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Re: [ox] Der wilde Dschungel der Kooperation



Hi Stefan und Liste!

BTW: Auf die genau Definition von Kooperation gehe ich erstmal nicht
ein - nicht noch ein Faß aufmachen ;-) . Aber dazu hätte ich
grundsätzlich auch noch ein paar Anmerkungen.

Last week (7 days ago) Stefan Meretz wrote:
Stefan Merten wrote:
Hätte ich früher die Unterschiede und Defizite
hervorgehoben, um die Schärfe und Stärke meiner eigenen Sprachwelt
hervorzuheben,

Das "um zu" hatte ich gestern glatt überlesen - oder war es da noch
nicht drin? Aber dieses "um zu" ist natürlich ein Mega-Problem. Es ist
eine Entfremdung von deinem eigentlichen Gegenstand. Du
instrumentalisierst dein Gegenüber dann einfach nur für deine je
eigenen Zwecke. Das ist nicht nur entfremdet, sondern auch einfach
doof.

Entfremdung von meinem eigentlichen Gegenstand? Das verstehe ich nicht.

Dein Gegenstand wäre hier die Kritik gewesen, das Hinweisen auf
Unterschiede und Defizite - weil es diese Unterschiede und Defizite
IYHO gibt. Punkt aus.

Instrumentalisieren heisst für mich, einen anderen zum Instrument meines
Weiterkommens zu machen, also mich auf Kosten des anderen durchzusetzen.

Wenn du sie hervorhebst *um zu* was-auch-immer, dann entfremdest du
dich deinem eigentlichen Gegenstand. In diesem Falle entfremdest du
dich einerseits dem Text bzw. der Kritik daran, weil du sie zur
Durchsetzung deiner je eigenen Interessen instrumentalisierst. Im
weiteren Sinne instrumentalisierst du aber sogar Christoph, da sein
Werk dir nur noch als Instrument deiner Profilierung dient. Damit
entwürdigst du ihn.

Das auch BTW einer der Gründe, warum ich gerne beim Originaltext
bleiben würde, wenn es um eine Kritik dieses Textes geht: Christophs
Werk zu würdigen - kritisch halt.

Ob es wie du voraussetzt in irgendeinem Sinne "auf Kosten" von
Christoph geht, ist dabei unerheblich. Es ist einfach eine
Entfremdung, die an sich schon schlecht ist. In jedem Fall geht es
aber auf Kosten der Hauptsache: der Kritik des Textes - um mal bei
diesem Beispiel zu bleiben.

Vielleicht ist jetzt klarer, was ich sagen will.

so kann ich heute die Gemeinsamkeiten herausholen und
dadurch ein gemeinsames Lernen einleiten. Wenigstens bei mir.

So, wie du das unten tust, ist es - sorry - aber leider auch nicht
weit von der o.g. Instrumentalisierung entfernt.

Wieso? Weil ich elegant mir die FK hinbiege, um doch wieder als "Sieger"
dazustehen? So hört sich für mich deine Kritik an.

Gar nicht mal "um als Sieger dazustehen". Nur wegen der Nichtwürdigung
und Instrumentalisierung, um eigentlich deine eigene Blaupause
vorzubringen.

- Ich meine nicht,
dass ich mich auf Kosten von Christoph profiliere, sondern woran mir
gelegen ist, ist gemeinsam weiter zu kommen.

Das ist jetzt auch nicht unbedingt als konkreter Vorwurf zu lesen.
Aber es bietet sich an, daran was klar zu machen.

Was ich bei dir lese,
hat mit dem Spehrschen Begriff der Freien Kooperation kaum noch was zu
tun. Das ist dein Begriff - dem ich mich natürlich sehr viel näher
fühle (um mal den Koalitionskreis zu schließen ;-) ).

Gute Basis:-)

:-)

Ich gehe mal ausführlicher auf dein Reply ein. Was Benni auf dieselbe
Mail replyt hat, dürfte teilweise mitabgedeckt werden. Den Rest
beantworte ich noch separat.

Für mich ist das dennoch ein falscher Ansatz, weil ich den
Spehrschschen Begriff von Freier Kooperation für so sehr fundamental
falsch halte, daß da nichts Richtiges mehr bei rauskommen kann -
zumindest nicht, wenn mensch ihn nicht vollständig entkernt ;-) .

Also entkernen (StefanMn) oder erweitern (Benni) oder reformulieren
(StefanMz).

Nein, ich würde sie nicht entkernen - das wäre unwürdig. Ich würde
etwas Neues an diese Stelle setzen. Na, wir mühen uns ja schon :-) .

Ein integrierender Modus hingegen
guckt erst einmal auf die gemeinsame Schnittmenge,

Hmm... Ich plädiere da lieber für das Zusammen- aber auch
Auseinandersetzen. Die (bloße) Kelle Harmoniesoße deckt mehr zu als
auf.

Mein Text war doch inhaltlich nicht anbiederisch? Ich habe doch die
Kritik deutlich beschrieben.

Ja. Allerdings fand ich die noch nicht weitgehend genug. Aber ok.

Nur habe ich die FK erstmal in einer
bestimmten Weise gelesen - das hatten wir ja schon festgestellt.

Ja.

Das ist aber nicht gerade neu. Im Anarchismus gibt's das an jeder
Ecke.

Die FK kommt ja wohl auch da her...(auch wenn dir das nicht gefällt)

Ich komme ja selbst daher und was Christoph schreibt gehört durchaus
zu dem angenehmen Teil der anarchistischen Bewegung. So gesehen ist es
(mir) nur nicht neu, gefällt mir aber - im anarchistischen Rahmen -
gut. Ich sprach ja von linken Gemeinplätzen, die Christoph
präsentiert.

Allerdings glaubt er auch - wie viele andere AnarchistInnen - drei
einfache Regeln angeben zu können, die dann die Welt aus den Angeln
heben und fängt auch gleich an Kästchen zu malen - wie die große mit
der kleinen Kooperation und so. Das finde ich schon lange daneben.

(14) Produkte werden im Kapitalismus als Wertdinge hergestellt, denn
im Tausch interessiert nicht ihre konkrete Sinnlichkeit, sondern nur
ihr Wertsein. Das produktive Tun nimmt folglich die Gestalt abstrakter
Arbeit an. Ware - Wert - Geld - Arbeit sind unsinnliche Abstrakta, die
sich selbst organisierend bewegen, wobei jede Bewegungsrunde auf
erweitertem Niveau stattfinden muss. Die Arbeitenden, gleich, ob als
Funktionäre der Wert-Selbstbewegung oder als Verkäufer ihrer
Arbeitskraft, exekutieren die unerbittliche Eigenlogik dieser Form
gesellschaftlicher Kooperation in der Konkurrenz. Die
Eigengesetzlichkeit ist nicht verhandelbar, und ob ich rausgehe, ist
zwar meine Wahl, einen Einfluss auf die Gesetze der Kooperationsform
habe ich damit jedoch nicht. Die Logik ist: Ich behaupte mich nur
dann, wenn sich andere nicht behaupten. Meine Durchsetzung erfolgt
notwendig auf Kosten Anderer.

Das finde ich BTW ein bißchen zu verkürzt. Der Handel - also jetzt
wirklich Geschäftsbeziehungen - kann durchaus eine Win-Win-Situation
sein.

Nein. Das kommt im nächsten Satz. Grrr, es ist also nicht klar geworden,
das ist wirklich schlecht:-(

Dann sollten wir das nochmal genauer erörtern.

Wie schon bei Christoph halte ich die Reduktion von Gesellschaft auf
Herrschaftsbeziehungen für eine deutlich zu enge Sichtweise.

Das gilt für Einzelne wie für personale
Kooperationen. Was uns heute als Win-Win-Kooperationen präsentiert
werden, sind doch auch nur Win-Win-Loose Verhältnisse.

Du meinst vermutlich "Win-Loose"-Verhätnisse.

Nein, ich meine gerade, das die Behauptung, es gäbe
Win-Win-Kooperationen, verschleiert, dass das in Wirklichkeit
Win-Win-Loose Verhältnisse sind: Wo Win-Win gibt es immer auch einen
Looser. Wenn zwei ein Geschäft machen, macht ein anderer nicht etc. Das
ist strukturell so.

Wenn es keinen anderen mehr gibt? Das wären dann wohl Verhältnisse
zwischen Monopolen, aber die gibt es ja reichlich.

Win-Win unter wertförmigen Verhälnissen zu
behaupten, ist Ideologie.

Eigentlich müßten wir argumentieren, daß es sich um
Loose-Loose-Verhältnisse handelt, da der Energieeinsatz der
Beteiligten unter Selbstentfaltungsbedingungen für alle noch viel
nützlicher wäre. Hier wäre für mich - um das zu x-ten Mal zu
wiederholen - auch die konkrete Interessenlage *aller* aus diesen
Loose-Loose-Verhältnissen rauszukommen.

Das finde ich wichtig! Ja, es sind *eigentlich*
Loose-Loose-Verhältnisse. Danke, guter Punkt.

:-)

Aber das war nicht, was du meintest - oder?

Wir definieren 'es lohnt sich' <i>nicht</i> als: 'Diese
Kooperation lohnt sich, weil ich dir weniger gebe als du mir'« (S. >>14).

Eine oekonuxige Sichtweise würde ich mir eher so vorstellen: Die
Kooperation macht mir Spaß. Da lebe ich einfach drin und tue was ich
für richtig halte. Wenn ich wenig gebe und viel bekomme ist das
genauso ok wie umgekehrt.

Diesen Punkt finde ich wirklich einen signifikanten Unterschied. Benni
hat zwar auch mit einem Zitat darauf hingewiesen, dass Christoph das
sieht - aber nur für den Ausstiegsfall. Darin steckt doch die
Überlegung, dass Selbstentfaltung ein Selbstzweck ist: schon die
Tatsache, dass ich mich dort entfalten kann, ist für mich eine so gute
Handlungsmöglichkeit, dass es sekundär ist, was ich von der Kooperation
"noch obendrein" bekomme. Das haben wir ja herausgearbeitet: Geben und
Nehmen sind nicht kontingent verknüpft. Tausch findet nicht statt.

Bingo! Das meinte ich :-) .

Das ist m.E. sogar eine Facette, an der sich große Teile meiner Kritik
aufdröseln lassen.

Dennoch handelt es sich nicht einen »Tausch«, der etwa »gerecht« sein
solle. Darum geht es nicht.

Doch exakt darum geht es. Christoph kann sich aus diesem
Tauschkontinuum mit den logisch folgenden instrumentellen Beziehungen
nicht lösen - das ist wie angedeutet m.E. das fundamentale Problem.

Diesen Vorwurf kann ich nicht vom Tisch wischen. Die FK setzt hier und
heute an, und will mit auch den Tausch- und resultierenden
Instrumentalverhältnissen umgehen. Ich habe sie aber so verstanden, dass
sie - da sie als FK _nicht_ "vom Tausch lebt" - diesen also nicht
braucht, mithin auch ablegen kann.

Das Problem ist letztendlich der gleiche Scheidungspreis. Dadurch
kommt der Tausch rein und du wirst ihn strukturell nicht wieder los,
weil er quasi von hinten her - als sakrosankte Regel BTW - alles
bestimmt.

Es geht nur darum, dass die Kooperation so
beschaffen ist, dass sich niemand auf je meine Kosten durchsetzt.

Das ist exakt die Definition von Gerechtigkeit, die Christoph mit dem
"vergleichbaren und vertretbaren Preis" sogar expliziert. Ich verweise
in diesem Zusammenhang nur auf eine Mail von Petra, die ich wegen
ihrer Knappheit hier komplett zitiere.

10 months (300 days) ago RAUNHAAR wrote:

In einer eMail vom 09.12.2000 16:50:28 (MEZ) Mitteleuropäische Zeit
schreibt smerten dialup.nacamar.de:

<< Und noch einen Schritt weitergedacht - und da würde es vielleicht
wirklich spannend: Die Tätigkeit von allen, die sich aus der
Grundsicherung reproduzieren, müßte per Definition wertlos sein. D.h.
die Produkte, die so hergestellt würden, sind grundsätzlich Frei. Das
klingt doch nett :-) .

... und wäre dann endlich - in einem emanzipatorischen Sinne -
"Ungerecht". Auch die Vorstellung von "gerecht" und "Gerechtigkeit"
ist historisches Produkt. "Gerecht" ist Tausch von Äquivalenten. Es
wäre spannend, eines neues/besseres Wort für den gemeinschaftlichen
Aufwand und die "Fruchtziehung" in den Kategorien von Bedürfnis(sen)
und Möglichkeit(en) zu finden.
Liebe Grüße, Petra

Wie wahr das ist, daß Gerechtigkeit exakt mit dem Tausch von
Äquivalenten zusammenfällt, ist mir in den vergangenen zehn Monaten
immer klarer geworden.

Da stimme ich zu. Deswegen verwende ich den Gerechtigkeitsbegriff auch
nicht (mehr - hab ich doch nicht, oder?). Benni wies darauf hin, dass es
hier nicht um den "liberalen" Gerechtigkeitsbegriff geht

Wenn ich Petra richtig verstanden habe, gibt es (heute?) nur diesen.

(in der FK-Def.
kommt er auch nicht vor),

Ja, das ist Teil von Christophs Schreib-/Denkstil. Er läßt einfach die
wichtigen Grundlagen seines Denkens beiseite und setzt sie kurzerhand
voraus - womit er diese wohlige Allgemeinheit bei denen herstellen
kann, die seine Grundlagen teilen.

BTW: Das äußere ich nicht als Kritik an Christophs Charakter - das
müßte er ggf. selbst tun. Ich halte dieses Vorgehen nur für ungünstig
- auch für das, was Christoph selbst vorhat.

sondern um die strukturell gleichmäßige
Verteilung von Folgen des Scheiterns von Kooperationen.

Was ist das anderes als Gerechtigkeit? "Vergleichbar, mindestens aber
vertretbar" ist nichts weiter als eine Chiffre für "gerecht".

Gerade unter
Bedingungen der globalen Nichtfreiheit (also heute), ist das eine
wichtige und notwendige Überlegung.

Realpolitisch würde ich dir zustimmen - Dämme bauen halt. Utopisch ist
das aber dann nicht mehr.

(20) Die beiden Bewegungsmodi personaler kooperativer Zusammenschlüsse
lassen sich noch schärfer formulieren: Freie Kooperationen sind
solche, in denen die Entfaltung des Einzelnen die Entfaltung der
Anderen erfordert.

Wo liest du denn das bitte bei Christoph raus? Das ist die Meretzsche
oder meinetwegen Oekonux'sche Freie Kooperation.

Ich meine, dass es implizit in der FK drin steckt. Puh, das ist ein
Dreh- und Angelpunkt, ertappt.

Ja. Und weil es ein Dreh- und Angelpunkt ist, gehe ich mal hier ganz
genau drauf ein.

Ich versuche es mal anhand der drei
Essentials der FK herzuleiten. Das geht allerdings nur, wenn meine
anderen Differenzierungen (PK und GK, Charakter der WVG) klar sind.

Schau'n wir mal ;-) .

(1) Keine Regel (Verfügung etc.) ist sakrosankt, alles ist änderbar.

Das bedeutet, dass es keine Logiken, auch eben gerade auch die der
Wertvergesellschaftung nicht, also des Durchsetzens-auf-Kosten-Anderer,
akzeptieren muss.

Ja, so weit, so gut. Aber es wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet,
denn es ist ja in keiner Weise auf die "bösen" Regeln beschränkt. Es
umfaßt auch die "guten" Regeln, wenn sie je meinen
Partikularinteressen widersprechen.

*Das* ist das Problem und das wird im Liberalismus mit dem Staat
gelöst.

Nein, eine ad-hoc-Lösung habe ich auch nicht. Vermutlich am ehesten in
die Richtung, daß es innerhalb einer Kooperation sakrosankte Regeln
kann - ich weiß auch nicht. Vielleicht ist das Starren auf die Regeln
auch falsch?

Ich kann die Regeln der Koop sozusagen wider die Logik
der Wertvergesellschaftung gestalten. Da es das aber nicht als "festen
Regelsatz" gibt, muss es immer wieder hinterfragbar sein.

Hinterfragbar ist ja kein Problem. Daran wurdest du nicht mal von den
Fürsten gehindert.

Es geht darum, das Ergebnis deiner Hinterfragung durchzusetzen. Und
hier ändert die Spehrsche Freie Kooperation nichts an dem von ihr
kritisierten Gegenstand, außer daß sie nur bestimmte Machtmittel
zuläßt.

Ich würde es für viel richtiger halten, Bedingungen anzugeben, unter
denen eine Hinterfragung in einen kooperativen Prozeß eingebettet
werden kann, der *für alle* nützlich ist. Siehe Freie Software und
Konsensprinzip.

(2) Einfluss auf Regeln durch zur-Disposition-stellen des Koopbeitrages

Da es keine Möglichkeit gibt, "objektiv" die "richtigen" Regeln zu
bestimmen, müssen sie von den Beteiligten in der Praxis selbst bestimmt
werden.

Ja.

Dabei sind die Regeln für je mich gut und damit für die Koop
selbstverstärkend, die allen die Entfaltung ermöglichen.

Im positiven Falle ja.

Die
Intervention der Beteiligten ist die entscheidende Möglichkeit für mich,
von Bedingungen zu erfahren, die anderen ihre Entfaltung schwer machen -
auch wenn sie mir oberflächlich passen sollten. Ich brauche die
Intervention, da es die für die Kooperation die entscheidende sein
könnte, die meine langfristige Entfaltung beschränkt.

Und hier machst du einen begrifflichen Shift - mit fatalen Folgen. In
der Spehrschen Freien Kooperation ist die Intervention immer gleich
mit Drohung verbunden. Intervention ist aber auf ausgesprochen
vielgestaltige Weise denkbar - z.B. indem ich mich einfach beschwere.

Hier die Eskalationsstufe zum Regelfall zu machen, halte ich
allerdings für fatal. Wenn eine Kooperation so weit ist, daß
Beteiligte das Gefühl haben, sich nur noch per Drohung durchsetzen zu
können, dann ist schon eine ganze Menge schief gegangen.

Dann habe ich aber gelernt, dieses *Scheitern* zu thematisieren - und
nicht mittels Drohungen weiter zu eskalieren. Hier liegt m.E. einer
der Sprengsätze der Spehrschen Freien Kooperation.

In (gelingenden) Konsensverfahren - um das nochmal als Gegenbild zu
nehmen - kann das aber gar nicht vorkommen, da alle ein Interesse
daran haben, daß niemensch in diese Gefühlslage kommt. Nimm unsere
Liste und gerade diese Threads hier z.B. Wir versuchen doch uns
aufeinander einzuschwingen - und lernen dabei alle was. KeineR hat das
Gefühl, irgendwas durchsetzen zu müssen. So muß es auch laufen - das
ist kooperative Selbstentfaltung.

(3) Beitrag-zur-Disposition-stellen mit vergleichbaren Folgen

Das ist ganz offensichtlich der schwierigste Punkt: Wie bekomme ich
unter Bedingungen der Wertvergesellschaftung (an die ich erstmal nicht
heranreiche), eine Regelstruktur hin, die allen es in gleicher Weise
erlaubt, zu intervenieren (also 2 auch wirklich zu nutzen)?

Vielleicht noch weiter zuspitzen: Das ist unter Mangelbedingungen
nicht unterhalb kapitalistischer Verhältnisse zu haben. Wenn Überfluß
herrscht, dann sind auch die Partikularinteressen weniger.

Bei der FS
ist das deswegen so idealtypisch gelöst (oder angenähert), weil die
individuelle Reproduktion von der FS getrennt ist.

Nein, das hat damit nichts zu tun. Damit reduzierst du die Gleichheit
des Scheidungspreises darauf, daß alle sich weiterhin reproduzieren
können. Das ist aber Unfug. Gerade bei Auflösungen von Kooperationen
und noch stärker nach solchen Eskalationsspiralen wie der
gegenseitigen Forderung nach Scheidungspreisen geht es um ganz anderes
als die eigene Reproduktion. Hier geht es um pure Machtausübung und
dann ist sogar der Freien Kooperation bekanntlich Gewalt ein legitimes
Mittel - na, vielen Dank...

Das ist für andere
Koops viel schwieriger, weswegen uns vorgeworfen, es sei nicht
übertragbar.

Nein, ist es nicht. Es geht doch fast nie um die einfache persönliche
Reproduktion - das wäre ja einfach zu lösen.

Mit der FK wird nun gesagt: Doch, das was FS quasi
automatisch geschaffen hat, kann man auch unter anderen Bedingungen
versuchen zu installieren.

Es kommt hier auf die Achse der Bedingungen an, von der du sprichst.
Die Achse des "Freiheit des Einzelnen als Voraussetzung der Freiheit
aller" ist m.E. nicht hintergehbar.

So, warum folgt aus all dem, das Freie Kooperationen solche sind, in
denen die Entfaltung des Einzelnen die Entfaltung der Anderen erfordert?
Weil nur die Entwicklung einer Koop, die das ermöglicht hat, keine
erzwungene mehr ist.

Das behauptest du so. Warum?

Ich würde meinen, daß jede freiwillige Kooperation keine erzwungene
ist - plain and simple. Was ist daran falsch?

Den Begriff der Freiwilligkeit, den ich da aufbringe, würde ich halt
mit selbstentfalteten Inhalten füllen. Und da haben wir dann die ganze
Bandbreite dessen, was für je ich Selbstentfaltung bedeuten kann. Im
ungünstigen Fall *kann* Spehrsche Freie Kooperation da rein fallen,
aber sicher nicht als Dogma.

Mein Argument ist also: Es ist kein normatives
Ziel, sondern erreichtes (dynamisches) Ergebnis dann, wenn die drei
Bedingungen der FK voll erfüllt sind. Dabei ist das kein "Zustand",
sondern immer wieder herzustellender und zu überprüfender Prozeß. Es
gibt keine Garantie (auch für FS nicht).

Ja. Das nennt sich Leben.

Der Witz der FK-Essentials ist doch der: Wenn sie voll erfüllt sind,
dann gibt es (1) keine Notwendigkeit, Regeln infrage zu stellen - obwohl
sie nicht sakrosankt sind;

Quark. Es kann immer sachliche Gründe geben, Regeln in Frage zu
stellen - sakrosankte oder einfach änderbare.

(2) keine Notwendigkeit, je meinen Beitrag
einzuschränken, obwohl ich es jederzeit könnte;

Ja, wenn du mit allem einverstanden bist, brauchst du keine
Machtmittel.

(3) keine Notwendigkeit,
irgendwelche Folgen ertragen zu müssen, weil alle mehr davon haben, in
der Koop zu sein als draussen,

Und hier wuchert der Spaltpilz. Wenn das Partikularinteresse in der
Sicht eines Beteiligten irgendwann außerhalb der Kooperation besser
gewährleistet ist, dann wird diese Sicht plötzlich für die gesamte
Kooperation dominant - über den Scheidungspreis. Ein weiterer
Sprengsatz.

weil alle meine Intervention akzeptieren
und wollen - auch wenn nicht alles gemacht, was mir gefallen könnte.

Es geht nicht um das, was gefallen *könnte*, sondern das, was
entscheidend ist. Die Frage beim Konsens ist nicht, was ich alles
wollen könnte - das ist unendlich viel. Vielmehr muß es im
Konfliktfall darum gehen, womit ich leben kann.

Das ist natürlich auch verkürzt. Es müßte z.B. die Rolle des eigenen
Egos thematisiert werden, das in einer konkurrierenden und
ignorierenden Gesellschaft ganz anders wird als in einer
akzeptierenden und integrierenden. Wer gewohnt ist, sich nur mit dem
lautesten Geschrei durchsetzen zu können und nicht die
Einflußmöglichkeiten einer leisen, aber treffenden Bemerkung
kennengelernt hat, die wird auch in einem Konsensverfahren (anfangs)
schreien. Das ist ein Stück Kultur (und also lernbar BTW).

Eine freie Kooperation ist also selbststabilisierend, während eine
erzwungene selbst-destabilisierend ist. Ich kann's nicht besser
ausdrücken im Moment.

Was du beschreibst ist eine reibungslose Kooperation - die
funktioniert unter allen Bedingungen...

Nochmal ein konkretes Beispiel: Ich hänge mich in diesen Laden hier
ziemlich rein. Ich will nicht mal überschlagen, wieviele Stunden ich

Das kommentiere ich ausführlich im Reply auf Benni.

Aus der anderen Mail:

Und genau diese selbstentfalterische Dynamik ist es, die Christoph
strukturell nicht kapiert.

Kann sein, wird dann Zeit, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Er kann sie
kapieren.

Ja klar. Ich meinte, daß er sie jedenfalls in diesem Text nicht
kapiert hat.

Jetzt mal die Regeln der Spehrschen Freien Kooperation angewandt.
Einfaches und naheliegendes Beispiel wäre, daß es auf der Liste hier
Entwicklungen gibt, die mir (d.h. meinem Partialinteresse) nicht
entsprechen.

Partialinteressen sind immer solche, die auf Kosten Anderer durchgesetzt
werden. Warum solltest du das tun?

Siehe oben. Weil meine Partikularinteressen (erst mir - dann allen)
aus irgendeinem Grund wichtiger geworden sind.

Du würdest dir selbst schaden. Aber
vielleicht meintest du ja eigentlich deine "individuellen Interessen"
(die können partial oder allgemein sein):

Ah, ich rede auch andauernd von "Partikularinteressen". Da gibt's
vielleicht ein begriffliches Loch.

weil Oekonux keine erzwungene Kooperation ist, sondern "ziemlich frei".

Um Himmels Willen aber nicht die Spehrsche Freie Kooperation. Sonst
müßten wir befürchten, daß jedeR, der sich hier unsubscribet einen
Scheidungspreis fordert - was immer ihr da gerade einfallen mag.

Theoretisch könnte wer einen anderen
"Scheidungspreis" fordern, aber warum? Nicht sakrosankt heisst doch
nicht, es muss in Frage gestellt werden. Es hat sich bewährt und bleibt
so, warum denn nicht, solange es gut funktioniert.

Ich hab's schon erwähnt, aber nochmal: Die Scheidung findet statt,
*weil* es nicht mehr gut funktioniert. Dann hat die Regel sich nicht
bewährt und dann werden die Partikularinteressen dominant und dann
kommt nach der Spehrschen Freien Kooperation der Krieg.

Die Tatsache des »hinter-dem-Rücken-Durchsetzens«
muss als Ganzes zur Disposition gestellt werden.

Genau. Und die Grundlagen der Macht müssen als Ganzes zur Disposition
gestellt werden. Genau das leistet die Spehrsche Freie Kooperation
nicht, sondern bringt nur eine neue, leicht durchschau- und
widerlegbare Trickkiste.

Sie leistet es teilweise, eben auch der Ebene der PK.

Können wir uns vielleicht einigen, daß die Drohung des Weggehens auch
ein Machtmittel ist? Dann leistet sie es allerdings überhaupt nicht
sondern gibt nur zulässige Machtmittel an.

Das ist keine
Trickkiste, sondern eine Dynamik, die Handlungsfähigkeit des je
Einzelnen in der Kooperation erweitern hilft.

Ich glaube, daher kommt auch die teilweise enthuisiastische Ausnahme:
Oops, stimmt ja eigentlich, nicht sakrosankt, ich kann ja doch was tun.
- Ein Anstoss, der für viele "Gold wert" ist und der uns, das wurde ja
nun deutlich, nicht weit genug geht.

Hey, Mann! Für ein simples "Wehr dich!" muß ich nicht so viele Seiten
beschreiben...

(30) Daraus ziehe ich für eine freie Gesellschaft folgende Schlüsse:
- die gesamtgesellschaftliche Vermittelung ist personal-konkret
strukturiert

Uuh, unser altes Thema. Ich bin mal wieder unsicher :-( .
Personal-abstrakt oder vielleicht kooperativ-abstrakt wäre mir lieber.

Bin ich auch unsicher. Abstrakt willst du drin haben, um den
verselbstständigten Charakter von GK drin zu haben, oder? Aber dieser
verselbstständigte Charakter konstituiert sich aus lauter konkreten,
personalen Vermittlungen und gerade nicht aus einem abstrakten
Mechanismus a la Wert. Das ist mir das wichtige daran.

Dazu wollte ich (die Tage) eigentlich auf Petras Reply eingehen.
Vielleicht kannst du dich da auch einklinken?

- Träger der gesellschaftlichen Vermittlung ist die freie Kooperation

Ja.

Oha - ein ja;-)  ... ja, oekonux'sch...;-)

Du hattest ein kleines "F" verwendet, da war ich von der oekonux'schen
ausgegangen ;-) . BTW: Frechheit eigentlich, daß sich Christoph unser
großes "F" geklaut hat ;-) ;-) .

Eins ist für mich klar: Eine Freie Gesellschaft muß auf der Grundlage
von Überfluß stattfinden. D.h. die existentielle Absicherung für jeden
einzelnen Menschen muß a priori gegeben sein.

Es muss aber einen Weg dahin geben - das ist das *eigentlich*
Schwierige. Setzt du es voraus, kannst du es knicken - wer soll es schaffen?

Ich denke, daß wir da (längst?) sind. So gesehen ist der Weg längst
gegangen - nur feststellen müssen wir es noch.

Erst dadurch
wird die je individuelle Entfaltung auch angstfrei möglich, erst
dadurch können die je individuellen Potenzen zum Tragen kommen, erst
dadurch gewinnen Konflikte ihre Eigenschaft als Anstoß zu neuen
Entwicklungen zurück.

Dazu brauchst du keine Freie Kooperation sondern nur einen klaren
Verstand und manche vielleicht ein bißchen Auseinandersetzung mit sich
selbst.

Mit ein paar Kriterien im Koppe setzt es sich leichter auseinander mit
sich selbst;-)

Und noch viel leichter setzt es sich mit irgendwelchen äußeren
Abstrakta auseinander ;-) ...


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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