Algorithmen und Waren (was Re: [ox] WOS2)
- From: Hans-Gert Graebe <graebe informatik.uni-leipzig.de>
- Date: Fri, 19 Oct 2001 14:23:43 +0200 (MET DST)
Gregor Zeitlinger schrieb
In dem Sinne stimme ich dir völlig zu. Ich zweifle aber an, daß das immer
so ist. Aus "Cathedral and Bazaar" höre ich (und auch sonst) daß z.B. im
Softwarebereich ein Großteil der Arbeiten spezielle Anpassungen sind, die
für jede Firma anders ist. Mit viel Open Source verfügbar würden die
Anpassungen vielleicht schneller gehen, aber nicht völlig verschwinden,
vermute ich.
Z.B.: Das OscarProjekt. ...
Sicherlich müßte das Auto nicht immer neu erfunden werden. Aber könnte das
nicht genau ein Beispiel für die von mir erwähnten Anpassungen sein?
Es gibt in der Informatik eine These, die besagt, dass man Semantik
nicht vollständig in eine syntaktische Form überführen kann. Oscar-
und andere algorithmische Beschreibungen enthalten also niemals die
ganze Semantik und selbst eine Annäherung an diesen Zustand wäre mit
einem vollkommen unnötigen Overkill an Aufwand verbunden, der sich in
konkreten Situationen durch einfache Kommunikation (eben die
"Anpasser") mühelos ersetzen lässt.
Ich behaupte also mal, dass um *jede* einigermaßen komplexe Software
herum (ich beschränke das mal so, obwohl ich meine, dass die These
allgemeingültiger ist) - also um das dingliche, tote, syntaktische
Produkt - *immer* eine Menge von "Anpassern" erforderlich ist - mit
subjektiv eingefärbtem, lebendigem, semantischem Wissen um die
algorithmisierten Prozesse - wenn diese Tools *nachhaltig* und *nicht
alienistisch* (also "zum Wohle der Menschen" - auch wenn ich Stefan
Mz. schon knurren höre, grrr - für dich der Ausdruck vor der Klammer!)
eingesetzt werden sollen. Mehr noch, wenn Software ein solches Umfeld
nicht (mehr) hat, dann ist sie TOT.
Insofern ist Software, insbesondere wenn man sie als Prozess versteht,
immer Infrastruktur.
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Mit freundlichen Gruessen, Hans-Gert Graebe
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