Message 04102 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT04034 Message: 2/5 L1 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

Die unsichtbare Flosse der Freien Software (was: [ox] [Fwd: [ot:dschungel] Projekt 'dschungel'])



Hi Hans-Gert, StefanMz, alle!

2 weeks (15 days) ago Stefan Meretz wrote:
Stefan Meretz <stefan.meretz hbv.org> kommentiert folgenden Absatz:

[...der BTW von Hans-Gert kam...]

http://www.opentheory.org/dschungel/v0002.phtml#8.1
(8.1)
Es ergibt sich für mich die Frage, ob es dazwischen noch was gibt. Kann
FS wirklich unter "personale Kooperation" subsumiert werden oder
entsteht hier etwas, das den Rahmen klassischer "personaler Kooperation"
übersteigt in dem Sinne, dass Effekte eintreten, die sich nicht lokal
erklären lassen.

Auf die verschiedenen Kooperationstypen gehe ich hier mal nicht ein.

Ob es also Effekte gibt, die - genau wie bei der
"unsichtbaren Hand des Marktes" - keiner geplant hat, die also "hinter
dem Rücken der Akteure", aber trotzdem eingetreten sind.

Also angesichts meines Plüsch-Tux, der mir hier die ganze Zeit
zuschaut, müßte auf jeden Fall von der "unsichtbaren Flosse"
gesprochen werden ;-) .

M.E. gibt es diese Effekte definitiv. Das Freie Software solchen
Schwung erhalten hat, liegt ja eben nicht daran, daß es irgendwo eine
Zentrale gegeben hat, die das alles geplant und vorgedacht hat. Selbst
die, die schon lange und in wichtiger Funktion dabei sind, wundern
sich ja immer mal wieder, was sie da in die Welt gesetzt haben. Sie
sind von den Selbstorganisationseffekten eben genauso überrascht wie
alle anderen. Könnten diese Selbstorganisationseffekte dieser Art der
Produktionsweise immanent sein? Wenn ja, welche Voraussetzungen
braucht es dazu?

Hier liegt BTW auch ein zentrales Miß-/Unverständnis in dem
Wired-Artikel, den Geert die Tage gepostet hat. Dort wird ja - voll in
der kapitalistischen Logik - gefordert, die Kräfte der Freien Software
zu bündeln, sich auf "das Kerngeschäft" zu konzentieren, um den
Konkurrenten niederzuringen. Bullshit kann ich dazu nur sagen. Das ist
genau die kapitalismusimmanente Denke, mit der Freie Software niemals
da hingekommen wäre, wo sie jetzt ist.

Über solche
Effekte kann man natürlich reflektieren (wie ja auch über die
"unsichtbare Hand" reflektiert wird), aber sie sind nur sehr begrenzt
steuerbar und schon gar nicht aus der Perspektive der Freien Kooperation
(weil jede Art von Verhandlung zwischen individuellen Akteuren lokaler
Natur ist).

Da würde ich dir recht geben. Solcherlei ist nicht steuerbar und wenn
du es versuchst zerstörst du tendenziell den Prozeß.

BTW: Warum eigentlich? Vielleicht weil steuernde Eingriffe immer auch
gewaltsam sind - zumindest in der Potenz (Steuerung bedeutet ja auch
etwas gegen Widerstände durchsetzen)?

So herum kann dann etwas im Effekt einer Steuerung Äquivalentes im
Oekonux-Modell eben nur durch eine gemeinsame Verständigung der
Akteure zustande kommen.

Zu Ende gedacht würde das bedeuten, daß wir in der Freien Software
sogar schon - keimförmig - die Entscheidungsstruktur auf der
gesamtgesellschaftlichen Ebene der GPL-Gesellschaft erkennen können.

Meine Frage wäre aber jetzt dennoch, warum sich diese
verselbständigten Prozesse prinzipiell nicht gegen die Menschen
richten können. Vielleicht weil alle Akteure zumindest potentiell
beteiligt sind? Weil im Konsenssinne jedeR widersprechen kann solange
sie muß? Na, vielleicht kann sich auch eine Flosse einfach nicht zur
Faust ballen, die sich dann gegen die Menschen richtet ;-) .

Kommentar:
http://www.opentheory.org/dschungel/v0002.phtml#8.1.1
(8.1.1)
Gute Frage!

Ja.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


[English translation]
Thread: oxdeT04034 Message: 2/5 L1 [In index]
Message 04102 [Homepage] [Navigation]