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Re: [ox] Re: Moral und anderer Schrott



Hallo Hartmut, Stefan und Mitleser,

On Fri, Aug 31, 2001 at 09:17:38AM [PHONE NUMBER REMOVED], PILCH Hartmut wrote:
Das Gefangenen-Dilemma ist ja recht gut bekannt.
Ob es den beiden gelingt, frei zu kommen, haengt in hohem Masse von ihrer
"Moral" ab.

Unzaehlige andere Situationen sind Gefangenen-Dilemmata in etwas
komplizierterer Form, mit ein paar mehr Variablen.  Ueberall gibt es
Spiele, bei denen die Allgemeinheit einen Nutzen erfaehrt, wenn wenigstens
eine gewisse kritische Masse an Einzelnen sich bereit findet, auf ihre
private Nutzungsmaximierung zu verzichten.

Nein, das ist es gerade nicht. Spieltheorie ist persönliche
Nutzenmaximierung, nichts weiter. Man berechnet nur das Handeln der anderen
mit in sein Kalkül ein.

Auch obige Situation:  derjenige, der sein langfristiges Glueck nicht
erkennt, lebt kurzfristig nach gewoehnlichen Massstaeben besser als
diejenigen, die vom allgemeinen Glueck philosophieren und dafuer in
Vorleistung treten.

Nein, das stimmt so auch nicht. Wenn man erkannt hat, dass die
Selbstentfaltung der anderen Bedingung der eigenen Selbstentfaltung ist,
braucht man nicht heute in Vorleistung zu treten. Das "selbstlose" Handeln
ist dann auch schon kurzfristig nötig. (Ich red jetzt schon wie Stefan ;-)

Ich glaube nicht, dass Stefan wirklich die Moralitaet ausblendet.  Sonst
gaebe es das Projekt Oekonux wohl nicht.  Wir reden vielleicht mit
verschiedenen Begriffen ueber das gleiche.

Offensichtlich. Spieltheorie als Gesellschaftstheorie ist nämlich gerade ein
amoralischer Ersatz für Moral und ein Versuch zu begründen, dass
gemeinnütziges Verhalten auch unter egoistischen Vorraussetzungen zu Stande
kommen kann und somit eine Variante liberaler Ideologie, dass nämlich, wenn
nur alle eigennützig Handeln, die Beste aller möglichen Welten geschaffen
wird.

Das ist aber tatsächlich für den Moraldisput interressant, denn:

Meine Skepsis gegenüber Stefan liegt auch darin begraben, dass ich denke,
seine "Selbstentfaltung" ist nichts als eine neue Variante des alten
liberalen Eigennutz. Natürlich wird er das weit von sich weisen und sicher
zum Teil auch zu Recht. Die ergänzende Formel von der "Selbstentfaltung
aller als Bedingung meiner eigenen Selbstentfaltung" drückt da ja auch eine
sehr starke Differenz aus.

Aber mir stellt sich da gerade die Frage, ob da letztenendes die moralische
Lehrstelle in der Theorie nicht einfach durch eine (kritisch)-psychologische
Brücke überbaut werden soll. Meine Skepsis gegenüber psychologischen
Gesellschaftstheorien ist aber größer als gegenüber moralischen. Leider hab
ich aber die kritische Psychologie immer noch nicht studiert, so dass ich da
auch völlig falsch liegen kann. Vielleicht kannst Du, Stefan, mir da mal
einen Einstieg empfehlen?

Grüße, Benni
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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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