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Kunst und Werk (was: Re: [ox] Re: Leitfrage zu Open Music)



Hi Petra, KünstlerInnen, alle!

Zu diesem Thema hatte ich neulich ein interessantes Gespräch. Einige
Gedanken daraus, will ich euch nicht vorenthalten.

2 months (64 days) ago Petra Wagner wrote:
Als Malerin haette ich es auch nicht gern,
wenn jemand auf meinem eigenen Bild ein neues malt.

Hm. Warum eigentlich?

Weil ich es genau so haben wollte wie es da nun mal ist - und weil ich
schrecklich eitel bin und mich teilweise auch ueber das definiere, was
ich geschaffen habe.

Genau. Das ist der Punkt. Deswegen hat Kunstverständnis soviel mit Identität
und mit Subjektivität zu tun.

Und diese Art der Identitaetsfindung findest du problematisch? Ich
verstehe noch immer nicht, wieso eigentlich. Weil ich mich dabei zu sehr
als Erschaffende fuehle, obwohl ich es gar nicht alleine war? Vielmehr
hat mich die Musik, der Text, die Farbe gesucht und mich als Medium
gewaehlt, um auszudruecken, wie die Gesellschaft derzeit beschaffen ist?
...
Es gibt ja durchaus Kunstwerke, die
inhaerent schon auf eine Interaktion zwischen Kunstschaffenden und
Kunstkonsumierenden setzen und die Konsumenten an der Werkentstehung
teilnehmen lassen (viele Installationen beispielsweise). Aber sind das
die einzig "waren" oder "guten" Kunstwerke? Solche Gedanken finde ich
gefaehrlich.

Ich hatte kürzlich diese Herangehensweise kennengelernt: Die
Künstlerin - eine Bildhauerin in diesem Fall - schafft das Werk, um
sich mit einer bestimmten Frage auseinanderzusetzen, die in dem Werk
quasi vergegenständlicht wird. Wenn das Werk vollendet ist, dann ist
*sie* mit der Frage eigentlich durch und damit dieser Teil für sie
abgeschlossen.

Wenn sie dann damit z.B. in eine Ausstellung geht, dann möchte sie
über das Werk vor allem mit anderen ins Gespräch kommen - womit sie in
Deutschland wohl BTW eher schlechte Karten hat :-( . Dies ist dann
aber ein ganz anderer Prozeß als der vorherige Schaffensprozeß.

Sicher nicht zufällig hat mich diese Sicht auch an
Software-Entwicklung erinnert. Auch da lassen sich diese beiden Phasen
- für mich jedenfalls - deutlich unterscheiden. Eine Phase, in der ich
mich intensiv mit einem bestimmten Problem befasse, das ich mit
Software lösen will und die Frage einer Implementierung einer
gefundenen Lösung.

Wenn das aber mal hinter mir liegt und abgeklungen ist, dann kommt
eigentlich eine neue Phase. Bei Freier Software wird dann sogar ganz
explizit der Raum geöffnet, in dem eine Kommunikation stattfinden kann
- wie bei einer Ausstellung aber nicht notwendigerweise muß ;-) .

Na ja, nur mal so ein paar Gedanken, eines ziemlichen
Kunst-Ignoranten.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

________________________________
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Organisation: projekt oekonux.de


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