logbook/articles/gv2004-Karlsruhe.htm

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