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Re: [ox] Der wilde Dschungel der Kooperation



Hi Uli und alle!

Ich gehe mal einzeln auf die Mails ein, die sich auf meine Mails
beziehen. Zu den anderen Dialogen kann ich wegen der Masse nicht mehr
viel sagen - und auch weil mir da oft nur Unwesentliches einfällt.

Last week (7 days ago) Uli Frank wrote:
(18) Die Freie Kooperation beginnt hier und heute. Eine Kooperation muss
sich jetzt als besser erweisen, es muss sich in und mit ihr besser leben
als ohne sie, es muss sich »lohnen«: »Unter Gleichen definieren wir 'es
lohnt sich' als: 'Diese Kooperation ist besser für mich als wenn ich sie
nicht hätte'.

Und auch hier scheint das instrumentelle Verhältnis des atomisierten
Individuums durch: "Diese Kooperation nutzt je meinem Zweck." - "Und
wenn ich diese Kooperation ausbeuten könnte, würde sie mir noch mehr
nutzen." finde ich die ganz natürliche Ergänzung. Wie ich in meiner
Eingangskritik schon bemerkt hatte, unterscheidet sich die Spehrsche
Freie Kooperation (z.B.) in dieser Hinsicht nicht vom Liberalismus.

Stefan, das Entscheidende finde ich, daß konsequent von der KOMPETENZ des
einzelnen ausgegangen wird.
Das Ja-Sagen zu einer Kooperation wird vollständig in die Entscheidung des
einzelnen gelegt. Sie- die Koop- WOLLEN ist das zentrale Kriterium, sich gut und
richtig dabei fühlen usw. Es geht weniger um die kalte Nutzenberechnung des
liberalen homo oeconomicus.

Das sehe ich auch so. Nur davon redet die Freie Kooperation nicht. Sie
redet davon, wenn mensch sie *nicht* mehr will. Das finde ich
daneben. Ja, das ist das Denken vom Ausnahmezustand her - vielleicht
liegt da ein zentraler Haken.

Leider sind die Begriffe oft noch aus der Welt des Werts- bzw mir fallen oft auch
keine anderen ein, zb im folgenden "sich lohnen" .

Genau. Hierum muß gerungen werden (im Sinne von sich anstrengen). Das
tun wir hier ja und entdecken dabei neue Welten - ich jedenfalls. So
muß es m.E. sein.

Vielleicht bringt der Begriff
der "Würde" oder "Anerkennung" was: also nicht nur "Selbstentfaltung" als
individuelles Motiv, sondern auch das "Spekulieren" auf die Anerkennung, Liebe der
anderen (als Motiv, das die anderen direkt einbezieht).

Im "Spekulieren auf" steckt genau das Problem, denn hier hier wird's
instrumentell. StefanMz hat glaube ich schon ganz gut begriffen, was
ich betonen will. Die Selbstentfaltung ist *sich selbst genug*. Da
braucht es keine Spekulation auf einen dritten Zweck. Wenn ich tue,
was ich aus inneren Gründen tun muß, gibt es keinen dritten Zweck
mehr.

Das Spekulieren auf Anerkennung, Liebe, etc. könnte aber als eigener
Bereich von Selbstentfaltung gefaßt werden. Dann wäre aber
Anerkennung, Liebe, etc. der Gegenstand der Tätigkeit und nicht
irgendetwas Drittes. Das wäre mal zu explorieren.

Wir definieren 'es lohnt sich' <i>nicht</i> als: 'Diese
Kooperation lohnt sich, weil ich dir weniger gebe als du mir'« (S. 14).

Das NICHT bestreitet doch gerade die Gültigkeit des zweiten Satzes!

DAvor steht:
"Zwischen Menschen, die sich als gleich betrachten, sind wir äußerst EMPFINDLICH
gegenüber dem Ansinnen, die eigene Zeit, Kraft, Leistung, Person sei fühlbar
weniger wert als die des anderen...

Ja, und das "Zeit, Kraft, Leistung, Person sei fühlbar weniger wert"
ist das Problem. Hier ist es die Gleichheit des Tausches, um die es
geht, die Gleichwertigkeit. Davon abgesehen, daß die Frage der
(intersubjektivierbaren) Wertbestimmung jenseits des Geldes offen ist,
kann es auch nicht um gleichwertig gehen. Der Einsatz von "Zeit,
Kraft, Leistung, Person" in der Freien Software genauso wie hier ist
nicht gleich viel wert - nach keinem Kriterium. Das ist die wichtige
Leitidee m.E.

Eine oekonuxige Sichtweise würde ich mir eher so vorstellen: Die
Kooperation macht mir Spaß. Da lebe ich einfach drin und tue was ich
für richtig halte. Wenn ich wenig gebe und viel bekomme ist das
genauso ok wie umgekehrt.

Unterschätzt du da nicht die soziale Bedürftigkeit der Menschen ?

Nein. Überfluß hatte ich ja andernmails vorausgesetzt. Materielle
Bedürftigkeit ist dann jedenfalls weg.

Gehst DU da nicht gerade von dem isolierten, für sich allein glücklich sein
könnenden Individuum aus?

Nein. Der Spaßanteil an der Kooperation, die Selbstentfaltung kann
gerade das Miteinander sein bzw. ohne das Miteinander undenkbar sein.
Der *Inhalt* der Selbstentfaltung ist individuell verschieden. Der
kann individuell oder kooperativ sein.

Zu dem "Spaß" - gehört da nicht die Zuwendung, Bestätigung die Würdigung duch die
anderen dazu?

Ja, aber nicht im Sinne von verknappter Zuwendung, Bestätigung,
Würdigung. Das sind für mich alles Sachen, die zwischen sich
selbstentfaltenden Menschen a priori klar sind. Da gibt's keine
Knappheit.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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