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Re: [ox] Re: Gewalt



Hi Stefan &alle,

Stefan Merten schrieb vor 3 Stunden:

2 days ago Christoph Reuss wrote:
Stefan Merten schrieb gestern:
Ich habe vor vielen Jahren mal mit Freunden eine Definition von Gewalt
entdeckt, die ich zumindest als Ausgangsbasis sehr nützlich fand: Was
Gewalt ist, kann nur das (potentielle) Opfer definieren. Alles andere
macht keinen Sinn.

Diese Definition versagt aber gerade bei struktureller Gewalt.  Diese
wird nämlich oft von den Opfern nicht als Gewalt wahrgenommen, weil
die sich der Zusammenhänge nicht bewusst sind  und/oder  weil sie
gesellschaftlich so konditioniert wurden, die betreffende Gewalt
nicht als Gewalt zu bezeichnen/empfinden.  (Das ist ja gerade der Trick
der Ausübenden von struktureller Gewalt!)

Hmm... Wenn ich dich richtig verstehe, dann definierst du so etwas wie
einen objektiven Schaden, den jemensch oder auch etwas erleiden kann,
und wenn dieser objektive Schaden zugefügt wird, dann ist das Gewalt.

Ja, wobei ich subjektive Komponenten _additiv_ schon auch berücksichtigen
würde (z.B. der persönliche Erinnerungswert eines Gegenstandes, der dem
Opfer weggenommen/zerstört wurde).  Was ich einfach vermeiden will, ist,
dass das Opfer (per "Selbstbetrug" oder einfach aus Unwissenheit) den
Schaden "übersieht".  Das wäre nämlich ganz im Sinne der Täter -- s.u.


Da kann ich erstmal nicht ohne weiteres folgen, da damit mal wieder
Dritte bestimmen, was für jemenschen Schaden ist. Das ist letztlich
auch wieder Herrschaft.

Das wäre aber bei Deiner Gewalt-Definition (dass das Opfer den Schaden
selber definiert) _erst_recht_ so:  Denn mittels Propaganda (Religion,
"Kultur", Werbung und andere Gehirnwäschen) können dann Dritte das
Opfer dahingehend beeinflussen, dass es den ihm zugefügten Schaden
nicht als solchen empfindet (sondern sogar als Nutzen!).
Beispiele:
- Die Märtyrer, denen per Religion eingeredet wurde, der Tod sei für
  sie das Beste (weil sie so einen Logen-Platz im Himmel bekommen).
- Die User, denen per M$-Werbung eingeredet wurde, Windoof sei das
  allerbeste OS und viiiiel besser als Linux/Mac.
- Die Arbeitnehmer, denen per Kapitalismus-PR eingeredet wurde, das
  U$-System sei das beste und viiiel besser als eine GPL-Gesellschaft.
  Und überhaupt: jeden Tag die Blödzeitung lesen, CNN gaffen und Cola
  saufen ist doch ein _Nutzen_, kein Schaden, poah ey!  ;-}}

_Das_ ist nun wirklich Herrschaft !  ;-(

Meine Definition hingegen bringt den Schaden an den Tag -- egal wie stark
das Opfer manipuliert wurde, den Schaden nicht als solchen zu empfinden.


Mit weiterem kann ich dir hingegen schon eher folgen, denn ich würde
so rein intuitiv auch sagen, daß Menschen sich schädigen oder
geschädigt werden ohne es zu wissen. Schwiiiiiiierig...

Eben, das ist es...


Subject: Re: [ox] OpferNutz statt TäterFetz!

Ich würde mich jedenfalls strikt gegen irgendwelche starren
Täter-/Opfer-Zuschreibungen wenden.

Sehr richtig.  Es besteht eine signifikante Überlappung der Populationen
von Opfern und (direkten) Tätern.  Beispiele: Kleinkrimineller, Frontsoldat.
Es gibt nicht nur "rückfällige Täter", sondern auch "rückfällige Opfer".
Das Gegenstück zum Opfer ist nicht etwa der direkte Täter (beide sind
"viktimologisch prädisponiert"), sondern der scheinbar unbeteiligte
Ausübende von struktureller Gewalt (der "viktimologisch immune").
Beispiele: Jurist, Offizier.

Grüsse,
Christoph


________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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