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Re: Re: [ox] Re: Gegen die eigenen Beduerfnisse handeln?



Ref.: 	«Re: [ox] Re: Gegen die eigenen Beduerfnisse handeln?»
 		Stefan Meretz
 		(2003-05-13, 08:48:34 [PHONE NUMBER REMOVED], KW 20/2003)

Hallo Stefan!

Mit Deiner Unterscheidung zwischen 1. und 3. Person habe ich immer
noch arge Verständnisprobleme (Überraschung!).

Wenn Individuen gegen ihre individuellen Interessen/Bedürfnisse
handeln,

Den Absatz vorher hatte ich so verstanden, dass sie das nie
tun. Wenn sich jemand bewusst in den Arm schneidet, lag das
gemaess seines individuellen Massstabes in der konkreten Situation
in seinem Interesse.

Dieser jemand hatte einen _Grund_ dafür. 

Das ist eine radikale Aussage,

welche nach Deiner Formulierung eine "Aussage dritter Person" ist.

... weil sie -- ernst genommen -- ein Ausweichen auf ein
Spekulieren (dritter Person) nicht zulässt.

Wenn ich Deine Abneigung gegenüber der "Objektivität" bezüglich des
Verhaltens von Menschen richtig verstanden habe, dann ist die Annahme
eine "Grundes" aber schon eine Spekulation an sich: was heißt denn
hier eigentlich "Grund": es ist eine allgemein-abstrakte Benennung für
alles was zu einer konkreten menschlichen Handlung führt. Die Existenz
des Grundes setzt Du also abstrakt voraus. Die Ablehnung der
Möglichkeit, diesen "Grund" erkennen zu können, führt zu einem
Paradox: es gibt ein Abstraktum (nämlich das, was zur Handlung führt,
aber nicht mit ihr identisch ist), aber es ist nicht erkennbar -- ?

Daher wird dieses Abstraktum für mich mystisch und ich verstehe nicht,
warum solch ein Herangehen "Spekulieren" nicht zuließe -- sie scheint
mir (in dieser Logik) im Gegenteil der Inbegriff eines spekulativen
Ansatzes zu sein.

Du musst diesen Menschen fragen und einen interindividuellen
Prozess beginnen, in dem er sich dir verständlich macht (wenn er
das will).

Wenn ich aber diesen Menschen frage, dann verwandle ich mich dadurch
noch lange nicht von einer dritten in eine erste Person.  Du räumst
hier aber nicht nur die Möglichkeit ein, durch Befragen zu Kentnissen
über den Grund gelangen zu können, Du postulierst sogar die Pflicht,
einen Standpunkt dritter Person einzunehmen, nämlich den des
Fragenden, also den eines außenstehenden Beobachters -- und
beschränkst lediglich die Methode, wie die dritte Person zu von Dir
als sinnvoll betrachteten Erkenntnissen kommen kann: die einzig
sinnvolle Beobachtungsmethode ist bei Dir die Befragung. Was den Sinn
dieser Beschränkung der Erkenntnismethode betrifft, schließe ich mich
den Zweifeln von Holger an.

In meinen Augen ist aber Erkennen immer dritter Person: Erkenntnis hat
immer einen Gegenstand (-- eine Monade kann ihren Standpunkt nur
erkennen, wenn sie diesen verläßt).  Wenn man diesen Gegenstand (z.B.
im Falle der "ersten Person": sich selbst) nicht als solchen
betrachtet, dann kann man sich zwar (mit ein bischen Übung) wunderbar
eins mit ihm (mit sich) fühlen, aber nicht: ihn (sich) erkennen.

Was das Erheben von Kenntnissen in einen kollektiven Zusammenhang
(sprich das 'Schaffen von Wissen', kurz: Wissenschaft) betrifft, so
sehe ich hier allerdings erst recht keine Möglichkeit, an der
Perspektive der dritten Person vorbeizukommen.

Fragen ohne Ende,
Gruß,
Casi.
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Organisation: projekt oekonux.de



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