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RE: [ox] Re: Antideutsche



Benni Bärmann wrote:

Wenn ich mir mal so die diversen Artikel auf Indymedia
(germany.indymedia.de) in den letzten Tagen angucke, dann findet man da
neben vielen vernünftigen Artikeln tatsächlich viel offenen
Antiamerikanismus, bis hin zu Behauptungen, es geschehe den Amis ja nur
Recht, dass sie nun auch mal getroffen würden. Auch wird oft vom WTC als
Zentrum des weltweiten Finanzsystems gesprochen und von der amerikanischen
Unterstützung für Israel und dem gerechten Befreiungskampf des
palästinensischen Volkes. Oder es wird gesagt, wer im WTC arbeite, sei
schliesslich selber schuld, wo man doch wisse, dass das die weltweite
Unterdrückerzentrale sei...

Das Problem zahlreicher linker anarchistisch und sonstwie Gesinnter ist,
dass sie aehnlich wie deutsche Rechtsextreme voraussetzungslos von einem
kruden Selbstbestimmungsrecht der (Bluts)völker ausgehen und die fatalen
Folgewirkungen dieser Ideologie auf Staatsbürgernationen (wie Jugoslawien
und Israel, bei allen Mängeln) übersehen, bzw. bewusst in Kauf nehmen.

Auch faellt es oft schwer bei der Frage Finanzsystem berechtigte Kritik an
den Fehlwirkungen der internat. Finanzmaerkte von dubiosen und
simplifizierenden Verschwoerungstheorien zu trennen, wobei nicht jede Kritik
an diesem System automatisch antisemitisch sein muss.

Wer glaubt dem Antikapitalismus sei genützt wenn man Tausende Beschäftigte
einer Finanzmetropole umbringt ist unglaublich verstahlt.

Wer das getan hat, ist ein Faschist. Der Anschlag trägt alle Merkmale
faschistischen Terrors. Möglichst viele Opfer ohne Ansehen der Person. Ob
diese Faschisten jetzt auch noch Islamisten sind, ist dabei für mich
zweitrangig. Es ist auch kein Zufall, dass die grösste Unterstützung für
diesen Anschlag in Deutschland aus NPD-Kreisen kommt.

Ich finde die Zerschlagung atavistischer und fundamentalistischer Strukturen
grundsätzlich fortschrittlich, meine Zweifel sind nur, ob ausgerechnet die
US-Militärmcht, die sich nicht scheut aus taktischen Gründen auch mit
solchen Kräften zu paktieren (vgl. meine Mail von vorhin), hier die
Richtigen sind. Man denke nur an Bosnien (und die dortigen
Dschihad-Kaempfer) oder aktuell an Albanien, Mazedonien, YU wo die NATO
weder willens noch in der Lage ist gegen Gruppen wie die UCK vorzugehen.
Bevor man über Vergeltungsschläge und weltweiten Krieg gegen den Terror
redet, sollte eine Gesamtrevison der westl. Politik in diesem Bereich
stattfinden - dabei kann man dazu kommen, dass insb. in Deutschland
islamistischen Gruppen bislang zuviel Toleranz entgegengebracht wurde (man
denke an die algerischen Gruppen wie GIA). Richtig ist auch über soziale
Ursache zu reden, wobei man damit eher langfristig den Nährboden austrocknen
kann, alle Fanatiker werden sich dadurch nicht abschrecken lassen.

Mit den Merkmalen faschistischen Terrors hast Du recht; wenn man sich etwa
den Roman "Opernball" von Josef Haslinger ansieht, dann ist dort
faschistischer Terror weit geringeren Ausmasses Anlass zu massiven
reaktionaeren Umgestaltungen der (österr.) Innenpolitik, die breit getragen
werden - ich würde sagen eine Linke kann bei aller Empörung über die
verbrecherischen Anschläge in NY eine solche Entwicklung nicht gutheißen.

Markus


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