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Reichtum (was: Re: [ox] Freiwirtschaft)



On Sunday 06 June 2004 20:57, Joost Klüßendorf wrote:
Beim zweiten und dritten Mal, habe ich den Sinn dieser Frage langsam
verstanden. Die Frage "Warum wollen Menschen Reichtum ansammeln" muss
übersetzt werden in "Wie kann eine Gesellschaft aussehen, in der es
nicht mehr sinnvoll ist, Reichtum anzusammeln".

Das halte ich für keine sinnvolle Frage. Du scheinst mir hier "Reichtum" 
mit "Geld" in eins zu setzen. Warum sollte eine Gesellschaft nicht 
Reichtum ansammeln?

Etwas konkreter 
übersetzt sich das in die Fragen "ist Freiwirtschaft eine Gesellschaft,
in der es nicht mehr sinnvoll ist, Reichtum anzusammeln" und (um den
Bezug zur Liste zu behalten) "ist die GPL-gesellschaft eine
Gesellschaft, in der es nicht mehr sinnvoll ist, Reichtum anzusammeln".

Unbedingt muss eine GPL-Gesellschaft eine reiche, ja, permanent reicher 
werdende Gesellschaft sein!

Ich probiere mal diese Überlegungen durchzuexerzieren. Warum ist es in
der heutigen Gesellschaft sinnvoll, Reichtum anzusammeln ? (Mehr als
zwei Punkte fallen mir zur Zeit nicht ein, auf Ergänzungen wäre ich
durchaus gespannt):
1. Reichtum verschafft die Sicherheit, notwendige und angenehme Dinge
   des Lebens erwerben zu können und das sowohl jetzt auch auch in der
   Zukunft, er kann Angst vor einer ungewissen Zukunft verringern.

Das ist doch gut und muss unbedingt für alle gewährleistet sein!

2. Reichtum verschafft die Möglichkeit, sich Luxus leisten zu können.

Dito!

Ich würde keine so starke Trennung zwischen "Reichtum, den man selbst
besitzt" und "Reichtum als abstrakte Quantität" machen. Abstrakten 
Reichtum (=Geld) kann man nämlich sehr leicht umwandeln in Reichtum,
den man mit dem eigenen Hintern besitzt.

Wenn du's nicht unterscheidest, dann kommst du zu solchen merkwürdigen 
Schlüssen, dass Reichtum doof sei. Du musst also die abstrakte und 
stoffliche Form von Reichtum trennen. Die abstrakte Form als Wert ist 
doof, er läuft wie ein Automat, will sich permanent selbst vermehren und 
sucht sich Menschen, die das erledigen. Über die verschiedenen Versuche, 
an ihm rumzupfuschen, ihn zu steuern, ihn zu regulieren usw. kann er nur 
lachen, denn er weiß die Menschen total abhängig von sich. Denn derzeit 
ist es so, dass er das Nadelöhr bildet, durch dass fast alles, was als 
stofflicher Reichtum auf die Welt kommen soll, hindurch muss.

Ok, in Wahrheit gibt es sehr viel Reichtum, der nicht Wertform hat - nicht 
nur Freie Software - aber das sei mal ausgeblendet.

 > Zunächst nur soviel: alle Deine Beispiele Unterstellen die Realität
 > von etwas, was wir "Wert" nennen, und das als Quantität einer
 > "allgemeinverbindlichen Ware" ausgedrückt sein will. Doch was ist
 > der Wert?

Irgendwie schaffen es viele Gesellschaften, die Frage was wie viel Wert
ist, verbindlich zu klären (ob die Währung nun "Kamele", "Dollars" oder
"Reputation" heißt). Insofern weiß ich nicht, ob die Frage, "was Wert
ist" weiterhilft.

Es hilft schon, denn es ist ja umgekehrt: Der Wert erklärt Gesellschaften 
für "verbindlich", das heißt für lebensfähig oder eben auch mal nicht 
(Argentinien z.B.).

Viel wichtiger scheint mir aber zu klären, was denn Reichtum ist.

Ciao,
Stefan

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