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Re: [ox] Fwd: Werthaltigkeit von Informationsguetern



* Stefan Merten <smerten oekonux.de>:
Last week (9 days ago) Stefan Meretz wrote:
dann mal unsere Auseinandersetzung (Ernst Lohoff und ich) auf den Punkt
gebracht: Während Ernst Lohoff generell davon ausgeht, dass jegliche
Informationsgüter wertsubstanzlos sind - egal, ob in proprietärer oder
freier Produktion entstanden -, halte ich es für notwendig,
verschiedene Arten von Informationsgütern zu unterschieden und ihren
Herstellkontext zu beachten (vgl.
http://www.opentheory.org/info_kap_2/text.phtml). Ist der
Herstellkontext ein - im Wertschöpfungssinne - "produktiver" und das
Informationsgut quasi wie eine nie verschleißende Maschine Bestandteil
der Produktion, dann ist diese Software auch wie eine Maschine zu
behandeln: Das heißt, sie überträgt den in ihr vergegenständlichten
Wert.

Ja.

Sehe ich auch so.

Problem ist halt das nie verschleißend. Wenn es wirklich um eine
Übertragung geht, dann muss da auch was weniger werden. Ansonsten ist
es eine nicht versiegende Quelle von Reichtum. Was ja plausibel
klingt.

Bezueglich Gebrauchwert ja, aber eine nicht versiegende Quelle von
Tauschwert, die keine Arbeit erfordert, waere hoechst unplausibel ;-)

Die Wertuebertragung wuerde mangels Verschleiss wohl tatsaechlich gegen
Null tendieren, waere da nicht der moralische Verschleiss (also der
"Verschleiss", der dadurch entsteht, dass die verwendete Software im
Verhaltnis zu neuer Software zunehmend "veraltet"). Dieser fuehrt dazu,
dass regelmaessig neue Software produziert/gekauft werden muss, auch
wenn sie technisch nicht verschleisst. So dass sich die Wertuebertragung
im Vergleich zur Wertuebertragung von materiellen Produktionsmitteln
quantitativ vermutlich nicht so unglaublich viel nimmt.

Ich bin da unentschieden. Ich habe noch nicht das Kriterium gefunden,
das mich von dem einen oder anderen überzeugt.

Geht mir ähnlich.

Softwareproduktion erfordert genau wie "Hardwareproduktion"
gesellschaftlich notwendige Arbeit. Warum sollte das hier nicht das
entscheidende Kriterium sein?

Die Konsequenzen für die Oekonuxdedatte sind jedoch nicht ohne: Ist
Software sowieso "wertlos", dann gibt's da nichts zu "entwerten". Der
Effekt von FS für das Kapital wäre dann die Befreiung von "faux frais",
also Unkosten, die im Verwertungssinne nichts bringen, sondern nur als
Abzug vom Mehrwert zu Buche schlagen. Dann hätten Sabine Nuss und
Michael Heinrich recht - nur, dass sie nicht in der Lage waren, das
vernünftig auszuargumentieren -, dass FS für den Kapitalismus
ökonomisch eine Entlastungsfunktion hat.

Ja, so herum macht es dann Sinn.

Naja, da ich nicht sehe, wieso proprietaere Software wertlos sein und
daher (wenn es als Produktionsmittel fungiert) als Abzug vom Mehrwert zu
Buche schlagen sollte, macht das, was Sabine Nuss und Michael Heinrich
geschrieben haben[*], m.E. sehr viel mehr Sinn ;-) Sie fassen die Kosten
fuer das Produktionsmittel "proprietaere Software" klassisch als
konstantes Kapital.

Erstmal wird tatsaechlich Kapital dadurch frei, dass zumindest ein
gewisser Anteil an proprietaerer Software nicht mehr als Ware produziert
werden kann. Allerdings hoert dieses Kapital nicht einfach auf, sich zu
verwerten, sondern sucht sich halt einen anderen zu produzierenden
Gebrauchswert. Hinzu kommt ein weiterer Punkt, naemlich dass sich
mittels Verwendung von FS statt proprietaerer Software in der Produktion
die Profitrate erhoeht. Letzteres ist zwar tatsaechlich gewissermassen
eine "Entlastung", im Text geht es aber ansonsten, wenn ich es recht
sehe, eher um die Kritik der _umgekehrten_ These, naemlich dass Freie
Software fuer kapitalistische Verwertung ein ernstes _Problem_ darstelle
und daher als Keimform fuer etwas anderes zu verstehen sei. Im Gegenteil
spielt sie im Produktionsprozess eine aehnliche Rolle wie andere
wertlose Ressourcen (Luft, Wind, Wasser etc.). Sie fuegt dem Produkt an
sich also weder Wert hinzu noch zieht sie Mehrwert ab, sondern dient
einfach als "kostenloser Rohstoff", der in der Verwertung eingesetzt
werden kann. Das kann ich weitgehend nachvollziehen.

Holger

[*] http://www.volkskunstschaffen.de/sabine_nuss/oekonux.htm

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