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Re: [ox] Anteil kommerziell erstellter Freier Software



Hi Benni und alle!

2 weeks (18 days) ago Benni Baermann wrote:
On Sat, May 11, 2002 at 10:54:34PM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Merten wrote:
In der Sourcecodeuntersuchungsstudie, die es mal auf Basis von Redhat
gab, waren ziemlich grosse Teile des Sources unter Firmencopyright
(Aber zum Teil trotzdem GPL, das schliesst sich ja nicht aus).

Würdest du uns an deinem Wissen teilhaben lassen und vielleicht einen
Link rumschicken? Wie finde ich denn das uns solche essentiellen
Informationen vorzuenthalten - ts...

Ich dachte eigentlich, dass das hier über die Liste ging. Dummerweise
finde ich es aber weder hier noch in der Linkliste noch mit Google
wieder. Ich errinnere mich an eine Studie, die Untersucht hat,
wieviele Teile von Redhat (oder wars der Kernel?) welchem Urheber
zugeschrieben waren. Da war ein ziemlich grosser Teil an Firmen und
anderen Institutionen dabei. Vielleicht errinnert sich ja jemand
anders?

Ich hatte heute auf dem LinuxTag die Gelegenheit Alan Cox zu fragen.
Ich hatte gefragt, wie groß der Anteil der Kernel-EntwicklerInnen ist,
die für das Schreiben Freier Software bezahlt werden. Seine Aussage
war differenziert und interessant - und bestätigt zumindest teilweise
deine Information.

Vor dem 2.0-Kernel waren es drei bis vier Personen auf der Liste des
Core-Teams, die in diese Kategorie fallen - also nicht wirklich
nennenswert. Bis zum 2.2-Kernel waren es nach seiner Schätzung dann
zwei Drittel(!) während es heute wieder weniger seien. Er hat in
diesem Zusammenhang explizit den Hype erwähnt, während dem wohl Firmen
explizit Leute für diese Aufgabe abgestellt haben, was sie heute wohl
(wieder) weniger tun.

Auch interessant: Seinem Eindruck nach konzentrieren sich die
bezahlten EntwicklerInnen eher auf den Kernel, während die Module von
Freien erstellt werden. Hier hat er generell noch zwischen High-End-
und Low-End-Hardware unterschieden: Die High-End-Hardware würde eher
von bezahlten Leuten unterstützt, während die Low-End-Hardware von
Freien bedient wird.

Wie ich in diesem Thread schon mal angedeutet hatte, ist es also
tatsächlich wohl so, daß Firmen einfach Leute in das Core-Team
entsenden, damit *ihre* Hardware unterstützt wird. Ich denke auch, daß
in der letzten Zeit einige neue Plattformen zum Kernel hinzukamen -
z.B. S390, was eine echte Hammer-Plattform sein dürfte wenn mensch von
einem Intel-basierten System kommt. Und IBM dürfte ein gerüttelt Maß
an Interesse daran gehabt haben, daß die entsprechende
Kernel-Entwicklung auch voran kommt.

Nun ist der Kernel und die Kernel-Module aber auch ein recht
spezielles Stück Software, da sie sehr eng an die Hardware gebunden
sind - klar, das ist ja gerade das, worauf der Kernel eine Abstraktion
bilden soll. Es ist also klar, daß die Hardware-Firmen ein
entsprechendes Interesse mitbringen und eben notfalls auch dem
Core-Team Unterstützung auch in Form von Arbeitskraft angedeihen
lassen. Wegen dieser besonderen Lage, wäre ich aber vorsichtig, diese
Zahlen vom Kernel auf Freie Software insgesamt auszudehnen. Ich bin
immer noch der Meinung, daß dort die Verhältnisse *ganz* anders
aussehen.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

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