Message 06279 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT06279 Message: 1/2 L0 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

[ox] Ein Märchen



EIN  MÄRCHEN .

In einem kleinen Dorf lebte eine Familie, die besonders gesegnet war. Alles
was die Familie unternahm, gelang zur Zufriedenheit. Mit der Zeit wurde die
Familie reich und begann den Dorfbewohnern kleine Kredite zu gewähren, damit
es den  anderen Bewohnern des Dorfes auch besser gehen sollte. Die
Dorfbewohner waren der Familie dankbar, daß sie ihnen geholfen hatte und so gaben sie
immer etwas mehr zurück, als sie geliehen hatten. Das ging eine Generation so
weiter, alle waren zufrieden, das Dorf entwickelte sich zu einer wohlhabenden
Gemeinde.

Die jungen Leute der Familie waren nun daran gewöhnt, daß die Rückzahlung
der Kredite immer ein wenig größer war als die geliehene Summe. Und sie
begannen, diesen Überschuß zu erwarten. Sie legte den Anteil fest, der über die
geliehene Summe zurückzuzahlen sei. Die Dorfbewohner hatten zwar ein ungutes
Gefühl dabei, daß jetzt nicht mehr ihre freiwillige Draufgabe in der ihnen
möglichen Höhe akzeptiert wurde, sondern ein fester Anteil gefordert wurde, der
Zins genannt wurde. Aber noch war diese Forderung tragbar.

Langsam wurden der Zins erhöht, die Familie wurde immer reicher und hatte es
nicht mehr nötig selbst zu arbeiten. Sie verwalteten jetzt nur noch ihren
Reichtum. Da der Zins nicht mehr ganz von der Familie verbraucht werden konnte,
wurden auch aus dem Zins Kredite gewährt, die wiederum einen Überschuß
erbrachten, den Zinseszins. Jetzt war der Zeitpunkt für die Familie gekommen,
Regeln festzulegen, die ihre Art der Wirtschaft festschreiben sollte. Sie
schafften Wächter an, die die Einhaltung der Regeln überwachten und durchsetzten.

 Mit der Zeit nahm der Reichtum der Familie so exponentiell zu, daß das
ganze Dorf mit allem Inventar einschließlich des Viehs und der Menschen ihnen
gehörte. Die Menschen waren abhängig von der Familie geworden, sie waren wie
Sklaven geworden. Damit die Bewohner das aber nicht merkten, nannte die Familie
diese Wirtschaftsweise “Freie Marktwirtschaft” und sie erlaubten,
daß die Bevölkerung ihre Wächter selbst wählen durften und sie nannten diese
Form der Herrschaft “Demokratie”. Das sollte bedeuten, das die
Bewohner sich als der Souverän fühlen sollte, der alle Regeln bestimmen
konnte. Es wurde überall verbreitet, das vom Souverän, vom Volk, alle Staatsgewalt
ausgehe. Und so ließen sich die Bewohner einlullen und waren leidlich
zufrieden. Manchmal murrten sie zwar, aber es wurde ihnen schnell deutlich und es
wurde ein geflügeltes Wort: “Man kann ja doch nichts machen!”

Aber mit der Zeit merkten immer mehr Leute, daß sie nur noch für die reiche
Familie arbeiteten und sie sannen auf Abhilfe. Sie gründeten einen Tauschring
und benutzten das Geld der Familie nicht mehr. Sie schafften sich ein
eigenes Geld und gaben sich ohne Zinsen gegenseitig Kredite. So kamen sie nach und
nach wieder zu einem erträglicheren Leben.

Und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute.

 

Jetzt die Frage an den Leser dieses Märchens: Ist das wirklich ein Märchen? 


-- 
+++ GMX - Mail, Messaging & more  http://www.gmx.net +++
NEU: Mit GMX ins Internet. Rund um die Uhr für 1 ct/ Min. surfen!

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



[English translation]
Thread: oxdeT06279 Message: 1/2 L0 [In index]
Message 06279 [Homepage] [Navigation]