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Re: [ox] Neu hier - Geld und Tauschhandel



Hallo allerseits,

Ich mische mich direkt mal in die Diskussion ein. Nur als Anmerkung vorweg:
Ich benutze die weibliche Redeform (falls ich es nicht vergesse...).

Bevor mensch der Frage nach dem Zusammenhang zwischen Geld und Tauschhandel
nachgeht, könnte er auch frage ob sich dieses überhaupt lohnt. Fakt ist,
dass Geld in unserem Zeitalter als Zahlungsmittel benutzt wird. Es ist
Äquivalent zum Tausch von Waren, wie es Marx ausdrücken würde. Anstatt Waren
eines selben Wertes auszutauschen, kann mensch auch das Geld benutzen, was
stellvertretend für einen Warenwert in der Sphäre der Zirkulation auftritt.
Somit ist Geld nach heutiger (bzw. marxistischer) Erklärung zur
Erleichterung des Tauschhandels erdacht worden.

Sicher gab es schon Geld in Vorkapitalistischen Gesellschaften (in denen
Waren für den eigenen Gebrauch und nicht für den Tauschhandel produziert
wurden). Zahlungsmittel ist erst wirklich wichtig im Kapitalismus, der sich
dadurch auszeichnet, dass Menschen als WarenproduzentInnen auftreten um so
ihren Lebensunterhalt zu sichern. Sie produzieren Waren um diese auf dem
Markt für einen Gegenwert zu Tauschen. Hierbei gilt das Geld wirklich nur
als Äquivalent um nicht ständig den Tausch Ware-Ware machen zu müssen,
sondern einfacher und vor allem flexibler Ware-Geld-Ware zu tauschen.
Die (bäuerliche) Feudalgesellschaft (also vorkapitalistische Ges.) zeichnet
sich dadurch aus, dass die Menschen als SelbstversorgerInnen auftreten. Der
Bauer/die Bäuerin hat zu dieser Zeit fast alles selber hergestellt. Der
Handel in den Städten war kaum entwickelt und eher sekundär. Die Leibeigene
musste einen Teil der Waren an den Lensherren abdrücken. Geld war hier noch
nicht sehr nötig. Bestimmt hat auch die Bezahlung von Söldnern und Handel
zwischen Staaten zum Aufschwung des Geldes geführt.

Benis Darstellung der Ausbeutung durch den Feudalherren hat erst mal nichts
mit Tauschhandel zu tun. Es war eigentlich so, dass der Feudalherr einen
Zehnt der Erträges der Bäuerin gefordert hat und kein Geld. Diese Verhältnis
se haben sich dann in der kapitalistischen Gesellschaft vollkommen geändert.
In der Feudalgesellschaft zwingt der Staat nicht zum Tauschhandel, er bäutet
selber aus. Im Kapitalismus sichert der Staat die Ausbeutung (Polizei,
Streichung von Arbeitslosengeld bei Wegbleiben von
Beschäftigungsverhältnissen...).

Dabei ist das Geld aber nicht das Problem. Es ist mehr dessen Verteilung,
die durch das jeweilige System bestimmt ist. Mensch kann sich auch andere
Systeme erdenken, in denen kein Verhältniss von ArbeiterIn und
KapitalistIn(UnternehmerIn) und dadruch keine Ausbeutung besteht. Diese
Gesellschafts entwürfe werden meistens Nichtstaatlich sein.

Meiner Meinung nach kommt es darauf an einen Weg in die Richtung einer
gerechten Gesellschaft zu finden, in der nicht die Sachzwänge herrschen, die
hier zu Ausbeutung und Fremdbestimmtung führen.

bye
NILS

----- Original Message -----
From: "Benedikt Huber" <bhuber special-net.de>
To: <liste oekonux.de>
Sent: Tuesday, November 05, 2002 10:15 AM
Subject: Re: [ox] Neu hier - Geld und Tauschhandel


Hallo,

Heisst es natürlich nicht.

Stell Dir vor die Truppen des Herrschers kommen ins Dorf
und sagen nächstes Jahr um die und die Zeit (Kalender!)
kommen wir wieder und wenn wir nicht die und die Summe
Kohle von Euch kriegen brennen wir alles nieder und
schlitzen Euch die Bäuche auf.

Woher ihr die Kohle kriegt? Ja wenn Ihr Vieh und Getreide
in die Stadt bringt und Eure Söhne in die Armee steckt dann
kriegt ihrs vielleciht zusammen.

Natürlich führt das dann zum Tausch aber der Motor ist
der staatliche Zwang. Meinst Du die Leute wären ganz von
selber aus ihrer bequemen Subsistenz rausgekommen?

Gruss, Beni

Casimir Purzelbaum wrote:

Ref.:   «Re: [ox] Neu hier -  Geld und Tauschhandel»
                Benedikt Huber
                (2002-11-04, 16:38:06 +0100, KW 45/2002)

 > Hallo,
 >
 > Es sieht so aus als wurde Geld nicht eingeführt, um den
 > Tauschhandel zu erleichtern, sondern um besser Abgaben eintreiben
 > zu können einerseits und Soldaten zu entlöhnen andererseits.
 > ...
 > Beispiel: In den ältesten Städten Mesopotamiens finden sich
 > Herrscherpaläste und Schatzkammern, aber keine Marktplätze.

Wenn das nichts mit Tausch zu tun hat, dann heißt das unter anderem,
daß die Soldaten erstens dem Herrscher nichts schuldig waren für die
"Löhnung" und ihm also nicht zu dienen brauchten und zweitens, daß sie
offenbar Münzen bzw. Schätze gegessen haben (um sie nicht wieder gegen
was anderes ein_tauschen_ zu müssen). Interessant.

Außerdem heißt das auch, daß die Leute, von denen die Abgaben
eingetrieben wurden, Geldbäume gehabt haben müssen, denn sie müssen ja
zu dem Geld gekommen sein ohne zu tauschen. Oder hat man damals
Abgaben nur von Goldgräbern erhoben?

Überrascht und ratlos,
Casimir.
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