Re(2): [ox] CfP Entwurf
- From: f.nahrada magnet.at (Franz J. Nahrada)
- Date: Thu, 20 Jun 2002 09:40:19 +0200
benni schreibt:
Ich weiss ehrlich gesagt garnicht so genau was das ist, "Eigenarbeit".
Das heißt, Sachen selber erledigen zu können, ohne daß man einen
"Dienstleister" etc. in Anspruch nehmen muß.
Zum Beispiel etwas reparieren.
Oder eine neue Funktionalität verwirklichen mit den Dingen die man schon
hat.
Heutzutage ist das Prinzip geworden:
"die Technik umverteilt die Zeit von Mensch zu Mensch",
statt allen welche einzubringen.
Das ist die brutale Logik einer Sklavenhaltergesellschaft.
Wir lassen uns gerne bedienen und stöhnen dann mit, daß uns die Zeit
ausgeht oder
wenn wir 2-3 Jobs arbeiten müssen.
Daß das an der Technikentwicklung liegt, davon will schon gar keiner etwas
wissen.
Daß uns durch die Bedienerei real Zeit gestohlen wird, glaubt schon gar
keiner.
Eigenarbeit ist als Heimwerkerei irrational organisiert; als Komplement
zu einem globalen vernetzten Designprozeß - und in Gemeinschaften
organisiert -
wäre sie rational.
Aber gehört das nicht unter den nächsten Punkt:
Alternativ- oder Anti-Ökonomie
Theoretische Modelle der Überwindung von Tausch, Arbeit und Geld,
praktische Erfahrungen in Projekten, Widersprüche von Theorie und
Praxis.
Ich hätte es schon gerne AUCH bei der Technologiegestaltung; das ist der
springende Punkt. Wir können uns sehr viele Modelle ausdenken, aber
die funktionieren alle nicht, wenn sich im alltäglichen Lebensvollzug
die Einrichtungen dagagen sperren.
Zum Beispiel die Werkstätten die ich im Fabber Thread beschrieben habe.
Wir können tausendmal über freie Autoproduktion spintisieren, de facto
kommt beim besten Willen nur so ein Scheiß raus wie beim OsCar Projekt,
nämlich gar nix. Beim Computer verfügen wir über Produktions- und
Realisierungsmittel (ad Stefan: wir müssen sie nicht privat besitzen, wir
können uns auch etwas im Copyshop anfertigen lassen,da hab ich im
Prinzip nichts dagegegn) Bei den anderen (wichtigen, entscheidenden)
Dingen ist das NOCH nicht der Fall und ich behaupte das ist nicht einfach
"mangelnde Akzeptanz", die wird vielmehr gerne gesehen und auch gefördert.
Da baut unsere ganze Multimedia-Kultur darauf auf, daß es kaum rationelle
Eigenarbeit gibt. Umsomehr sollten wir uns mit deren Bedingungen
beschäftigen.
Für mich der wesentlichste Inhalt von Technikgestaltung und auch von
freier Software. Letztlich ist es kein Zufall, daß Linux nur dann Sinn
macht, wenn
Du dich mit den Bausteinen und wie sie zusammenpassen auskennst. Dann
wunderst Du Dich aber umgekehrt, wie leicht und mühelos eine Installation
sein kann!
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