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Re: [ox] leben ohne geld: heidemarie s. :: u.a.



Uli schreibt:
 Da gefällt mir der hinduistische Ansatz besser, sieht man mal von
 den Einflüssen der expansionsbedürftigen Kolonialisten ab. In diesem
 System steht die geistige Entfaltung an oberster Stelle. Es gibt
 keine zentrale Instanz, die vorschreibt, wie die metaphysische
 Wahrheit auszusehen hat, alles ist möglich. Aber es gibt da ein
 Problem. Um die natürlichen Bedürfnisse einer großen Bevölkerung zu
 stillen führte man ein Kastensystem ein, wo jeder irgendeine
 Tätigkeit ausführt um die Ernährung etc. zu gewährleisten.
 Der Arbeit wird allerdings kein hoher Stellenwert eingeräumt,
 sie dient als Mittel zum Zweck.
 In der "Freizeit" wird dagegen alles mit extremer Hingabe ausgeführt,
 was das eigentliche Leben darstellt. Man denke nur an komplizierte
Tänze,
 Musik, Yoga etc, ähnlich ist es doch mit dem Programmieren oder dem
 System der GPL.


ähnliches gab es ja schon in unserer eigenen Geschichte; im Mittelalter
z.B. wo es auch ein Kastenwesen gab, und wo die Klöster etc. Institutionen
waren, die auf der Basis eines soliden feudal-agrarischen Mehrprodukts
eine ebenso solide Kulturarbeit leisteten. Wir alle kennen die
Schattenseiten
dieser Entwicklung. 

Hermann Hesse, dessen Geburtstag sich heuer zum 125.mal jährt, hat mit dem
"Glasperlenspiel" ja eine (patriarchale) Utopie vorgelegt, die versucht,
diese Schattenseiten zu umgehen...habe das Buch heuer im Frühjahr wieder
mit großem Genuß gelesen, es ist einfach schön, sich mal zu denken was wäre
wenn Wissen und Kultur als Gemeinschaftsbesitz der Menschheit den
Stellenwert
erhielten den sie verdienen....

Gibt übrigens ne 2002 Jubiläumsausgabe bei Suhrkamp: Gebunden um 10 Euro,
ISBN 3-518-41335-X.
das wäre mal ne Diskussion wert!
(vgl. auch die interessante Rezeption durch Elena Serednika
http://www.gss.ucsb.edu/projects/hesse/papers/modelle.pdf)

Zitat
"In Hesses Roman sind prinzipiell wichtige Informationen über die
generellen
Tendenzen und die Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung der Weltkultur nicht
nur im 20.
Jahrhundert, sondern auch im neuen Jahrtausend kodiert. Unter den neuen
Umständen der
Globalisierung und Internationalisierung des modernen Lebens wird ein
neuer Hyperraum
geschaffen, wo sich die Kulturgestalten und Kultursymbole aus allen
Epochen und von allen
Völkern im ständigen Dialog-Polylog befinden. Diese Prozesse sowie auch
der ungeheuere
Drang von Seiten der virtuellen Welt fordert ein tieferes und präziseres
Lesen dieses
heiter - geheimnisvollen Buches."


Franz

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Organisation: projekt oekonux.de


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