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Re: [ox] SWR2-Reihe "Geschichte des Geldes"



In einer eMail vom 06.02.2002 00:04:44 (MEZ) Mitteleuropäische Zeit schreibt 
benni obda.de:

<< nteressant wäre natürlich eine Einschätzung welcher Phase in der
 Vor-Moderne das ungefähr entsprechen würde. Aber vielleicht ist so ein
 Vergleich auch zu platt? >>

Bezieht sich die Frage auf Warenform oder Clientel-Verhältnis? Bezogen auf 
das Römische Reich kann man die Warenform mE grob wie folgt einteilen:
1. Entwicklung der Warenform nebst Entwicklung der Rechtsförmigkeit zu Zeiten 
der Republik
2. Nach Fehlschlagen der Grachischen Reformen (jedem sein eigener Acker, um 
Subsistenz zu gewährleisten) Übergang zur "identitären" Staatsbürgerschaft 
mit Aufrechterhaltung der Warenf-/Geldform während des Imperialismus.
3. Zusammenbruch der Waren-/Geldform im Dominat (Soldatenkaiser) ... und von 
da an hatten sie dann mehr oder wenig "fertig".

<<Google sagt mir, dass Digesten Aufzeichnungen römischer Gerichtsfälle
sind. Savigny scheint ein toter Experte für die Dinger zu sein.
Richtig? Fast hätt´ ich gefragt.

Was genau ist da "geknickt" worden? Die Relevanz des Clansystems oder
die warenförmige Vergesellschaftung?>>

Ja, aber kommentierte Fälle unter Zitierung der kodierten Normen. Savigny 
begann seine Laufbahn als Kritiker des liberalen Naturrechtsgedankens, wirkte 
dann aber im Rahmen der von ihm initiierten Kodifizierungsbewegung in 
Richtung eines positivistischen abstrakten Rechtssystems. 

geknickt: Die Clientelverhältnisse, die im Rahmen der Digesten durchaus 
Erwähnung finden. Ergänzend muß gesagt werden, daß die von Kaiser Justinian 
für das oströmische Reich erstellten Sammlungen, also die Digesten, schon 
erheblich "bereinigt" waren.

<<Also ich hatte das mit der Kette von Fetischverhältnissen bisher so
verstanden, dass der Fetisch Wert erst mit dem Kapitalismus in die
Welt kommt. Vorher gab es andere Fetische. Wenn es jetzt aber schon in
der Antike, wo ja von Kapitalismus keine Rede sein kann (oder doch?),
schon diesen Wertfetisch gab, dann stimmt doch was nicht, oder?
Zumindestens hab ich Kurz et al immer so gelesen bisher, weil die
Antike bei ihnen nie vorkommt>>

Der moderne Wertfetisch ist sicher eine besonders perfide Form, da er sich ja 
in die Form "natürlicher" Verhältnisse kleidet, also als solcher nur schwer 
erkennbar ist. Was die orientalisch-europäische Geschichte angeht, bin ich 
allerdings durchaus der Auffassung, daß er entsprechende Vorläufer in der 
Geistes- bzw. Religionsgeschichte hat. Johannes geht da, wenn ich in richtig 
verstanden habe, noch ein Stück weiter. Vielleicht meldet er sich ja zu 
diesem Thema!?

Ich hoffe, Du hast Deine Prüfungen gut überstanden.
Liebe Grüße, Petra
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