Message 05515 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT05512 Message: 3/62 L2 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

Re: [ox] Neu hier



Also ich würde das Paradies jedenfalls nicht strikt materiell definieren.
Dass es das Schlaraffenland niemals geben kann ist klar. Allerdings geht
ja die GPL-Gesellschaft schon etwas in diese Richtung. Was z.b. ein Punkt
wäre: Es gäbe keine "Produkte" (sprechen wird dann eigentlich noch von
Produkten?) mehr, die der Mensch nicht braucht (Keine 5 inkompatible
DVD-R-Standards etc.). Andersrum gäbe es aber jegliche Produkte, die
sinnvoll sind. Wenn Geld und Geld- / Macht-Interessen keine Rolle mehr
spielen, gäbe es z.b. eine ISDN-Flat... Jeglicher Lobbyismus wäre
ausgelöscht. Unter anderem z.B. für mich der einzige Weg, der die
Umweltzerstörung wirklich und nachhaltig aufhalten könnte. Natürlich hätte
dies auch positive Auswirkungen auf viele andere Bereiche.

Andererseits sehe ich aber auch so eine Art informationelles Paradies.
Wenn man mit dem Bereitstellen von Informationen nichts verdienen kann
(also keine Macht erlangt), hat man auch kein Interesse, Informationen
zurückzuhalten, bzw. andere übermässig aufzubauschen. Wir hätten also
Fernsehsender, die das senden, was wir wirklich sehen wollen, und auch
jede Minderheit hätte vielleicht ihren eigenen Sender. Es gäbe keine
Werbung mehr :). Naja, das hört sich jetzt vielleicht kindisch an, ich
will hier aber nur Beispiele geben. Diese informationelle Freiheit würde
automatisch zu einer wesentlich aufgeklärteren Gesellschaft führen, und
somit z.B. auch dazu, dass Leute wie GW Bush auch von der breiten Masse
als das erkannt werden könnten, was sie sind. Ich will jetzt hier nicht
noch eine politische Diskussion auslösen, allerdings halte ich das für
einen sehr wichtigen Punkt, wohl noch wichtiger als die oben beschriebene
materielle Seite.

All diese Gedanken beruhen auf der Annahme, dass das Geld eines der
Grundübel unserer Welt ist. Das Streben nach Besitz und Macht, das in
erster Linie durch das Vorhandensein des Geldes hervorgerufen wird, und
das z.B. auch zu den meisten Kriegen führt (siehe Irak) wäre dann
ausgelöscht, da es bei freien Gütern einfach obsolet ist.

Wenn das jetzt alles etwas konfus war - das sind absolut ungeordnete
Gedankenfetzen, die ich da wiedergebe, nur um eine Richtung vorzugeben, in
der ich meine Frage verstanden haben möchte :)


liste oekonux.de writes:
"Ist die in o.g. Text beschriebene GPL-Gesellschaft
das Paradies?" (Ich bin zwar nicht gläubig, meine aber so eine Art
Paradies im biblischen Sinne) Ich möchte dies einfach mal so in den
Raum werfen, bitte nicht hauen, falls das schonmal diskutiert wurde...
:-)

Wenn die Frage ernst gemeint ist, dann muß sie sich in den
Spiegel schauen. Das Paradies ist eine Vorstellung die sehr
weich und wolkig ist, in die sich alles mögliche einbilden läßt.

Manchmal kann das Mißverständnis auftauchen, daß die
und alle faszinierende und von uns als reale Möglichkeit gesehene
Produktivkraft kooperativer Arbeit sozusagen Vorstellungen
vom Schlaraffenland oder vom Paradies nähren würde.

Aber für diese Vorstellungen können wir nichts. Oft sind
diese Vorstellungen selbst noch ein Teil der Realität aus
der wir weg wollen. Das berühmteste Beispiel ist die
Vorstellung vom "Stein der Weisen", den Marx als inhärenten
Bestandteil des Warenfetischs bezeichnet hat.  Ein wenig
Berühren und alles wird zu Gold...und damit habe ich Zugriff
auf alles was das Herz begehrt......daß dahinter ein System
gesellschaftlicher Arbeit steht, eine ganze Reihe von
Vermitttlungsschritten zur Bedürfnisbefriedigung,
ist in dieser Vorstellung ausgelöscht....

Also sag mal was Du mit Paradies meinst, denn der biblische
Sinn ist durch und durch religiös. "Paradies auf Erden"
 gibts auch in der Bibel und bei den Kirchenlehrern nur
als Vor-Schein. Angeblich sollen besonders die Zisterzienser
sich bemüht haben, in ihren Gemeinschaften diesen
biblischen Sinn zu realisieren.

Tja, da stehen wir nun zwischen Materialismus und Moral,
und alle reden gleichermaßen vom Paradies....

Vielleicht könnten wir es so diskutieren: was wäre leichter,
was wäre ein wenig mühsamer in einer Gesellschaft, für die
immer mehr Güter zu freien Informationsgütern werden?
Vielleicht kommen wir dann drauf, daß wir statt eines Paradieses
auch einen gewissen Satz unverzichtbarer Imperative vorfinden,
die das Funktionieren und die Nachhaltigkeit einer
 "GPL-Gesellschaft" sichern  - die aber läppisch sind im Vergleich
zu den Imperativen, die uns die Freiheit des akkumulierenden
Eigentums setzt.

Franz

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


[English translation]
Thread: oxdeT05512 Message: 3/62 L2 [In index]
Message 05515 [Homepage] [Navigation]