[ox] Chomsky-Krieg gegen den Terror 2/2
- From: <thomas co-buero.de>
- Date: Sat, 10 Nov 2001 13:46:43 +0100
Chomsky: Teil 2/2
Die Koalition - Einschliesslich Algerien, Russland,
China, Indonesien
Nun, jetzt kommen wir zu etwas ziemlich
beeindruckendes, und das betrifft die Koalition die
gerade organisiert wird, um den Krieg gegen den Terror
zu kämpfen. Und es ist sehr interessant zu sehen, wie
diese Koalition beschrieben wird. Also sehen wir uns
mal die heutige Ausgabe des Christian Science Monitors
an. Das ist eine gute Zeitschrift. Eine der besten
internationalen Zeitschriften, mit wirklicher
Berichterstattung rund um die Welt. In dem
Hauptartikel, die Story auf der ersten Seite, geht es
darum wie die Vereinigten Staaten. wisst ihr, wie die
Menschen die Vereinigten Staaten früher nicht mochten,
aber nun würden sie beginnen sie zu respektieren, und
sind sehr glücklich über die Art in der die US diesen
Krieg gegen den Terror anführen. Und als wichtigstes
Beispiel dafür - nun tatsächlich als einziges
ernsthafte Beispiel, die anderen sind ein Witz - wird
Algerien genannt. Wie es sich herausstellt, ist
Algerien sehr enthusiastisch über den US-Krieg gegen
den Terror. Die Person die diesen Artikel geschrieben
hat, ist ein Experte für Afrika. Er muss wissen, dass
Algerien eins der bösartigsten terroristischen Staaten
auf der ganzen Welt ist, und in den letzten Jahren
einen entsetzlichen Terror gegen seine eigene
Bevölkerung ausgeübt hat. Eine Zeitlang wurde dies
verheimlicht. Aber es wurde letztlich in Frankreich
durch Deserteure der Algerischen Armee enthüllt. Das
ist überall bekannt, hier und in England und so
weiter. Aber hier sind wir sehr stolz, weil eins der
schlimmsten terroristischen Staaten der Welt nun den
US-Krieg gegen den Terror enthusiastisch begrüsst, und
die Vereinigten Staaten anfeuert den Krieg anzuführen.
Das zeigt wie populär wir werden.
Und wenn wir uns die Koalition ansehen, die sich gegen
den Terror formiert, sagt uns das eine Menge mehr. Ein
führendes Mitglied der Koalition ist Russland, das
entzückt ist die Unterstützung der Vereinigten Staaten
für ihren eigenen mörderischen terroristischen Krieg
in Tschechnien zu haben, statt ihrer gelegentlichen
Kritik aus dem Hintergrund. China schliesst sich
enthusiastisch an. Sie sind erfreut Unterstützung für
die Greueltaten zu haben, die sie im westlichen China
gegen die - wie sie sie bezeichnen - muslimischen
Sezessionisten verüben. Die Türkei ist, wie schon
erwähnt, sehr glücklich über den Krieg gegen den
Terror. Sie sind Experten. Algerien, Indonesien freuen
sich auf noch mehr US-Unterstützung für die Grausam-
keiten, die sie in Ache und anderswo begehen. Wir
können die ganze Liste durchgehen; die Liste der
Staaten die sich der Koalition gegen den Terror
angeschlossen haben ist ziemlich beeindruckend. Sie
alle haben ein gemeinsames Merkmal. Sie befinden sich
sicherlich unter den führenden terroristischen Staaten
der Welt. Und sie werden zufällig von dem Weltchampion
angeführt.
Was ist Terrorismus?
Nun, das bring uns zurück zu der Frage, was ist
Terrorismus? Ich habe voraussgesetzt, das wir es
verstehen. Nun, was ist es? Darauf gibt es einige
einfache Antworten. Es gibt eine offizielle
Definition. Man kann sie im US Code oder in US-
Armeehandbücher finden. Eine kurze Erklärung aus einem
US-Armeehandbuch - das sollte ausreichend sein -
besagt, Terror ist der kalkulierte Einsatz von Gewalt,
oder die Androhung von Gewalt, und politische oder
religiöse ideologische Ziele durch Einschüchterung,
Zwang, oder Furcht zu erreichen. Das ist terrorismus.
Das ist eine ausreichende Definition. Ich denke es ist
vernünftig das zu akzeptieren. Das Problem ist, dass
es nicht akzeptiert werden kann, den wenn wir es
akzeptieren, folgen darauf lauter schlechte
Konsequenzen. Zum Beispiel, all die Konsequenzen die
ich gerade aufgezählt habe. Nun, gerade versucht man
in den UN ein umfassendes Abkommen über Terrorismus zu
entwerfen. Als Kofi Annan vor ein paar Tagen den
Nobelpreis entgegennahm, sagte er Berichten zufolge,
wir sollten aufhören Zeit zu verschwenden, und uns
richtig daran machen.
Aber es gibt ein Problem. Wenn man die offizielle
Definition des Terrorismus in dem umfassenden Abkommen
verwendet, würde man die völlig falschen Ergebnise
erzielen. Also kann das nicht gemacht werden.
Eigentlich ist es sogar noch schlimmer als das. Wenn
man sich die Definition der Kriegsführung niedriger
Intensität ansieht, die offizielle US-Politik ist,
stellt man fest, dass es eine sehr ähnliche
Umschreibung dessen ist, was ich gerade vorgelesen
habe. Im Grunde, ist die Kriegsführung niedriger
Intensität nur ein anderer Name für Terrorismus.
Deshalb bezeichnen alle Länder, soweit mir das bekannt
ist, alle entsetzlichen Taten die sie begehen als
Gegenterrorismus. Wir nennen es nur einfach
Aufstandsbekämpfung oder Konflikt niedriger
Intensität. Also ist das ein ernsthaftes Problem. Man
kann die jetzigen Definitionen nicht verwenden. Man
muss darauf achten eine Definition zu finden, die
keine falschen Konsequenzen nach sich zieht.
Weshalb haben die Vereinigten Staaten und Israel gegen
eine Resolution für die Verurteilung des Terrorismus
gestimmt?
Es gibt noch ein paar andere Probleme. Einige davon
tauchen in Dezember 1987 auf, auf dem Höhepunkt des
ersten Krieges gegen den Terrorismus, und des
Aufruhres über die Plage. Die Generalversammlung der
Vereinten Nationen erliess eine sehr starke Resolution
gegen den Terrorismus, die ihn in der höchsten Form
verurteilte, und alle Staaten aufrief ihn auf jeder
möglichen Weise zu bekämpfen. Sie wurde einstimmig
angenommen. Ein Land, Honduras, enthielt sich der
Stimme. Zwei Stimmen dagegen; die üblichen zwei, Die
Vereinigten Staaten und Israel. Warum sollten die
Vereinigten Staaten und Israel gegen eine Resolution
stimmen, die den Terrorismus in höchster Form
verurteilte, im Grunde, mit den ziemlich gleichen
Ausdrücken, die von der Reagen Regierung benutzt
wurden? Nun, dafür gibt es einen Grund. Diese lange
Resolution beinhaltet einen Paragraphen, der besagt,
dass nichts in dieser Resolution das Recht von
Menschen beeinträchtigen würde, die gegen
rassisitische und kolonialistische Regime, oder
fremde Militärregierungen kämpfen würden, ihren
Widerstand, mit Unterstützung anderer, anderer
Staaten, für ihre gerechte Sache fortzuführen. Nun,
die Vereinigten Staaten und Israel können dies nicht
akzeptieren. Der Hauptgrund weshalb sie es zu jener
Zeit nicht tun konnten, war Südafrika. Südafrika war
ein Verbündeter, wurde offiziell als Verbündeter
bezeichnet. In Südafrika gab es eine terroristische
Macht. Sie hiess der Afrikanische Nationale Kongress.
Sie waren offiziell eine terroristische Macht.
Südafrika hingegen war ein Verbündeter, und wir
konnten sicher nicht die Aktionen einer
terroristischen Gruppe unterstützen, die gegen einer
rassistischen Regierung kämpfte. Das wäre unmöglich.
Und natürlich gibt es noch ein anderes Problem.
Nämlich die Gebiete die Israel seit nunmehr 35 Jahre
besetzt. Unterstützt in erster Linie von den
Vereinigten Staaten um eine diplomatische Einigung
seit mehr als 30 Jahre zu blockieren. Und das kann man
nicht machen. Es gab noch etwas anderes zu der Zeit.
Israel besetzte Südlibanon, und wurde von etwas
bekämpft, was die US als eine terroristische Macht
bezeichnen, der Hizbollah, der es tatsächlich gelang
Israel aus Libanon hinauszutreiben. Und wir können
niemandem erlauben gegen eine militärische Besatzung
zu kämpfen, wenn es eine ist die wir unterstützen, und
deshalb mussten die Vereinigten Staaten und Israel
gegen die UN Resolution gegen Terrorismus stimmen. Und
ich habe bereits erwähnt, dass eine Gegenstimme der US
im Grunde einem Veto entspricht. Das ist nur die halbe
Geschichte. Es entspricht auch einem Veto aus der
Geschichte. Somit wurde nichts davon jemals berichtet,
und nichts davon erschien jemals in den Annalen des
Terrorismus. Wenn man sich die gelehrten Werke über
den Terrorismus und so weiter ansieht, wird darin
nichts davon erwähnt. Der Grund liegt daran, dass hier
die falschen Leute die Gewehre halten. Man muss sich
die Definitionen und die Gelehrsamkeit sorgfältig
zuschleifen, um am Ende die richtigen
Schlussfolgerungen zu erhalten; ansonsten handelt es
sich dabei nicht um respektable Gelehrsamkeit und
ehrlicher Journalismus. Nun, dies sind einige der
Probleme, die den Entwurf eines umfassenden Abkommens
gegen Terrorismus verhindern. Vielleicht sollten wir
eine akademische Konferenz oder etwas in der Art
haben, um zu sehen, ob wir es schaffen den Terrorismus
auf eine Weise zu definieren, die nur zu den richtigen
Antworten führt, und nicht zu den falschen. Das wird
nicht einfach sein.
4. Was sind die Ursachen des Verbrechens vom 11.
September?
Nun, lassen wir das Thema fallen und wenden uns der 4.
Frage zu. Was sind die Ursachen der Verbrechen vom 11.
September? Hier müssen wir zwei Kategorien
unterscheiden, die nicht durcheinander gebracht werden
sollten. Die eine sind die eigentlichen
Verantwortlichen des Verbrechens, die andere ist eine
Art Reservoir von zumindest Sympathie, manchmal
Unterstützung, die sie sogar unter Menschen wecken,
die die Verbrecher und diese Taten vollkommen
ablehnen. Und das sind zwei verschiedene Dinge.
Kategorie 1: Die möglichen Täter
Nun, was die Täter anbetrifft, sind wir uns in einem
Sinn nicht wirklich im Klaren. Die Vereinigten Staaten
sind entweder nicht in der Lage oder nicht willens
irgendeine Art von Beweise, sinnvolle Beweise,
vorzulegen. Vor eine oder zwei Wochen fand eine Art
Spiel statt, als Tony Blair aufgeboten wurde um zu
versuchen sie vorzustellen. Ich weiss nicht welchen
Zweck das erfüllen sollte. Vielleicht um die US so
aussehen zu lassen, als ob sie irgendwelche geheime
Beweise zurückhalten würden, die sie nicht enthüllen
können, oder um zu zeigen dass Tony Blair angemessene
Churchill-Posen einnehmen konnte, oder irgendsowas.
Was auch immer die Public Relations Gründe waren, gab
er eine Vorstellung die in seriöse Kreise so absurd
wirkte, dass sie kaum erwähnte wurde. So brachte zum
Beispiel der Wall Street Journal, eine der seriösesten
Zeitungen, ein kleines Artikel auf Seite 12, glaube
ich, in dem sie darauf hinwiesen, dass es nicht viel
Beweise gegeben habe, und dann zitierten sie
irgendeinen hohen US-Beamten, der sagte, dass es keine
Rolle spielte ob es irgendwelche Beweise gäbe oder
nicht, weil sie es so oder so tun würden. Also wieso
sich mit Beweisen abgeben? Die etwas ideologischere
Presse, wie die New York Times und andere Zeitungen,
brachten grosse Schlagzeilen auf der ersten Seite.
Aber die Reaktion des Wall Street Journals war
angemessen, und wenn man die sogenannte Beweise
betrachtet, kann man sehen wieso. Aber nehmen wir mal
an es würde stimmen. Ich bin darüber erstaunt wie
schwach die Beweise waren. Ich dachte irgendwie man
könnte sogar ohne Geheimdienste eine bessere Leistung
als das bringen [Publikumsgelächter]. Erinnern Sie
sich, dass das im Grunde das Ergebnis von Wochen der
intensivsten Ermittlung in der Geschichte der
westlichen Geheimdienste gewesen ist, die Überstunden
gemacht haben um etwas zusammenzustellen. Und es war
ein Prima Facie, es war ein sehr starker Fall, sogar
noch bevor man irgendetwas in der Hand hatte. Und es
endete ungefähr da wo es angefangen hatte, mit einem
Prima Facie Fall. Also nehmen wir mal an es wäre wahr.
Nehmen wir es mal an, es sah am ersten Tag eindeutig
so aus, und tut es immer noch, als ob die eigentlichen
Täter aus dem Kreis des radikalen Islams kommen, der
sogenannten fundamentalistischen Netzwerke, von
denen bin Ladens Netzwerk sicherlich ein wichtiger
Teil ist. Ob sie daran beteiligt waren oder nicht
weiss niemand. Es spielt auch keine allzu grosse
Rolle.
Woher kamen sie?
Das ist der Hintergrund, diese Netzwerke. Nun, woher
kamen sie? Wir wissen alles darüber. Niemand weiss
darüber besser bescheid als die CIA, denn sie half
dabei sie zu organisieren, und förderte sie lange
Zeit. Sie wurden in 1980 sogar von der CIA und deren
Verbündete überhaupt erst zusammengestellt: Pakistan,
Grossbritannien, Frankreich, Saudi Arabien, Ägypten;
China war daran beteiligt und könnte sogar schon etwas
früher daran beteiligt gewesen sein, vielleicht seit
1978. Die Idee war die Russen aufzureiben, den
gemeinsamen Feind. Präsident Carters Berater für
Nationale Sicherheit, Zbigniew Brzezinski zufolge,
begann die Beteiligung der Vereinigten Staaten Mitte
1979. Erinnern Sie sich daran, nur um die Jahreszahlen
richtig zu stellen, dass die russische Invasion in
Afghanistan in Dezember 1979 stattgefunden hat. In
Ordnung. Brzezinski zufolge begann die US
Unterstützung für die Mujahedin, die gegen die
Regierung kämpften, bereits 6 Monate zuvor. Er ist
sehr stolz darauf. Er sagt, wir hätten die Russen in -
in seine eigenen Worte - eine afghanische Falle
gelockt, indem wir sie durch die Unterstützung der
Mujahedin dazu gebracht haben in Afghanistan
einzufallen, und dadurch in die Falle geführt haben.
Dann konnten wir diese grossartige Söldnerarmee
aufbauen. Nicht gerade klein, ungefähr 100.000 Mann
oder, in der sie die besten Mörder zusammengebracht
haben die sie finden konnten, die radikalen
islamischen Fundamentalisten aus Nordafrika, Saudi
Arabien. von überall wo sie sie finden konnten. Sie
wurden oft als Afghanis bezeichnet, aber viele von
ihnen, wie bin Laden, waren keine Afghaner. Sie wurden
von der CIA und deren Freunde von überallher
zusammengebracht. Ob Brzezinski die Wahrheit erzählt
oder nicht, weiss ich nicht. Er mag übertrieben haben,
er ist scheinbar sehr stolz darauf, und kennt
beiläufig die Konsequenzen. Aber vielleicht ist es
wahr. Wir werden es eines Tages wissen, wenn die
Dokumente jemals freigegeben werden. Das jedenfalls,
ist seine Wahrnehmung. Ab Januar 1980 gab es nicht
einmal mehr Zweifel daran, dass sie US die Afghanis
und diese massive militärische Macht organisierte, um
zu versuchen den Russen so viele Schwierigkeiten wie
möglich zu machen. Es war für die Afghaner eine
völlige legitime Sache gegen die russische Invasion zu
kämpfen. Aber die US-Intervention half den Afghaner
nicht. Im Grunde half sie dabei das Land und noch viel
mehr zu zerstören. Die sogenannten Afghanis. schafften
es letztendlich die Russen zum Rückzug zu zwingen.
Obwohl viele Analysten glauben, dass dies den Rückzug
möglicherweise verzögert hat, weil sie versuchten da
rauszukommen. Wie auch immer, zogen sie sich
jedenfalls zurück.
Inzwischen verfolgten die terroristischen Kräfte, die
die CIA organisierte, bewaffnete und ausbildete, ihre
eigenen Ziele. Das war kein Geheimnis. Eine der ersten
Handlungen fand in 1981 statt, als sie den ägyptischen
Präsidenten ermordeten, der einer ihrer begeistertsten
Erschaffer gewesen war. In 1983 trieb ein Selbstmord-
bomber der mit ihnen in Verbindung gestanden haben
könnte oder auch nicht, das ist sehr verschwommen,
niemand weiss es - aber ein Selbstmordbomber trieb
die US-Armee aus dem Libanon hinaus. Und so ging es
weiter. Sie haben ihre eigenen Ziele. Die US waren
glücklich sie zu mobilisieren um für ihre Sache zu
kämpfen, aber inzwischen machten sie ihr eigenes Ding.
Sie haben das sehr klar zum Ausdruck gebracht. Nach
1989, als die Russen sich zurückzogen, haben sie sich
einfach woanders hingewandt. Seitdem haben sie in
Tschechenien, Westchina, Bosnien, Kashmir,
Südostasien, Nordafrika, im gesamten Gebiet gekämpft.
Sie erzählen uns das was sie glauben
Sie erzählen uns nur das was sie glauben. Die
Vereinigten Staaten wollen den einzigen freien
Fernsehsender in der ganzen arabischen Welt zum
Schweigen bringen, weil es eine breite Auswahl von
Informationen sendet, von Powell bis Osama bin Laden.
Also schliessen sich die US jetzt den repressiven
arabischen Regime an, die versuchen den Sender zum
Schweigen zu bringen. Aber es lohnt sich zuzuhören,
sich anzuhören was Bin Laden zu sagen hat. Es gibt
eine Menge Interviews. Und es gibt viele Interviews
mit westlichen Reportern, wenn man seine eigene Stimme
nicht hören möchte, Robert Fisk und andere. Und was er
sagt ist seit langer Zeit ziemlich konsistent
geblieben. Er ist nicht der einzige, aber vielleicht
ist er der eloquenteste. Es ist nicht nur lange Zeit
konsistent geblieben, sondern steht auch in Einklang
mit ihren Handlungen. Also gibt es einen Grund um das
ernstzunehmen. Ihr Hauptgegner ist das was sie als die
korrupten, repressiven, autoritäre und brutale
Regierungen der arabischen Welt bezeichnen, und wenn
sie das sagen, findet das in der Region einen
ziemlichen Anklang. Sie wollen sie auch durch
"richtige" islamische Regierungen ersetzen. Das ist es
wo sie die Menschen in der Region verlieren. Aber bis
zu diesem Punkt, sind sie auf ihrer Seite. Aus ihrer
Sicht, ist ihnen noch nicht mal Saudi Arabien
islamistisch genug, der wahrscheinlich extremste
fundamentalistische Staat der Welt mit Ausnahme der
Talibans, der ein Auswuchs davon ist. Gut, also ab
diesen Punkt, erhalten sie nur sehr wenig
Unterstützung, aber bis zu diesem Punkt erhalten sie
eine Menge Unterstützung. Sie wollen auch Muslime
anderorts verteidigen. Sie hatten die Russen wie Gift,
aber sobald die Russen sich aus Afghanistan
zurückgezogen haben, hörten sie auf in Russland
terroristische Anschläge auszuführen, wie sie es davor
mit CIA Unterstützung getan hatten. Sie wechselten
über zu Tschechenien. Aber dort verteidigen sie
Muslime gegen eine russische Invasion. Das selbe gilt
für alle anderen Plätze die ich erwähnt habe. Aus
ihrer Sicht, verteidigen sie Muslime gegen Ungläubige.
Und sie sind sehr bestimmt darüber, und das ist es was
sie getan haben.
Warum haben sie sich gegen die Vereinigten Staaten
gewandt?
Wieso haben sie sich also gegen die Vereinigten
Staaten gewandt? Nun das hat etwas mit dem zu tun, was
sie als die US-Invasion von Saudi Arabien bezeichnen.
In 1990 errichteten die US permanente Militärbasen in
Saudi Arabien, was aus ihrer Sicht mit der russischen
Invasion Afghanistans vergleichbar ist, ausser dass
Saudi Arabien viel bedeutender ist. Es ist die
Heimat der heiligsten Orte des Islams. Und das war der
Punkt an dem sich ihre Aktivitäten gegen die
Vereinigten Staaten gerichtet haben. Wenn Sie sich
erinnern, haben sie in 1993 versucht den World Trade
Center in die Luft zu jagen. Das war nur teilweise
erfolgreich, und es war nur ein Teil des Plans. Sie
planten auch das UN-Gebäude, die Holland und Lincoln
Tunnels und das FBI-Gebäude in die Luft zu sprengen.
Ich denke da waren auch noch andere Ziele auf ihrer
Liste. Nun, das klappte nur zum Teil, aber nicht ganz.
Eine Person unter den vielen die dafür verhaftet
worden sind, war ein ägyptischer Geistlicher, der
trotz der Einwände der Einwanderungsbehörde, durch die
Intervention der CIA, die ihrem Freund helfen wollten
in das Land gebracht wurde. Ein paar Jahre später
versuchte er das World Trade Center in die Luft zu
sprengen. Und das ging so weiter. Ich werde nicht die
ganze Liste durchgehen, aber sie ist, wenn Sie das
verstehen wollen, konsistent. Es ist ein konsistentes
Bild. Es ist in Worte beschrieben. Es wurde 20 Jahre
lang durch Handlungen enthüllt. Es gibt kein Grund das
nicht ernst zunehmen. Das ist die erste Kategorie, die
möglichen Täter.
2 Kategorie: Was ist mit dem Reservoir an Unterstützung?
Was ist mit dem Reservoir and Unterstützung? Nun, es
ist nicht schwer herauszufinden was das ist. Eine gute
Seiten dessen was seit dem 11. September passiert ist,
ist dass ein Teil der Presse und der Diskussionen
angefangen haben sich für diese Dinge mehr zu öffnen.
Das meines Wissens nach beste, ist der Wall Street
Journal, der innerhalb weniger Tage, unverzüglich
anfing seriöse Berichte zu bringen, seriöse Berichte
zu suchen, über die Gründe, weshalb die Leute dieser
Region, obwohl sie Bin Laden hassen und alles was er
tut verachten, ihn dennoch auf viele Arten
unterstützen und ihn sogar als das Gewissen des Islams
betrachten, wie jemand sagte. Der Wall Street Journal
und andere untersuchen nicht die öffentliche Meinung.
Sie untersuchen die Meinungen ihrer Freunde: Bankiers,
Professionisten, internationale Anwälte,
Geschäftsmänner mit Verbindungen zu den Vereinigten
Staaten, Menschen, die sie in einem McDonald's
interviewen, der dort drüben als elegantes Restaurant
gilt, und teure amerikanische Kleidung tragen. Das
sind die Leute die sie interviewen, weil sie
herausfinden wollen welche Haltung sie einnehmen. Und
ihre Haltung ist sehr deutlich und sehr klar, und in
vielen Hinsicht in Einklang mit der Botschaft von bin
Laden und anderen. Sie sind sehr wütend auf die
Vereinigten Staaten, wegen ihrer Unterstützung
autoritärer und brutaler Regime; ihrer Intervention
alle Bewegungen in Richtung Demokratie zu blockieren;
ihre Internvention die wirtschaftliche Entwicklung
zu blockieren; ihre Politik, die Zivilgesellschaft von
Irak zu vernichten, während sie Saddam Hussein
stärken; und sie erinnern sich daran, auch wenn wir es
vorziehen es nicht zu tun, dass die Vereinigten
Staaten und Grossbritannien Saddam Hussein, während
seiner schlimmsten Grausamkeiten unterstützt haben,
einschliesslich der Vergasung von Kurden, die bin
Laden ständig zur Sprache bringt, und sie wissen es,
auch wenn wir es nicht wissen wollen. Und natürlich
ihre Unterstützung für die israelische
Militärbesatzung, die hart und brutal ist. Sie dauert
jetzt seit 35 Jahren an. Die US hat eine
überwältigende wirtschaftliche, militärische und
diplomatische Unterstützung für sie beigesteuert, und
tut es weiterhin. Und sie wissen das, und es gefällt
ihnen nicht. Besonders in Verbindung mit der US-
Politik gegen den Irak, gegen die irakische
Zivilgesellschaft, die vernichtet wird. Gut, das sind,
grob umrissen, die Gründe. Und wenn bin Laden diese
Gründe nennt, erkennen die Menschen sie und
unterstützen sie.
Nun, das ist nicht die Art in der die Menschen hier
gerne darüber nachdenken, zumindest nicht die
gebildete, liberale Meinung. Sie bevorzugen die
folgende Linie, die von der ganzen Presse übernommen
worden ist, insbesondere übrigens von Linksliberalen.
Ich habe noch keine Studie darüber gemacht, aber ich
denke, dass die rechtsgerichtete Meinung im
allgemeinen ehrlicher war. Aber nehmen wir uns zum
Beispiel das erste Editorial von Ronald Steel, das in
der New York Times veröffentlicht wurde, einem
seriösen linksliberalen Intellektuelen. Er fragt
"Wieso hassen sie uns"? Ich glaube das war am selben
Tag, an dem der Wal Street Journal die Umfrage darüber
wieso sie uns hassten brachten. Er sagte "Sie hassen
uns, weil wir eine neue Weltordnung der Kapitalismus,
Individualismus, Sekularismus und Demokratie anführen,
die überall die Norm sein sollte." Deshalb hassen sie
uns. Am selben Tag untersuchte der Wall Street Journal
die Meinungen von Bankiers, Professionisten und
internationale Anwälte die sagten, "Seht mal, wir
hassen euch weil ihr die Demokratie blockiert, ihr
verhindert die wirtschaftliche Entwicklung, ihr
unterstützt brutale Regime, terroristische
Regierungen, und ihr tut all diese schrecklichen
Sachen in der Region". Wenige Tage später, erklärte
Anthony Lewis, sehr links, die Terroristen würden nur
einen "apokalyptischen Nihilismus" anstreben, nichts
anderes, und nichts das wir tun spielt dabei eine
Rolle. Die einzige Konsequenz unserer Aktionen, sagt
er, die schädlich sein könnte, ist dass sie es den
Arabern schwerer macht sich den antiterroristischen
Bemühungen der Koalition anzuschliessen. Aber
darüberhinaus, ist alles was wir tun irrelevant.
Nun, das hat den Vorteil irgendwie tröstlich zu sein.
Es gibt einem ein gutes Gefühl über sich selbst und
wie wundervoll man ist. Es ermöglicht uns den
Konsequenzen unseres Tuns aus dem Weg zu gehen. Es hat
einige Fehler. Zum einen widerspricht es allem was wir
wissen. Und zum anderen ist es eine perfekte Art
sicherzustellen, dass wir den Kreis der Gewalt
eskalieren. Wenn man mit dem Kopf in den Sand leben
möchte, und vorgeben sie würden uns hassen weil sie
gegen die Globalisiserung sind, dann ist das auch der
Grund weshalb sie vor 20 Jahre Sadat umgebracht haben,
die Russen bekämpft und versucht haben den World Trade
Center in 1993 in die Luft zu jagen. Und das sind
alles Menschen die inmitten der Globalisierung stehen,
aber wenn man das glauben will, ja, das ist tröstlich.
Und es ist eine tolle Art sicherzustellen, dass die
Gewalt eskalieren wird. Das ist Stammesgewalt. Du
hast mir etwas angetan, ich werde dir etwas
schlimmeres antun, egal was die Gründe sind. Wir
machen einfach so weiter. Und das ist eine Art es so
zu tun. Das ist so ziemlich die ehrliche,
linksliberale Haltung dazu.
5. Welche politischen Optionen gibt es?
Welche politischen Optionen gibt es? Nun, da gibt es
eine Reihe. Eine Option wäre von Anfang an gewesen,
dem Rat solcher extremen Radikaler zu folgen, wie der
Papst [Publikumsgelächter]. Der Vatikan sagte unver-
züglich, seht mal, das ist ein entsetzliches
terroristisches Verbrechen. Im Fall eines Verbrechens,
versucht man die Täter zu finden und vor Gericht zu
bringen. Man tötet keine unschuldigen Zivilisten. Als
ob jemand mein Haus ausrauben würde, und ich glaube,
dass der Typ der es getan hat wahrscheinlich irgendwo
in der Nachbarschaft, auf der anderen Strassenseite
ist; dann gehe ich auch nicht mit einem Gewehr auf die
Strasse und erschiesse jeden in der Nachbarschaft. Das
ist nicht die Art in der man mit Verbrechen umgeht, ob
es sich nun um so ein kleines Verbrechen handelt, oder
um ein wirklich grosses, wie der US- terroristische
Krieg gegen Nicaragua, sogar schlimmere, und einige
die dazwischen liegen. Und es gibt viele
Präzedenzfälle dafür. Im Grunde habe ich ein
Präzedenzfall erwähnt, Nicaragua, ein gesetzestreuer
Staat, weshalb wir es wahrscheinlich vernichten
mussten, der die richtigen Prinzipien befolgte.
Natürlich brachte ihnen das nichts, weil sie gegen
eine Macht ankämpften, die es gesetzestreuen Verfahren
nicht erlaubt befolgt zu werden. Aber wenn die
Vereinigten Staaten versuchen würden sie zu befolgen,
würde sie niemand davon abhalten. Tatsächlich würden
alle applaudieren. Und es gibt zahlreiche andere
Präzedenzfälle. Die IRA Bombenanschläge in London. Als
die IRA Bomben in London legte, was eine ziemlich
ernste Sache ist, hätte Grossbritannien - von der
Tatsache mal abgesehen, dass es undurchführbar gewesen
wäre - eine mögliche Antwort hätte sein können Boston
zu zerstören, von wo der grösste Teil der IRA
Finanzierung stammt. Und natürlich den westlichen Teil
von Belfast auszulöschen. Nun ja, von der
Undurchführbarkeit mal abgesehen, wäre es eine
sträfliche Dummheit gewesen. Die richtige Art damit
umzugehen, war ziemlich sehr das was sie getan haben,
also die Täter ausfindig machen, sie vor Gericht
bringen und sich die Ursachen betrachten, denn solche
Dinge passieren nicht aus heiterem Himmel. Sie werden
von irgendetwas verursacht. Ob es ein Verbrechen auf
der Strasse ist, oder ein monströses terroristisches
Verbrechen oder etwas anderes. Es gibt Gründe. Und
meistens, wenn man sich die Gründe ansieht, sind
einige von ihnen legitim und sollten angesprochen
werden, unabhängig von dem Verbrechen, sie sollten
angesprochen werden, weil sie legitim sind. Und so
muss damit umgegangen werden. Es gibt viele solcher
Beispiele.
Aber damit gibt es Probleme. Ein Problem besteht
darin, dass die Vereinigten Staaten die Jurisdiktion
der internationalen Institutionen nicht anerkennt.
Also können sie sich nicht an diese richten. Die US
haben die Jurisdiktion des Weltgerichtshofes
zurückgewiesen. Sie haben es abgelehnt das
Internationale Gerichtshof (ICC) zu ratifizieren. Sie
sind mächtig genug ein neues Gericht einzusetzen, wenn
sie es wollten, also würde das gar nichts ändern. Aber
es gibt ein Problem mit jedem Gerichtshof, und zwar
hauptsächlich, dass man Beweise braucht. Wenn man zu
einem Gericht geht, braucht man irgendwelche Beweise.
Nicht Tony Blair der darüber im Fernsehen redet. Und
das ist sehr schwierig. Sie könnten vielleicht
unmöglich zu finden sein.
Führungsloser Widerstand
Es könnte sein, dass die Menschen die es getan haben,
sich selbst umgebracht haben. Niemand weiss das
besser als die CIA. Dies sind dezentralisierte,
nicht-hierarchische Netzwerke. Sie folgen einem
Prinzip der sich 'Führungsloser Widerstand' nennt. Das
ist ein Prinzip, der von den christlichen rechten
Terroristen in den Vereinigten Staaten entwickelt
worden ist. Man hat kleine Gruppe die Sachen tun. Sie
reden zu niemand anderes. Es gibt eine Art verwandter
Hintergrund von Voraussetzungen, und dann tut man es.
Die Menschen in der Antikriegsbewegung sind im Grunde
sehr damit vertraut. Wir nannten dies
Affinitätsgruppen. Wenn man annehmen muss, dass welche
Gruppe auch immer man angehört, von dem FBI
infiltriert wird, dann bespricht man nicht in einem
Treffen wenn etwas ernstes passieren soll. Man tut es
mit den Menschen die man kennt und denen man vertraut,
eine Affinitätsgruppe, und die wird nicht infiltriert.
Das ist eine der Gründe, weshalb die FBI nie in der
Lage gewesen ist herauszufinden was in irgendeiner
dieser zivilen Bewegungen vor sich ging. Und anderen
Geheimdiensten geht es genauso. Sie können es nicht.
Das ist führerloser Widerstand, oder
Affinitätsgruppen, und dezentralisierte Netzwerke sind
schwer zu durchdringen. Und es ist durchaus möglich,
dass sie es einfach nicht wissen. Wenn Osama bin Laden
behauptet nicht beteiligt gewesen zu sein, ist das
vollkommen möglich. Es ist tatsächlich ziemlich schwer
vorstellbar, wie ein Kerl in einer Höhle in
Afghanistan, der nicht einmal Radio oder Telefon hat,
eine so hochentwickelte Operation geplant haben
könnte. Es ist möglich, das es ein Teil des
Hintergrundes ist, wie andere führerlose
terroristische Widerstandsgruppen. Was heisst, dass es
extrem schwierig sein wird Beweise zu finden.
Glaubwürdigkeit aufbauen
Und die US wollen keine Beweise vorlegen, weil sie in
der Lage sein wollen es zu tun, ohne Beweise zu
handeln. Das ist ein entscheidender Teil der Reaktion.
Man kann sehen, dass die US nicht um die Autorisation
des Sicherheitsrates ersucht hat, die sie dieses Mal
vielleicht ehalten hätten, nicht aus hübschen Gründen,
sondern weil die anderen ständigen Mitglieder des
Sicherheitsrates auch terroristische Staaten sind. Sie
sind nur allzufroh sich einer Koalition gegen das was
sie als Terror bezeichnen anzuschliessen, um nämlich
ihren eigenen Terror zu unterstützen. Russland hätte
kein Veto eingelegt, sie lieben es. Deshalb hätten die
US wahrscheinlich die Autorisation des
Sicherheitsrates kriegen können, aber sie wollten es
nicht. Und sie wollten es nicht, weil sie einem seit
langer Zeit stehenden Prinzip folgen, das nicht von
George Bush stammt, es gab ihn schon während der
Clinton Regierung, und reicht noch viel weiter zurück,
und zwar, dass wir das Recht haben unilateral zu
handeln. Wir wollen keine internationale Autorisation,
weil wir unilateral handeln, und deshalb wollen wir es
nicht. Wir scheren uns nicht um Beweise. Wir scheren
uns nicht um Verhandlungen. Wir scheren und nicht um
Abkommen. Wir sind die stärksten, der härteste Typ auf
der Strasse. Wir tun was wir wollen. Autorisation ist
eine schlechte Sache, und muss deshalb vermieden
werden. Dafür gibt es sogar einen namen in der
technischen Literatur. Es heisst Glaubwürdigkeit
aufbauen. Man muss Glaubwürdigkeit aufbauen. Das ist
ein wichtiger Faktor in der Politik. Es wurde als
offizieller und einleuchtendster Grund für den
Balkankrieg geliefert.
Wenn Sie wissen möchten was Glaubwürdigkeit bedeutet,
fragen Sie den Mafia Don ihrer Wahl. Er wird Ihnen
erklären was Glaubwürdigkeit bedeutet. Und es hat die
selbe Bedeutung in internationale Angelegenheiten,
ausser dass man hier in Universitäten mit grossen
Worten darüber spricht. Aber es ist im Grunde das
gleiche Prinzip. Und es macht Sinn. Und meistens
funktioniert es. Der wichtigste Historiker der darüber
in den letzten Jahren geschrieben hat, ist Charles
Tilly, mit einem Buch namens "Zwang, Kapital und die
Europäischen Staaten". Er weist darauf hin, dass
Gewalt Hunderte Jahre hundurch das führende Prinzip
Europas gewesen ist, und zwar aus dem Grund, dass sie
funktioniert. Das ist sehr einleuchtend. Sie
funktioniert fast immer, wenn man eine überwältigende
Vorherrschaft der Gewalt hat, und dahinter eine Kultur
der Gewalt. Deshalb macht es Sinn dem Prinzip zu
folgen. Nun, das sind alles Probleme bei der Befolgung
gesetzestreuer Pfade. Und wenn man versucht sie zu
befolgen, öffnet man einige sehr gefährliche Türen.
Wie zum Beispiel die Forderung der US an den Taliban
Osama bin Laden auszuliefern, und sie antworten auf
eine Weise, die im Westen als völlig absurd und
fremdartig angesehen wird. Sie sagen nämlich, Ok, aber
zeigt uns zuerst einige Beweise. Im Westen gilt das
als lächerlich. Es ist ein Beweis ihrer Kriminalität.
Wie können sie nach Beweise fragen? Ich meine, wenn
uns irgendjemand aufgefordet hättejemanden
auszuliefern, hätten wir es sofort getan, wir würden
nicht nach Beweisen fragen. [Publikumsgelächter]
Haiti
Eigentlich wäre es einfach das nachzuprüfen. Wir
müssen keine Fälle erfinden. So hat zum Beispiel Haiti
die Vereinigten Staaten seit Jahren ersucht Emmanuel
Constant auszuliefern. Er ist ein Massenmörder. Er ist
einer der Anführer des Massakers an vielleicht 4000
oder 5000 Menschen in den mittleren 90'er Jahren,
während der Militärjunta, die entgegen allen
Illusionen, ganz nebenbei auch noch, auf nicht sehr
verborgene Art und Weise, von den Bush und Clinton
Regierungen unterstützt worden war. Wie auch immer, er
ist ein führender Mörder. Sie haben unzählige Beweise.
Kein Problem mit den Beweisen. Er wurde in Haiti
bereits vor Gericht gestellt und verurteilt, und nun
ersuchen sie die Vereinigten Staaten ihn zu übergeben.
Nun, ich meine, schlagen Sie selbst nach. Sehen Sie
wieviel hier darüber in der Öffentlichkeit gesprochen
worden ist. Tatsächlich hat Haiti diesen Gesuch vor
einigen Wochen erneuert. Es fand noch nicht mal eine
Erwähnung. Wieso sollten wir einen überführten und
verurteilten Killer ausliefern, der vor einigen Jahren
für die Ermordung von 4000 oder 5000 Menschen
verantwortlich gewesen ist. Im Grunde, wenn wir ihn
ausliefern, wer weiss was er erzählen würde.
Vielleicht würde er sagen, dass er von der CIA
finanziert und unterstützt worden ist, was
wahrscheinlich wahr ist. Diese Tür wollen wir nicht
öffnen. Und er ist nicht der einzige.
Costa Rica
Seit nunmehr 15 Jahren, hat Costa Rica - der
demokratische Preis - versucht die Vereinigten Staaten
dazu zu bringen ihnen John Hull zu übergeben, ein US-
Landbesitzer in Costa Rica, den sie terroristischer
Verbrechen anklagen. Er benutzte sein Land, behaupten
sie mit glaubwürdigen Beweise, als eine Basis für
den US Krieg gegen Nicaragua, was, wenn sie sich
erinnern, kein kontroverser Fall ist. Der Welt-
gerichtshof und der Sicherheitsrat haben sich bereits
damit befasst. Also haben sie versucht die Vereinigten
Staaten dazu zu bringen, ihn auszuliefern. Haben Sie
darüber schon mal etwas gehört? Nein. Daraufhin haben
sie das Land eines anderen amerikanischen
Landbesitzers konfisziert, John Hamilton. Sie boten
und zahlten dafür Wiedergutmachung. Die US lehnten
ab. Sie verwandelten sein Land in einen Nationalpark,
weil das Land ja auch als eine Basis für die US-
Angriffe gegen Nicaragua benutzt wurde. Dafür wurde
Costa Rica bestraft. Sie wurden bestraft, indem ihnen
Hilfe vorenthalten wurde. Wir akzeptieren diese Art
von Insubordination unserer Vebündeten nicht. Und so
können wir weitermachen. Wenn man die Tür zu Fragen
der Auslieferung aufstösst, führt das in sehr
unangenehme Richtungen. Also kann man das nicht
machen.
Reaktionen in Afghanistan
Nun, wie steht es um die Reaktionen in Afghanistan.
Der ursprüngliche Vorschlag, die ursprüngliche
Rhetorik, sprach sich für einen massiven Angriff aus,
der sichtbar viele Menschen töten würde, und auch für
einen Angriff auf andere Länder in der Region. Nun,
die Bush Regierung nahm klugerweise davon Abstand.
Alle ausländischen Staatsführer, die NATO, allen
anderen, jeder Spezialist, ich schätze auch ihre
eigenen Geheimdienste, sagten ihnen, dass dies das
dämlichste sein würde was sie tun könnten. Das wäre
wie eine öffentliche Rekrutierungsaktion für bin Laden
in der ganzen Region. Das ist genau das was er möchte.
Und es wäre extrem schädlich für ihre eigenen
Interessen. Also sahen sie davon ab. Und sie wenden
sich dem zu was ich zuvor beschrieben habe, eine Art
stiller Völkermord. Es ist ein. nun, ich habe bereits
gesagt was ich davon halte. Ich glaube nicht das noch
mehr dazu gesagt werden muss. Sie können es sich
selbst ausrechnen.
Ein vernünftiger Vorschlag, der irgendwie beinahe
dabei ist in Erwägung gezogen zu werden, aber schon
die ganze Zeit über vernünftig gewesen ist, wird von
Exil-Afghaner, und angeblich auch von Stammesführer
intern erhoben, schlägt eine UN Initiative vor, aus
der sowohl die Russen als auch die Amerikaner
vollkommen herausgehalten werden sollten. Das sind die
zwei Länder, die in den letzten 20 Jahren praktisch
das gesamte Land verwüstet haben. Sie sollten da
herausgehalten werden. Sie sollten massive
Reparationen zahlen. Aber das sollte ihre einzige
Rolle sein. Eine UN-Initiative um Elemente innerhalb
Afghanistans zusammenbringen würde, um zu versuchen
etwas aus den Ruinen zu erbauen - Das könnte
funktionieren, mit viel Unterstützung und ohne
Einmischung. Wenn die US darauf bestehen das zu
leiten, können wir genausogut aufgeben. Darin haben
wir historisch eine ganze Liste von Errungenschaften.
Sie werden bemerken, dass der Name dieser Operation.
erinnern Sie sich, dass sie zuerst ein 'Kreuzzug' sein
sollte, aber sie nahmen davon Abstand, weil die PR-
Abteilung ihnen sagte, dies würde nicht funkti-
onieren [Publikumsgelächter]. Und dann sollte es
'Unendliche Gerechtigkeit' heissen, aber die PR-
Berater sagten, wartet mal eine Minute, das klingt zu
sehr nach Göttlichkeit. Also würde das auch nicht
klappen. Und dann wurde es zu 'Andauernde Freiheit'
(Enduring Freedom] geändert. Wir wissen was das
bedeutet. Aber glücklicherweise hat noch niemand
darauf hingewiesen, dass es da eine Zweideutigkeit
gibt. Enduring heisst zu leiden (im Englischen kann
'enduring' auch 'leiden, aushalten' bedeuten,
Anm.d.Übs.) [Publikumsgelächter]. Und es gibt zahllose
Menschen auf der ganzen Welt, die das erlitten haben,
was wir Freiheit nennen. Glücklicherweise haben wir
eine sehr guterzogene gebildete Klasse, also hat noch
niemand auf diese Zweideutigkeit hingewiesen. Aber
wenn es getan wird, wird es ein anderes Problem sein,
um das man sich kümmern muss. Aber wenn wir uns weit
genug zurückhalten können, damit eine mehr oder
weniger unabhängige Organisation, vielleicht die UN,
vielleicht glaubhafte NGO's
(Nichtregierungsorganisationen), bei dem Versuch die
Führung übernehmen kann, mit viel Unterstützung die
wir ihnen schulden, etwas aus den Ruinen
wiederaufzubauen, dann könnte vielleicht am Ende etwas
dabei herauskommen. Darüberhinaus gibt es andere
Probleme.
Ein einfacher Weg um den Ausmass an Terror zu reduzieren
Wir möchten den Ausmass des Terrors sicherlich
reduzieren, nicht eskalieren. Es gibt einen einfachen
Weg das zu bewerkstelligen, der daher niemals
besprochen wird. Nämlich aufzuhören dabei mitzumachen.
Das würde den Ausmass des Terrors ungeheuer
herabsenken. Aber das kann man nicht diskutieren. Nun,
wie sollten es möglich machen das zu diskutieren. Das
also ist ein einfacher Weg den Ausmass an Terror zu
reduzieren.
Darüberhinaus sollten wir die Art der Politik
überdenken - und das betrifft nicht Afghanistan allein
- in der wir terroristische Armeen organisieren und
ausbilden. Das hat Auswirkungen. Wir sehen einige
dieser Effekte jetzt im Augenblick. Der 11. September
war eins davon.
Überdenkt es.
Überdenkt die Politik, die ein Reservoir an
Unterstützung schaffen. Genau das, was die Bankiers,
die Anwälte und so weiter, an Orten wie Saudi Arabien
sagen. Auf den Strassen herrscht darüber viel mehr
Verbitterung als Sie es sich vorstellen können. Das
ist möglich. Diese Politik ist nicht in Stein gehauen,
wissen Sie.
Und darüberhinaus gibt es Gelegenheiten. Es ist schwer
in den letzten Wochen einige Lichtstrahlen zu
erkennen, aber eins davon ist, dass es eine zunehmende
Offenheit gibt. Viele Themen öffnen sich für Diskus-
sionen, sogar in Elitekreise, bestimmt in der
allgemeinen Öffentlichkeit, die bis vor wenigen
Wochen noch geschlossen waren. Das ist sehr dramatisch
der Fall. Ich meine, wenn eine Zeitung wie USA Today
ein sehr guter Artikel, ein seriöser Artikel, über das
Leben im Gazastreifen bringen kann, gibt es eine
Veränderung. Die Dinge die in dem Wall Street Journal
erwähnt habe, das ist Veränderung. Und ich denke, in
der allgemeinen Öffentlichkeit gibt es eine grössere
Offenheit und Bereitschaft über Dinge nachzudenken,
die bisher unter dem Teppich gekehrt wurden. Das sind
Gelegenheiten, und sie sollten genutzt werden,
zumindest von Menschen, die das Ziel akzeptieren, zu
versuchen den Ausmass an Terror und Gewalt zu
reduzieren, einschliesslich potentieller Drohungen,
die extrem schwer sind, und sogar den 11. September
zur Unbedeutenheit verblassen lassen könnten. Danke.
(übs. von Dana)
http://www.zmag.org/ZNET.htm
http://www.uruklink.net/iraqnews/ereport17.htm
Further Informations about Iraq and Palestine:
http://home.nexgo.de/ge.lange/start.htm
http://themen02.exit.de/user/member/giv/
http://soziales.freepage.de/irak/index.htm
http://giv-archiv.de5.de/ http://www.giv.de.cx/
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Organisation: projekt oekonux.de