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[ox] [Fwd: [ot:dschungel] Projekt 'dschungel']



Aus der ot-Debatte:

-------- Ursprüngliche Nachricht --------
Betreff: [ot:dschungel] Projekt 'dschungel'
Datum: Sat, 17 Nov 2001 06:00:01 [PHONE NUMBER REMOVED] (MET)
Von: "Stefan Meretz" <stefan.meretz hbv.org>
Rückantwort: "Projekt oekonux" <oekonux opentheory.org>
An: "Projekt dschungel" <dschungel opentheory.org>

Stefan Meretz <stefan.meretz hbv.org> kommentiert folgenden Absatz:

http://www.opentheory.org/dschungel/v0002.phtml#5.1
> (5.1)
> Das Bild trifft es m.E. nicht ganz: Gesellschaft steht nicht zwischen
> individuellem Mensch und Welt, sondern der individuelle Mensch ist in
> Gesellschaft eingebettet. Gesellschaft ist in dem Sinne kein Mittel,
> sondern Nährboden, Infrastruktur, in der auch Mittel produziert werden.
> Ebenso ist m.E. menschliches Handeln in Bezug auf die Welt im kausalen
> Sinne unmittelbar und bedient sich nur der gesellschaftlich produzierten
> Mittel (der Kultur). Gesellschaft steht in dem Sinne also _hinter_ dem
> individuellen Menschen als Rückzugs- und Rückversicherungsraum und nicht
> zwischen ihm und der Welt. Sein Handeln, besonders aber sein Denken, ist
> gesellschaftlich -kulturell- hochgradig geprägt (allerdings nicht
> determiniert). Gesellschaftlichkeit bestimmt die Möglichkeitsrahmen von
> Handeln, die je individuell ausgeschöpft werden. Insofern ist
> Gesellschaft auch nicht abstrakt. Sie kann nicht angefasst werden, weil
> sie nicht örtlich lokalisiert werden kann. Außerdem spricht die
> Prozesshaftigkeit gegen das "Anfassen".

Kommentar:
http://www.opentheory.org/dschungel/v0002.phtml#5.1.1
(5.1.1)
Mit Bildern ist das so eine Sache - ich stimme dir mit deiner Beschreibung
weitgehend zu. Am besten gefällt mir deswegen auch der Begriff der
Gesellschaft als "Medium" oder "Infrastruktur" des Handelns.
Vorsichtig bin ich mit Begriffen wie "Prägen", denn es handelt sich auch
um ein Bild, das in dem Fall von der Münzprägung abstammt. Menschen werden
aber nicht wie Münzen "geprägt" (ein determistischer Vorgang!), sondern
- wie du richtigerweise betonst - sie vehalten sich in Möglichkeitsrahmen
bzw. -räumen. Gleichwohl gibt es stark verselbstständigte
Verhaltensweisen, die sich in der Individualbiographie als subjektiv
funktional erwiesen haben. Warum soll ich das Rad jeden Tag neu erfinden?
Der Mediums- oder Infrastruktur-Charakter von Gesellschaft unterstreicht
IMHO aber ihre Abstraktheit. Gesellschaft als Handlungsmedium faktisch zu
kapieren (als Übergang von der Unmittelbarkeit zur Vermitteltheit), ist
übrigens ein entscheidender Entwicklungsschritt in der
Individualbiographie.

Stefan Meretz <stefan.meretz hbv.org> kommentiert folgenden Absatz:

http://www.opentheory.org/dschungel/v0002.phtml#8.1
> (8.1)
> Es ergibt sich für mich die Frage, ob es dazwischen noch was gibt. Kann
> FS wirklich unter "personale Kooperation" subsumiert werden oder
> entsteht hier etwas, das den Rahmen klassischer "personaler Kooperation"
> übersteigt in dem Sinne, dass Effekte eintreten, die sich nicht lokal
> erklären lassen. Ob es also Effekte gibt, die - genau wie bei der
> "unsichtbaren Hand des Marktes" - keiner geplant hat, die also "hinter
> dem Rücken der Akteure", aber trotzdem eingetreten sind. Über solche
> Effekte kann man natürlich reflektieren (wie ja auch über die
> "unsichtbare Hand" reflektiert wird), aber sie sind nur sehr begrenzt
> steuerbar und schon gar nicht aus der Perspektive der Freien Kooperation
> (weil jede Art von Verhandlung zwischen individuellen Akteuren lokaler
> Natur ist).

Kommentar:
http://www.opentheory.org/dschungel/v0002.phtml#8.1.1
(8.1.1)
Gute Frage! Ich würde Freie Software als Übergangs-Phänomen zwischen
personaler und gesamtgesellschaftlicher Kooperation sehen - also auch in
diesem Sinne "Keimform". Sie hat als einzige Bewegung, der ich eine
Potenz für eine neue Produktionsweise zuschreibe, eine
gesamtgesellschaftliche Dimension gewonnen. Das unterscheidet sie
wesentlich von anderen "Bewegungen".





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