Re: [ox] in Kürze
- From: Holger Weiss <lists jhweiss.de>
- Date: Mon, 8 Sep 2003 13:04:39 +0200
* Helmuth Supik <helmuth.s gmx.li> [2003-09-08 11:33]:
ein Freund von mir ist SysAdm und muß Produkte eines Monopolisten warten.Er
will in ein paar Jahren austeigen und auf´s Land ziehen, dort ein Acker
pachten, um Kartoffeln, Kohl, Poree, Zwiebeln, etc. für seine Familie
anzubauen.
Um Energie, Miete und Pacht bezahlen zu können, will er beim Bauern helfen und
notfalls noch Leuten helfen, wenn sie Probleme mit dem PC haben. Er glaubt
glücklicher zu sein als jetzt.
Wäre das nicht für Viele ein Übergansmodell zu den Globalen Dörfern, die Franz
N. so schön beschreibt?
Das wird Franz natuerlich besser beantworten koennen als ich, aber ich
hoffe doch, dass er diese Frage klar verneint ;-) In "Globale Doerfer
und Freie Software"[*] grenzt er seinen Punkt klar von derlei
Vorstellungen ab:
| Den Modernisierungsideologien wird ein praktisches Gegenbild von
| Widerstand und Eigenmacht entgegengesetzt, in dem die bewusste
| Entscheidung fuer kleinraeumige, auf unmittelbarer Produktion der
| Lebensvoraussetzungen basierende Selbstversorgungsstrukturen gefordert
| wird. (...) Ohne jede historische Dialektik wird den Produkten der
| grossen Industrie der Gebrauchswertcharakter abgesprochen. (...) Weil
| sie [die Subsistenzbewegung, HW] an eine untergegangene
| Produktionsweise appelliert und die realen Fortschritte in bezug auf
| Wohlstand und menschliche Handlungsmoeglichkeiten leugnet, bleibt die
| Kritik der Subsistenztheorie der industriellen Realitaet gegenueber
| theoretisch und praktisch ohnmaechtig. (S. 32)
Wenn Dein Freund beim Ackerbau fuer seine Familie gluecklicher wird als
bei der Arbeit am Rechner, soll er's tun. Aber er aendert die
Gesellschaft nicht, indem er aus ihr "aussteigt". Und wer allen Ernstes
Hauswirtschaft und Ackerbau als Alternative zum Kapitalismus propagiert,
sollte sich bewusst sein, dass dies letztlich eine reaktionaere, sicher
aber keine fortschrittliche Position ist.
Holger
[*] UTOPIE kreativ, H. 135, S. 30-44
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