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[ox] "Sich darueber verstaendigen, was produziert werden soll"?



Hi!

Vor ein paar Tagen hatten wir in Kaiserslautern eine (interessante)
Veranstaltung, in deren Folge es eine recht interessante Diskussion
gab. Da drang mir ein altbekannter Satz ans Ohr, der mich seit dem
nicht mehr los lässt: "In der Freien Gesellschaft werden sich die
Menschen darüber verständigen, was produziert werden soll." Sicher
alter linker Common Sense - womöglich schon bei Marx. Aber puh! Da
muss ich erstmal neu drüber nachdenken!

Für mich klingt da erst mal Knappheit raus. Wenn es überhaupt einer
Verständigung bedarf, dann deswegen, weil nicht alles Nötige im
Überfluss vorhanden ist. Überfluss ist - wie in der Freien Software -
für eine GPL-Gesellschaft m.E. aber ein wesentliches Kennzeichen.

Natürlich gibt es Begrenzungen jenseits der Knappheit - Umwelt fällt
allen immer sofort ein. Aber meine Hoffnung wäre, dass das ein eher
kleiner Bereich wird. D.h. dann auch, dass der Bereich, in dem
Verständigung dieser Art notwendig wird, eher klein ist.

In der Freien Software gibt es da ja auch das Phänomen, dass die
MaintainerInnen im Großen und Ganzen auch ohne eine solche breite
Verständigung das richtige tun. Na, vielleicht kann die Kommunikation
mit NutzerInnen und anderen EntwicklerInnen als diese Verständigung
gelten. Dann wäre hier eine Keimform zu besichtigen, wie eine solche
Verständigung aussehen kann.

Weiter klingt für mich das Sollen da raus. Aus diesem Satz klingt
schon deutlich das entfremdete Verhältnis der EntscheiderInnen von den
UmsetzerInnen der Entscheidung raus: In dieser und jener Fabrik sollen
dann die ArbeiterInnen eben dies oder jenes produzieren. Ob das in der
Selbstentfaltung der ArbeiterInnen liegt, kommt dabei nicht vor.

In der Freien Software läuft das aber ganz anders. Da sagt niemensch,
wer was machen soll. Wie auch? Dennoch wird Nützliches produziert.
Vielleicht sehen ja die selbstentfalteten ProduzentInnen einfach
selbst, was sinnvoll ist? Ist das nicht sogar ein wichtiger Aspekt von
Selbstentfaltung?

Außerdem klingt mit da so der Globale Rat raus, der solche Dinge
entscheidet. Oder das Globale Palaver, das faktisch nicht machbar ist.

Auch hier frage ich mich: Muss mensch das so denken? Warum müssen
immer alle beteiligt sein? In der Freien Software läuft es auch so,
dass die sich beteiligen, die ein großes Interesse haben. Reicht das
nicht? Warum ggf. nicht?

Na, so weit erst mal. Ich glaube momentan, dass dieser alte Satz im
Lichte Freier Software / Oekonux nochmal kräftig überdacht werden
muss.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

PS: Eine wichtige OHA-Frage übrigens.

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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