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Re: [ox] Re: Leitfrage zu Open Music



Hi, Petra!

On Wednesday, 28. November 2001 17:50, Petra Wagner wrote:

Ich bin der Ansicht,
dass zu einem bestimmten Zeitpunkt geschaffene Kunst ein
durchaus schuetzenswertes Gut darstellt.

Wie weit soll der Schutz gehen?

Nur, weil Bach uns
heutzutage etwas anderes sagt als zeitgenoessischen
Zuhoererinnen und sich die Musik weiterentwickelt hat, wuerde
ich auch nicht wollen, dass wir Bachs Noten wegschmeissen und
durch eine neue Version "Bach Millenium" ersetzen.

IIRC gab es zu Bachs Zeiten noch kein Urheberrecht auf Musik, 
und selbst wenn, so ist er inzwischen lange genug tot, so daß 
seine Musik heute frei ist. Daher kann jeder, der Bock hat, 
durchaus eine "Bach Millenium"-Version entwickeln. Dadurch wird 
die Originalversion nicht weggeschmissen. Solange an dieser 
nämlich auch nur ein einziger Mensch Freude hat, bleibt eine 
Kopie von ihr erhalten.

Problematisch ist dabei, daß eine solche Umgestaltung 
automatisch unfrei ist, wenn nicht der Umgestalter sie von sich 
aus frei macht. Wie das aber gehen soll, dafür gibt es noch kein 
Rezept.

Aber vielleicht verstehe
ich dich da auch nicht ganz richtig. Vielleicht meinst du
sowieso, dass eine neue freie Kultur schon genau weiss, welche
Kulturgueter nach wie vor aktuell sind und wuerde sie allein
deshalb immer wieder erschaffen. Nur bin ich gegen so etwas
wie demokratische Abstimmung hinsichtlich des kuenstlerischen
Wertes bestimmter Kunstwerke

Da es keine zentralistische Kultuplanungsstelle geben soll, ist 
demokratische Abstimmung nicht vonnöten. Da sich die 
Festplattenkapazitäten bei sinkendem Preis inzwischen schon 
jährlich verdoppeln, sollte es möglich sein, daß jeder sein 
eigenes Archiv führen und über den künstlerischen Wert der 
Kunstwerke selbst entscheiden kann.

- was nicht gefaellt oder wir
alle sowieso besser koennen, duerfte eine jede dann einfach
loeschen und nach eigenem Gusto ersetzen?

Da jeder für sich selbst entscheidet, was er bewahrt, verändert 
oder löscht: ja. 

Es gibt ja durchaus
Kunstwerke, die inhaerent schon auf eine Interaktion zwischen
Kunstschaffenden und Kunstkonsumierenden setzen und die
Konsumenten an der Werkentstehung teilnehmen lassen (viele
Installationen beispielsweise). Aber sind das die einzig
"waren" oder "guten" Kunstwerke? Solche Gedanken finde ich
gefaehrlich.

Eine Wertigkeit von Kunst einzuführen fände ich ziemlich 
anmaßend (aber zum Glück scheint das ja auch niemand vorzuhaben).

Bestimmte Arten von Kunst eigenen sich aber aufgrund ihrer 
Kopierbarkeit für die Übertragung der Prinzipien freier Software 
besser als andere. Digitale Kunst liegt wohl ganz vorne, 
Zeichnungen auf Normalpapier eignen sich eher als Ölgemälde oder 
Plastiken. Besteht ein Kunstwerk aus nackten Menschen, die sich 
in Lebensmitteln rekeln, so dürfte das nahezu unkopierbar sein 
(aber vielleicht noch abbildbar als Hologramm oder so, aber das 
ist nicht wirklich das gleiche). Eine solche Skala hat aber 
nichts mit Wertigkeit zu tun.

Tschüß,
Thomas
 }:o{#
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