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Re: [ox] IBM, Liunux & Warenproduktion



Hi Benni, alle!

2 months (60 days) ago Benni Baermann wrote:
Es gibt ein interessantes Interview mit einem IBM-Manager:

http://www.heise.de/tr/artikel/41348/0

Daraus stammt folgendes:

       Technology Review: Trotzdem: Hardware wird immer mehr zum
       austauschbaren Gut. Wie kann sich ein Unternehmen wie IBM da
       noch differenzieren?

       Wladawsky-Berger: Nehmen Sie das Beispiel Speichermedien: Wir
       sind zu dem Schluss gekommen, dass es für uns kein gutes
       Geschäft mehr ist, Festplattenlaufwerke zu bauen - obwohl wir
       die Festplatte erfunden haben. Festplatten wurden zu sehr zur
       commodity, also lohnte es sich für uns nicht mehr, Laufwerke zu
       bauen. Das Bauen von Speichersystemen dagegen ist ein gutes
       Geschäft, weil der Schlüssel dazu die Frage ist, wie man ein
       Speichersystem virtualisiert, sodass man auf Daten zugreifen
       kann, egal wo sie sich befinden. Software wird immer wichtiger.
       Doch der Bereich, der am schnellsten wächst, sind die
       Dienstleistungen. Die Kunden sagen nämlich: "Alles schön und
       gut, aber ich möchte kein Experte für Teraflops oder das
       Ausführen verteilter Middleware werden." Die Kunden sagen: "Ich
       will eine Bank führen oder ein Krankenhaus oder die deutsche
       Regierung, aber ich will kein Sklave der Technik werden."

In der Tat ein interessantes Interview.

"commodity" heisst doch "Ware" oder?

Ja. Was er hier wohl meint ist die Bedeutung von Massenware. Diese
feine Differenzierung hat mir aber auch eben erst LEO verraten...

Bedeutet das etwas, wenn ein Manager eines Weltkonzerns sagt, dass sie
aus einem Geschäft aussteigen, weil es nur noch Warenproduktion
beinhaltet?

Na ja, wenn er wirklich Massenware meint, dann ist das wohl nicht so
interessant.

Aber das Interview enthält noch andere interessante Fragen und
Antworten. Direkt nach dem obigen Zitat:

  Technology Review: Ist IBM überhaupt noch ein IT-Unternehmen?

  Wladawsky-Berger: Wir sind immer noch ein IT-Unternehmen. Doch der
  Wert für den Kunden ergibt sich zunehmend weniger aus dem Bau der
  Komponenten und immer mehr aus der Anwendung der Technologie zur
  Lösung von Problemen. Die wirklich erfolgreichen IT-Firmen werden
  jene sein, die ihren Kunden bei der Lösung ihrer Probleme helfen, ob
  das Probleme der Gesundheitsfürsorge oder der Verwaltung sind. Wir
  wollen das Know-how zu unserem Hauptprodukt machen.

Und später kommt dann die Frage, die ich auch gestellt hätte:

  Technology Review: Eine der zentralen Technologie-Visionen von IBM
  ist Autonomous Computing - Computer-Systeme, die sich weit gehend
  selbst verwalten, überwachen und reparieren. Aber wenn das
  funktioniert, braucht niemand mehr die Berater von IBM, oder?

  Wladawsky-Berger: (lacht) Doch - wenn die Infrastruktur sich in
  hohem Maß selbst steuert, kann man noch größere Probleme angehen.
  Sie brauchen erst dann keine Consultants mehr, wenn Sie keine
  Probleme mehr zum Lösen haben. Sie bauen immer auf dem auf, was
  bereits existiert, und wenn man auf der einen Ebene keine Probleme
  mehr lösen muss, dann baut man darauf auf und löst Probleme auf der
  nachfolgenden Ebene.

Vielleicht ist das tatsächlich *die* Kernfrage für eine Welt ohne
Arbeit. Ich hole vielleicht ein bisschen aus.

Als ein Beispiel von vielen zeigt die Geschichte der
GNU/Linux-Installation recht nett, wie immer mehr ExpertInnenwissen in
die Software verlegt wurde. Also genau der Prozess, der in diesen
beiden Fragen aufscheint. Ich würde jetzt argumentieren: Na ja,
irgendwann ist die Installation kein Thema mehr, weil alle Probleme
auf diesem Sektor gelöst sind. Damit wäre dann die Notwendigkeit
weiterer Tätigkeit in diesem Bereich beseitigt.

Mit unserem IBM-Freund würde das dann so aussehen, dass sich an
anderer Stelle neue Tätigkeitsfelder auftun. Ist das wirklich so? Ad
inifinitum? In kapitalistischer Denke spiegelt das eben genau die
unendliche Vermehrung des Geldes wider. Aber könnte nicht irgend wann
mal ein Zustand erreicht sein, wo es keine Probleme mehr zu lösen
gibt? Na, vermutlich nicht - das Universum ist schließlich zumindest
recht groß ;-) .

In unserem Zusammenhang wäre aber die nähere Frage vielleicht die, was
dafür spricht, das solche Tätigkeitsfelder auf jeweils höherer Ebene
eben besser im Modus der Selbstentfaltung bewältigt werden können.
Immerhin dürften die Ebenen zunehmend kreativeres Potential haben und
von daher gäbe es da Chancen. Weitere Ideen?


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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