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Re: [ox] Reality-Check (was: Re: [pox] Anfrage vom "Freitag")



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Hi alle,

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Hi Benni, Lutz, alle!

1 hours ago LutzH wrote:
Während und nach Bennis und meinem Vortrag in Wiesbaden ist mir und 
wohl
auch anderen der Gedanke gekommen, dass wir mit Oekonux nicht unbedingt
eine wirkliche Keimform beobachten, dass das, was wir beschreiben, in
der Realität so gar nicht existieren könnte. Was ist, wenn sich all
dies nur als Projektion unserer Vorstellungen von Selbstentfaltung, FK
oder
Anarchismus auf die von uns beobachteten Phänomene ergibt?

Denkst du, mir sind solche Gedanken fremd ;-) ? Und ich für meinen
Teil habe auch schon den Schreck gespürt, der mit einem solchen
Gedanken verbunden ist. Da ist sicher eine emotionale Wurzel für
Ideologiebildung bis hin zur Realitätsverleugnung. Da lauert also
Gefahr. Der kann m.E. nur durch eine ständige Offenheit begegnet
werden.

Cool. Diese Gedanken kenne ich auch. Ich danke schon ich bin der einzige.
Radikale Linke sind doch alle ähnlich gestrickt. :-)

Wenn sich
tatsächlich die Motivationen derjenigen, die Freie Software schreiben,
gar nicht in der von uns als erkannt geglaubten Art erklären lassen?

Stellt sich die Frage was "tatsächlich" ist. Aber diese Frage ist wohl
prinzipiell unbeantwortbar. Für mich hilft hier nur der
Realitäts-Check: Schauen, ob die Theorie mit den real beobachtbaren
Phänomenen zusammenpaßt. D.h. hinschauen, hinschauen, hinschauen. So
ist selbst Benni schon mal aufgefallen, daß die Abstürze an den Börsen
der Freien-Software-Bewegung nicht geschadet haben.

Ich halte diese "Gefahr" nicht unbedingt für direkt gegeben, dazu
erscheint mir vieles an der Oekonux-Argumentation dann doch zu
plausibel. Auch die Resonanz scheint ja, wie von Euch zuvor beschrieben,
hier eine gewisse Plausibilität nahe zu legen.

Nur unser eigenes Denken und das Denken Anderer kann letztlich als
Richtschnur gelten. Auf ein höheres Wesen, das uns die Weisheit
eintrichtert, würde ich lieber verzichten ;-) .

Ich befürchte aber, dass
wir diese Resonanz verstärkt bei den Menschen erfahren, die ohnehin für
freiheitliche Gedanken offen sind, 

Die Anzahl dieser Menschen ist aber keine Konstante. Das ist historisch
nicht plausibel.

nicht so sehr aber bei denen, die wir
gewissermaßen als die handelnden Subjekte der beobachtete Phänomene
ausgemacht zu haben glauben. Wie ist denn tatsächlich die Reaktion der
Entwickler und Anwender Freier Software auf die Oekonuxschen Gedanken?

Nach meiner Wahrnehmung oft sehr positiv und aufgeschlossen. Würde
mich auch noch mehr Information interessieren. Aber wie läßt sich das
überhaupt messen?

BTW: Ob die Freien-Software-Leute selbst in ihrer Tätigkeit das
Potential sehen, das einige hier vermuten, ist ja zunächst mal nicht
sonderlich relevant.

Auf der Konferenz hatte ich mit Peter Gerwinski, dem Vertreter der FSFE
ein Gespräch, bei dem er nicht so sehr angetan war von den sich
insbesondere für die Vergesellschaftung ergebenden Folgen (Stichwort:
wer kehrt die Straße, wenn alles nur Selbstentfaltung ist?).

Na ja, das ist aber die Sorte Kritik, die von allen kommt. Wichtiger
scheint mir, daß z.B. Peter aber auch alle anderen, die stärker in der
Bewegung stecken (z.B. LinuxTag-Leute, FSFE-Leute) nicht sagen: Das
ist alles Quatsch, so wie ihr das seht *kann* es nicht sein, weil ...

Der von Stefan hier eingeforderte Reality-Check ist, so glaube ich,
dringend nötig. In welcher Form nehmen wir ihn tatsächlich vor?

Wer hat noch Ideen, wie es gehen könnte?

Leute die behaupten, man kann keine Gesellschaft ohne Warenproduktion und
Zwang zur Arbeit
Denken, haben im Kern noch nie etwas besseres als die These hervorgebracht: 
"der Mensch ist halt so".
Dabei gehen sie wahrscheinlich von ihren eigenen Gedanken/Bedürfnissen aus,
nämlich dass sie nicht 
gerne ihre Toilette putzen oder schwere körperliche Arbeit machen usw.
Aber man sollte bei der Beurteilung von sozio-ökonomischen Entwicklungen von
seinen Eigenen 
Bedürfnissen ein wenig abstrahieren. Ich würde auch gerne (wie Stefan Mn.
Lok-Fahrer) ein paar Wochen 
im  Jahr auf dem Bau arbeiten (am besten Hochbau). Andere mögen das nicht
und Beschäftgen sich lieber
mit Org.-Kram. Die Bedürfnisse sind eben so zahlreich wie die Menschen. 
  
Allgemein ist ein für einen Reality-Check für die Keimform These (Dass das
Prinzip der 
Freie-Software-Herstellung auch in anderen Branchen funktioniert)
wahrscheinlich nur mit 
einer Quantifizierung möglich: Und zwar Größen wie 
- Gewinnen von StartUps im IT-Bereich
- Gewinnen von StartUps im BioTech Bereich (Wenn man davon ausgeht, das
LifeSience ähnliches oder    
  größeres Keimform-Potential hat als IT) 
- Arbeitslosikeit, Arbeitsstunden pro Beschäftigten und Reichtumsverteilung 
- Vielleicht noch Einzelhandelsumsatz in den Branchen, die Produktionsmittel
wie Handwerksbedarf 
   u.ä. vertreiben.


Liebe Grüße,
Bernd  
        



 

 

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