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Re: Tausch und Entfremdung (was: Re: [ox] Re: Umsonstladen)





Stefan Merten schrieb:
.....
...schöne Gedanken zu dem Thema - finde ich-, lieber Stefan!
Ich wäre allerdings sehr gespannt (für meine eigene Lebenspraxis) , WIE und WO du das
Beschriebene praktisch machst:

Dagegen hilft nur eins: Konsequent bekämpfen. Ich versuche für mich
seit einiger Zeit das Tauschprinzip auch in meinem persönlichen
Verhalten zu bekämpfen. Und ich bin immer wieder angenehm überrascht,
wie ich mich den *Menschen* annähere, wenn diese Entfremdungsfolie
erstmal weg ist. Das klappt zwar besser, wenn das gegenseitig
funktioniert, aber oft hilft es auch klar zu machen: "Ich mache keinen
Deal.". Auch wenn eine solche Position oft erstmal überrascht, ist es
doch verblüffend zu sehen, wie plötzlich die konkreten Probleme wieder
in den Vordergrund rücken, die durch den Deal übergangen worden wären.

Dabei stirbt übrigens auch gleich ganz schmerzlos das formale
Gleichheitsprinzip. Nur weil ich ein bestimmtes Bedürfnis habe - oder
auch nicht -, muss es jemensch anders noch lange nicht haben - oder
hat es eben doch. Unter formalem Gleichheitsprinzip geht das nicht
richtig gut. Bei der Orientierung auf die Bedürfnisse ist das dagegen
die Regel.


..............


Das ist genau der richtige Punkt. Wenn der Deal als strukturelles
Zwangssystem wegfällt - mit dem ich ja letztlich auch ganz direkt mich
selbst zwinge, da ich ja den Tausch einhalten muss - kommt die
Selbstverantwortung zum Vorschein: Was will *ich* eigentlich? Was ist
*mir* eigentlich wichtig? Hier kann selbstverantwortliches Handeln
eigentlich erst los gehen und nur dieses kann überhaupt
emanzipatorisches sein.

....

Oben mal ein paar praktische Anregungen :-) .

....

Hinzufügen möchte ich: Und zu schaffen - in sich selbst und mit
anderen zusammen.


ja klar! das meinte ich!

In gewisser Weise ist es auch eine Erlösung, denn wenn bis hierher
alles einigermaßen richtig ist, dann muss das bessere Leben auch schon
heute spürbar sein. Und ich denke, nein: ich spüre, dass es das ist.


Ich auch. Da sehe ich den Grundfehler von KRISIS usw. (den Totalitätstheoretikern- übrigens
auch schon im ersten Satz des K1)
Unter der Dominanz der Warenproduktion ist nicht ALLES warenförmig. Offensichtlich gibt es
auch andere Erfahrungen und sind andere Erfahrungen MÖGLICH.
Allerdings muß ich auch immer wieder gut aufpassen, was bei mir gerade abläuft.
Ich brauche unbedingt andere Menschen dazu, wenn ich weiterkommen kann.(zB diese Diskussion
hier gerade)
Meine eigene Erfahrung:
Ich stelle ja seit Jahren mein Haus, eine alte Dorfkneipe, für Veranstaltungen,
Gruppensitzungen, Tagungen usw. zur Verfügung. (Immer ohne Geld und ohne Tauschzwang oder
irgendwelche Komplementärwährungen). Es können bis zu 20 Leute hier wohnen, feiern,
diskutieren.
Genau das finde ich richtig und schön. Es ist meine Bedürfnis und gefällt mir- Schon seit
Jahrzehnten möchte ich nicht privatistisch leben, des Haus soll irgendwie vielen gehören .
Trotzdem bin ich manchmal etwas niedergeschlagen, wenn ich hinter Gruppen herräumen,
Glühbirnen einschrauben, Matratzen zurückbringen, usw. muß. Oder wenn ich das Dach
reparieren muß und weiß, daß von den Nutzern des Hauses, die sich begeistert von mir
verabschieden, fast niemand weiß, wieviel Arbeit mit so einem alten Fachwerkhaus verbunden
ist. Da kommt doch so ein Gefühl bei mir auf, daß das Verhältnis von Geben und Nehmen nicht
recht stimmt. Ist das nur die alte Logik? Habe ich zu wenig Energie, meine Ansprüche
deutlicher zu äußern? Aber ich möchte mich auch nicht selber vergewaltigen und immer
verhandeln, andere auf Gedankenlosigkeiten aufmerksam machen, Leute nach- zu sozialisieren
usw.
Wie geht das also?
Uli

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