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Re: [ox] Re: Doppelt Freie Software und Nur-NutzerInnen



Stefan Merten wrote:

Mein Bed"urfnis als FS Entwickler liegt im Moment auch in der Anerkennung von Freier Software als ernstzunehmende Alternative, sonst
darf ich m"oglicherweise in einigen Jahren gar keine FS mehr schreiben,
siehe 'Trusted Computing' etc.


Hier würde ich feiner unterscheiden. Dein Bedürfnis scheint mir vor
allem darin zu liegen, auch in einigen Jahren noch Freie Software
schreiben zu können. Sagst du selbst. In der aktuellen Situation
entwickelt sich daraus eine Interessenlage und aus dieser legen sich
bestimmte Handlungsweisen nahe. Diese Interessenlage ist aber nicht
mit deinem Bedürfnis identisch.

huh ? Wieso denn nicht ? Und "uberhaupt, was hat denn nun der Begriff
'Interesse' mit 'Bed"urfnis' zu tun. Ist das nicht dasselbe ?

ok, Du k"onntest nun etwas spitzfindig zwischen direktem Bed"urfnis
und daraus abgeleitetem indirektem Interesse unterscheiden. Aber ich
weiss wirklich nicht inwieweit uns das weiterbringt.

Und insofern brauche ich auch die potentielle Unterst"utzung jetziger
Windows-Nutzer, muss also etwas daf"ur tun, selbige f"ur FS zu gewinnen.


Ok. Aber das ist schon ein entfremdetes, zumindest aber hochgradig
vermitteltes Interesse.

was ist bitte ein 'entfremdetes Interesse' ? Ein
vermitteltes/indirektes/etc. vielleicht...siehe oben. Es ist aber nicht
weniger real.

Wenn ich Software-Qualität als ein typisches
Bedürfnis Freier-Software-EntwicklerInnen annehme, dann kann das
Bedienen der Windows-NutzerInnen potentiell gegen das
Qualitätsbedürfnis verstoßen.

das bezweifle ich. Klar gibt es hier innere Widerspr"uche, aber die
sind halt auch Teil derselben Realit"at, d.h. es macht wenig Sinn davon
zu abstrahieren, d.h. eine Realit"at ohne Windows sich vorzustellen.

Alles Andere ist nur Modell...

Ich denke, dass hier Vorsicht angebracht ist, weil die Entfremdung
ziemlich schnell um die Ecke lugt. Damit wäre aber - nach
Oekonux-These - der Erfolg Freier Software fundamental gefährdet.

das klingt ziemlich mysthisch. Was meinst Du eigentlich mit Entfremdung ? Sicher nicht was Hegel und sp"ater Marx darunter verstanden, oder ?


Die Betonung lag auf *neue* Dinge. Klar kann ich mir auf eine
Instant-Suppe Wasser gießen ohne Koch zu sein. Ich kann aber mit
dieser Fähigkeit des Wasseraufgießens keine neue Suppe kochen, sondern
nur verschiedene Sorten vorgefertigter Instant-Suppen verzehrfertig
machen.

Ich habe auch nicht behauptet alles Neue w"urde ausschliesslich durch
Leute ohne spezielle Ausbildung geschaffen, ganz sicher nicht. Aber ich
denke schon, dass ein Designer / 3D Modellierer (um ein beliebiges
Beispiel herauszugreifen) nicht die Funktionsweise eines
Layout-Programms oder das Berechnen einer Perspektiv-Projektion beherrschen muss, um seine Arbeit zu machen.
Es ist alles eine Frage der optimalen Abstraktionsstufe bzw. Sprache.

Eine neue Suppe zu kreieren ist aber eine Aufgabe, die völlig andere
Fähigkeiten benötigt als Wasseraufgießen. Ohne diese Fähigkeiten wirst
du tendenziell keine ansprechenden Ergebnisse erzielen. Das war's, was
ich ausdrücken wollte.

ich finde Du konstruierst hier eine Dichotomie, die so nicht existiert.
Zwischen diesen beiden Extremen gibt es eine ganze Menge mehr, das Du
hier einfach vom Tisch wischst.

Um's mehr Software-technisch zu sagen: Wenn ich immer nur eine
bestimmte, beliebig komplexe Funktion brauche, dann kann ich mir ein
Programm besorgen, dass diese Funktion ausführt und habe alles was ich
brauche. Wenn meine Bedürfnisse damit gedeckt sind: Ok. Wenn ich aber
ein Bedürfnis habe, dass nicht durch vorhandene Software erledigt
wird, dann muss ich mir aus den vorhandenen Bausteinen eine neue
Lösung basteln. Dazu muss ich aber etwas anderes wissen, als zur
Erzielung der bestimmten Funktion vorher. Mehr Handlungsfreiheit
benötigt eben auch mehr Fähigkeit.

na klar. Aber (um auch wieder ein bischen technischer zu werden) Du
musst nicht wissen, wie Deine FPU eine Wurzel zieht, um einen Taschenrechner zu programmieren. (sag bitten nicht dass an einem Taschenrechner nichts neues ist !)

Hier liegt letztlich auch der Unterschied zwischen der Fähigkeit Word
zu bedienen und zu wissen, wie eine Textverarbeitung grundsätzlich
funktioniert. BTW ein wichtiger Faktor in der Diskussion um
Informatikausbildung an Schulen. Der Standpunkt M$ dürfte hier klar
sein...

das Schl"usselwort ist hier wohl 'grunds"atzlich'. Solange das da steht,
bin ich tat"sachlich mit Dir einer Meinung. Aber Du wirst kaum erwarten,
dass ein Benutzer von latex die Algorithmen, mit denen D. Knuth Tex implementiert hat, beherrscht. Oder ?


Gruss,
		Stefan

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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