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Re: [ox] Boden(un)recht



Es wäre durchaus auch möglich, Wohnraum als Ware zu handeln, ohne jemandem
ein absolutes und ewiges Besitzrecht zu erteilen.

Boden wird aber mit absolutem und ewigem Besitzrecht gehandelt -- so wie
eben Waren gehandelt werden --, das ist ja das Problem.

Das müsste nicht so sein.

Aber wie gesagt: der Hauptgrund für die überhöhten Preise sind die
filzigen Gesetze des Bodenprivatbesitzes, die ebenfalls durch die
Lobby eingeführt wurden und beibehalten werden -- Filz von "Die
Grundeigentümer waren beim Alten."

Welche Gesetze sind filzig und in wiefern?

Könnte es sein, dass ein Zuteilungs- und Rationierungssystem oder
sonstiges System zur Verhinderung der Handelbarkeit von
Wohnraum-Besitzrechten für noch mehr Politfilz und Willkür sorgen würde?

Könnte sein, muss aber bei weitem nicht.  Gerade wenn die Bedingung
ist, dass der "be-sitzte" Boden selber benützt und gut gepflegt werden
muss, ist schon viel Transparenz erreicht und
Anhäuferei/Spekulation/Missbrauch verhindert.

Eine Auflage "du sollst pflegen" ist wohl schwächer als der Anreiz "wenn
ich das gut pflege, zehren meine Familie und meine Nachkommen noch davon".
Letzerer Anreiz führt vielleicht sogar eher zu nachhaltigem Wirtschaften.

                                          , und manche beruhen vor allem
auf dem Recht, andere an Leistungen zu hindern.

Das trifft auch (und sogar stärker) auf das Bodenunrecht zu:  Der Umstand,
dass Millionen von Menschen 1-2 Tage pro Woche NUR für überhöhte Mieten
malochen müssen, hindert diese Menschen erheblich an Leistungen, z.B.

Das ist nicht vergleichbar.  Das Pendant zum Patent wäre ein Recht,
anderen eine bestimmte Art von Bodennutzung zu verbieten.

Fazit:  Die Millionenbauern verdienen am Unglück von Millionen -- viel
mehr und viel elementarer als irgendwelche IP-Heinis.

Im einzelnen leuchtet mir das nicht alles ein.

Klar dürfte indes sein: die Wirtschaft in DE, JP u.a. leidet vor allem an
überhöhten Kosten für Arbeit (Löhne, Lohnnebenkosten) und Immobilien.
Länder mit geringeren Personal- und Bodenkosten werden vielleicht so lange
objektiven Druck ausüben, bis hierzulande alles weitgehend
deindustrialisiert und so krisengeschüttelt ist, bis Arbeit und Boden
wieder verhältnismäßig billig sind.  Wenn der Boden teuer bleibt, bleibt
auch die Arbeit teuer. Und es ist unsinnig, zu erwarten, dass die hiesige
Arbeitseffizienz die 100fache derer in China sein soll.  Sogar die
1.5-fache ist kaum zu erreichen.

Wenn man also schlimme Talfahrten und Krisen vermeiden wollte, müsste man
sowohl den Millionenbauern als auch den Gewerkschaften kräftig an den
Karren fahren.  Beide Gruppen haben über Jahrzehnte hin
Erwartungshaltungen aufgebaut, die nun enttäuscht werden müssen.

Zudem müsste man öffentliche Gelder sparen und in sinnvolle Infrastruktur
investieren, die dafür sorgen könnte, dass hierzulande tatsächlich manches
besser funktioniert und dadurch höhere Einkommen rechtfertigt als
woanders.  Durch immer weitergehenden Verkauf des Tafelsilbers können
keine Standortvorteile entstehen.  Standortvorteile haben aber nur in dem
Maße Sinn, wie man seinen Standort von unkontrollierter Zuwanderung
abschotten kann.  Will man letzteres nicht (was ja viele Linke von sich
behaupten), so muss man für noch radikalere Lohnsenkung eintreten.

-- 
Hartmut Pilch, FFII e.V. und Eurolinux-Allianz            +49-89-12789608
Innovation vs Patentinflation                       http://swpat.ffii.org/
120000 Stimmen 400 Firmen gegen Logikpatente    http://www.noepatents.org/


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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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